Spark? MingDa!

Ja, das ist ein Spark. Sieh‘ mal an. Ein getarntes OEM-Produkt aus dem Hause Zhuhai Spark Electronic Equipment Co. LTD, um genau zu sein. Getarnt deshalb, weil dieser Gegentakter zunächst gar nicht nach Spark aussieht. Warum ich das so mit Gewissheit sagen kann? Nun, nur Spark hat(te) diese ganz spezielle Art, einen Röhrenverstärker aufzubauen. Und wurde später von auch von MingDa kopiert!

Update Oktober 2018
Nein, das ist kein Spark. Es hat etwas gedauert, diesen Verstärker als Meixing – MingDa zu identifizieren. An geeigneten Stellen wurde das nun korrigiert. Nochmals: Kein Röhrenverstärker von Spark, sondern von MingDa.

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Erkennungsdienstliches

Da ist zum einen die Freiverdrahtung und die Art, wie die Bauteile miteinander verbunden wurden (im Stil „Wired wrapped»). Dazu kommt, wie diese Verbindung dann auch noch „fixiert» wird. Nein, ich will das nicht Lötzinn nennen. Das Zeug wird unter Hitzeeinwirkung nur pappig, noch nicht einmal zähflüssig.

Um einmal verbundene Bauteile zu trennen, wendet man am besten die Methode „Knippex» an. Alles andere ist vergebene Liebesmüh. Einzelne Drahtreste können nach dem abkneifen, beispielsweise an den Röhrenfassungen, unter Umständen leichter entfernt werden.

Da ist zum anderen die Verkabelung und die ebenfalls typische Spark-Mach(un)art, unbeschaltete Kontakte an den Röhrenfassungen als Lötstützpunkt zu nutzen. Gerade das sollte man ja nicht machen, macht man aber schon seit „Urzeiten» so. Solange man bei einem Röhrentyp bleibt, ist das nicht weiter tragisch…

Die Bauteilqualität der (alten) Sparks ist eigentlich immer schon ordentlich gewesen. Leistungsmäßig, ja fast schon manisch, sind die Bauteile überdimensioniert – nach dem Motto: lieber zuviel, als zuwenig. In Anlehnung an „German Angst» könnte man das durchaus als „Spark-Angst» bezeichnen.

Besonders im Netzteil, denn da wurde sehr oft ordentlich geklotzt. Doch die offensichtlich gute Bauteilqualität kostet ja – und das wurde gerne woanders doppelt eingespart. Nämlich da, wo man es nicht sieht… Da hat dieser Verstärker noch eine Überraschung in petto.

Typisch ist auch, dass scheinbar Bauteile verwendet wurden, bei denen es galt, Überbestände abzubauen. Zum Beispiel im Netzteil die Siebelkos: Zwei hintereinander geschaltete 470µF/450V-Brummer. Das ergibt de facto einen 235µF/900V Elko. Die Spannung, die da im Leerlauf anliegt, beträgt übrigens gerade einmal 500V. Jeder Bastler hätte, auch aus Kostengründen, einen 220µF/500V Elko verbaut. Oder aber zwei 470µF/250V Elkos.

Das typisch chinesische Paradoxon: Im gleichen Maße, wie man kräftig überdimensioniert, werden an anderer Stelle Bauteile gerne „vergessen». Mit dann „kuriosen» Auswirkungen… Das allerdings hätte mich stutzig machen sollen, das kannte ich von Spark nicht.

Schaltungsmäßig waren diese Röhrenverstärker eigentlich immer gut dabei. Den SRPP-Einheitsbrei hat man sich auch lange verweigert und die Röhrenschaltungen nach guter alter Väter Sitte aufgebaut. Doch das ist alles lange her… Heute hat man die betriebswirtschaftlichen Vorteile (wirklich, sonst gibt es keine anderen Vorteile) einer, wie auch immer gearteten, SRPP mit ECC83 (12AX7) schätzen gelernt.

Die Zhuhai Spark Electronic Equipment Co. LTD sind, wie bereits erwähnt, auch im OEM-Bereich tätig bzw. bauen im Auftrag. Das ist soweit richtig, ja. Wie aber eingangserwähnt, ist das kein Spark.

Nicht nur für HiFi (so wie wohl dieser Verstärker), sondern auch im Bereich Gitarrenverstärker, wie ich kürzlich feststellen konnte. Trotz eines wirklich blitzsauberen Aufbaus und Verwendung von „echtem» Lötzinn weisen diese „getarnten» Sparks eine (mittlerweile) typische „Marotte» auf, die nur der „Spark-Angst» geschuldet sein können.

Alles und jedes wird mit nämlich einer Schmelzsicherung „gesichert»: Heizspannung, negative Vorspannung, Versorgungsspannung und sonstige Hilfsspannungen…

Das zu Spark an sich.
Um es jetzt vorweg zu nehmen: Dieses Projekt ist eigentlich kein Customize. Es läuft auf einen Umbau hinaus. Also eigentlich so etwas wie Röhrenverstärker-Selbstbau – nur mit vorhandenen Mitteln, sprich Chassis, Netztrafo und Übertrager. Und in diesem Fall mit einem Großteil der vorhandenen Röhren.

frihu

…hört gerne Musik. Über Röhrenverstärker. Musikrichtung egal. Ausser Jazz, Hip-Hop, House, Metal, Trash, Schlager, Volksmusik, Gangsta-Rap (noch schlimmer, wenn in Deutsch gebrüllt). Da krieg' ich ein Hörnchen. Autor der Bücher: Hören mit Röhren, Röhrenschaltungen und High-End Röhrenschaltungen. Artikel in hifi-tunes (Röhrenbuch 2): Bauteileauswahl für Röhrenverstärker und EL509 Single-Ended Röhrenverstärker im Selbstbau

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