Vorverstärker… Also ein Line-Pre. Wer braucht denn so etwas noch? In Zeiten des allgegenwärtigen Hochpegels (alles ab 0,775V) ist ein Vorverstärker eigentlich Anachronismus. Viele Verstärker (Endstufen) sind heute mit deutlich niedrigeren Eingangspegeln voll auszusteuern.
Was mich betrifft – ich benötige keinen Vorverstärker (mehr). CD-Player und mein, auf Hochpegel getrimmter, PasAk reichen.
Aber… Es soll ja auch HiFi-Setups geben, da ist ein Vorverstärker schon wichtig. Beispielsweise, wenn „echte“ Endstufen – und das auch noch als Monoblöcke – zum Einsatz kommen.
Vorverstärker-Selbstbau
Aus diesem hier soll etwas Brauchbares und vor allem Sicheres geschaffen werden. Und – das war sofort klar – „Schema F“ sollte es nicht werden. Mal sehen, was man, ausser Gehäuse, noch recyceln kann…
Und das war leider nicht viel. Einige Bauteile überlebten das Entkernen nicht und waren reif für den Sondermüll. Mit dem Epoxid (muss ’ne Spezialmischung, Marke „Endzeitfest“, gewesen sein) hatte man es gewaltig übertrieben. Ein Reparaturfall galt wohl als unmöglich…
Selbst Schraubverbindungen, besonders die der Cinchbuchsen, waren mit „Endzeitfest“ verklebt. Wären die Cinchbuchsen nicht elektrisch mit dem Chassis verbunden gewesen (war und ist ein ganz beliebter „Fehler“), hätte man darüber hinwegsehen können… Schade drum.
Eingangswahl mit Relais
Die Kanalauswahl erfolgte über kanalgetrennte Reed-Relais. Der Wahlschalter schaltet also nicht das NF-Signal, sondern direkt die 20V-Spulenspannung der Relais. Okay, nicht unbedingt elegant, aber das kann man lassen.
Die paar Milliamperchen, die die Relais benötigen, rechtfertigen aber keine separate Trafowicklung. Damit das aber doch noch einigermaßen Sinn ergibt, könnte man doch gleich ein paar seriell geschaltete Röhren mit an diese 20V hängen…
Ein Spannungszug für zwei verschiedene Aufgaben zu nutzen, war aber noch nie eine gute Idee. Wie zum Beweis zeigten sich später am Oszilloskop „Schaltimpulse“. Grund war vielleicht das Fehlen von Freilaufdioden – gerade bei dieser „hohen“ Spulenspannung.
Eine Nachrüstung war nicht möglich. Also musste das später auch neu „gemacht“ werden (diesmal mit 5V-Relais).
Ur-Schaltung
Den eigentlichen Vorverstärker habe ich mir nicht so genau angeschaut, bzw. mir ist dafür die Motivation (auch wegen „Endzeitfest“) abhanden gekommen…
Also: Vorne Trioden (E283CC, eine „spezielles“ ECC83-Derivat), dann zwei Pentoden (E81L, waschechte Endstufenröhren), die – phasengetrennt (!) – auf die XLR- bzw. Cinch-Ausgangsbuchsen arbeiteten.
Mittels einer Umschaltmimik (statt Schalter) konnte das Ausgangssignal automatisch auf Cinch oder XLR geleitet werden. Auch hier diese 20V-Relais.
Das sah interessant aus: War XLR nicht angeschlossen, lag das Ausgangssignal auf Cinch. Sobald die Schirmmasse der XLR-Verbindung anlag, schaltete ein entsprechender Transistor durch und damit auch die Relais.
Pfiffig, möchte man meinen. Die XLR-Schirmmasse aber auch noch quasi als Steuerleitung zu „missbrauchen“… Naaaja.
Wie auch immer. Das Prinzip der Röhrenschaltung will ich – so ähnlich – beibehalten. Nur: Die Röhrenanzahl sollte sich von insgesamt sechs auf drei reduzieren. Aus thermischer Sicht ist das Gehäuse nämlich auch nicht unbedingt ideal. Auf die XLR-Ausgänge soll verzichtet werden.
Metallverarbeitung
Sch…ön. Also, zur „Entspannung“ ein paar Lüftungslöcher in’s Bodenblech gebohrt. Damit später wenigstens etwas „Durchzug“ entsteht – der Gehäusedeckel hatte bereits entsprechende Lüftungsschlitze – nur: Von unten kam kaum etwas…
Dann die Sache mit der EDV-Steckverbindung (wegen dem separaten Netzteil) welches direkt zu meiner „Lieblingsbeschäftigung“ führte: Metallverarbeitung. Genauer: das Feilen. Um nämlich eine Kaltgerätebuchse einsetzen zu können.
Erinnerungen an meine Fach- und Berufsschulzeiten wurden wach. Gefühlt jahrelanges Feilen. Millimetergenau. Wenn man auch nur 0,9mm zuviel weggefeilt hatte, ging der Spass wieder von vorne los. Und ein Stockwerk höher gammelten kalte Lötkolben…
Wie man so etwas gut finden kann, oder sich freiwillig antut, verstehe ich bis heute nicht.