Ich weiss nicht, wie oft ich nach der Lösung eines Brummproblems gefragt worden bin. Denn so einfach ist es mit dem Brumm ja auch wieder nicht. Brumm ist nämlich nicht gleich Brumm. Und da wäre es schön, wenn man wüsste, um was für einen Brumm es sich denn da handelt. Oft heisst es ja nur: „Verstärker brummt».
Dabei ist es gar nicht der Verstärker. Der macht nur das, was er machen soll: verstärken, nämlich. Die Ursache liegt oft woanders. Das gilt zunächst für Nicht-Bastler.
Wenn es brummt, kann das nur drei Ursachen haben. Trifft auf Ihre brummende HiFi-Kette keines davon zu, sollten Sie einen Geisterjäger (wahlweise auch Elektriker) rufen, oder eine Werkstatt beauftragen. Dann nämlich ist etwas kaputt.
Brumm-Sachen
Im Folgenden gehe ich davon aus, dass sich die Netzstecker aller Geräte in einer guten Steckdosenleiste befinden und eben nichts kaputt ist. Die Brummursachen Numero Eins und Zwei sollten hinlänglich bekannt sein und wurden schon mehrfach besprochen.
1.
Starke Wechselstromfelder (zB. Halogenfluter) und/oder schlecht abgeschirmte NF-Kabel bzw. generell schlechte oder fehlende Abschirmung.
Dieser Brummton „schwingt» deutlich, es klingt zwar aggressiv wird aber nicht als „Bedrohung» empfunden. Unter Umständen hört man sogar ganz leise eine Radiostation.
Genau dieses Brummen hört man auch, wenn der Verstärker „leer» läuft, also ohne jede Signalzulieferer. Jeder Gitarrist der mit Röhrenverstärker spielt, kennt das. Im HiFi-Bereich muss man im besten Fall in die Lautsprecher hineinkriechen, um das zu hören. Halbleiterverstärker tendieren zu einem leisen Rauschen.
Um dieses Brummen laut hörbar zu machen, genügt es, den Verstärker auf den empfindlichesten Eingang zu schalten und einen dünnen metallischen Gegenstand in die betreffende Cinchbuchse zu führen (nicht zu tief). Keine Angst, man bekommt (in der Regel) keinen „gewischt». Hören Sie es? Das ist Brummen.
2.
Die berühmte Masse-Erdschleife. Die Masse-Erdschleife ist „einfach» nur eine mehrfache Erdung. Kommt besonders bei Röhrenverstärker vor, da hier oft die Schaltungsmasse direkt geerdet wird.
Ich vereinfache: Man hat damit einen geschlossenen Stromkreis. Der wirkt jedoch gleich doppelt. Denn das ist gleichzeitig auch eine Spule. Nur mit einer Wicklung.
Ich vereinfache weiter: Solange die Schutzleiter (die „Erdung») aller Geräte identisch ist (Leitungsquerschnitt, Leitungswiderstand, Länge des Kabels etc.), solange fliesst auch kein Strom. Eventuell hat man ein Problem mit Wechselstromfelder.
Erhöht sich in diesem „Stromkreis» der Leitungswiderstand nur eines Schutzleiters, weil dieser beispielsweise in 10m-Entfernung angeschlossen wird, dann werden Aus-Gleichströme (bewusst so geschrieben) fliessen. Das betreffende Gerät hat dann beispielsweise ein Masse-Erdpotential von vielleicht 0,001 Volt (1 Millivolt), während die Geräte mit dem „richtigen» Masse-Erdpotential sture 0V aufweisen. Auch wenn es in diesem Beispiel nur 1mV ist – das reicht für einen Stromfluss. Dazu kommt die Sache mit der Spule in die sich Wechselstromfelder induzieren.
Aus-Gleichströme fliessen daher auch, wenn das dünne Erdungskäbelchen des Plattenspielers am falschen Erdungspunkt (dieser muss immer der niederohmigste Punkt sein) angeschlossen wird.
Die Masse-Erdschleife macht mit einem summenden Brumm, also ein „Brumm-Summ», auf sich aufmerksam. Der Aus-Gleichstrom „produziert» das Summen. Das Brummen kommt von den Wechselstromfeldern. Die Wirkung wird von vielen Menschen als „nicht ganz so angenehm» empfunden.
3.
Die Ursache ist hauptsächlich in Bastlerkreisen anzutreffen und ist Potentialausgleich (Aus-Gleichstrom) in Reinkultur. Ursache ist eine „nachlässige» Masseverdrahtung oder eine nicht ganz saubere Lötstelle irgendwo auf der Massebahn. Kommt eine Masseschleife hinzu ist man ganz schnell wieder bei Punkt 2.
Die mittlerweile oft verwendete Kupferader als Masseschiene (auch von mir propagiert), ist kein Allheilmittel. Das habe ich nie behauptet. Sie kann die Masseführung erleichtern, sie verführt aber auch leicht zu Nachlässigkeit.
Hierbei wird die Kupferader über die Schaltung gelegt, evtl. gestückelt und entsprechend verlötet. Was man in Leistungsverstärker fast problemlos machen kann, geht völlig in die Hose, wenn man so etwas in einem Phono-Verstärker aufbaut.
Bedingt durch die Stücklung und das Verlöten baut man sich nämlich (unbewusst) Widerstände ein, an denen dann natürlich ein Gleich-Spannungsabfall auftritt. Je empfindlicher der Verstärker, desto stärker wird darauf „reagiert». Ein halbes Millivolt Unterschied reicht oftmals schon aus.
Das ist wirklich gar nicht mal so selten und passiert wohl jedem mal. Auch mir, bei meinem Phono-Projekt. Da ich dort eine „Holzkiste» verwendet habe, war ich nur auf Abschirmung (siehe erste Ursache) und kurze Verdrahtung fixiert und habe die Sache mit dem Potentialunterschied auf der Masseader völlig übersehen.
Das Ergebnis war ein „tieffrequenter» Summton. Da man es hier mit „Aus-Gleichströmen» zu tun haben, ist der Begriff „Tieffrequent» nicht ganz passend. Wie auch immer, der Summton liegt unter 50Hz. Die Tonhöhe ist zudem konstant und wird in seiner Wirkung als sehr unangenehm empfunden. Oftmals tritt das Summen auch in Anhängigkeit von der Stellung des Lautstärkeregler auf.
Noch etwas vertracktes: Ist der Phono-Pre an sich „ruhig» (bis auf ein leises Brummen wie unter 1 beschrieben) und kommt nur dann ein Summen dazu, wenn der Plattenspieler angeschlossen wird, dann dürfte der Bock im Plattenspieler bei der Masseverdrahtung zu finden sein.