Also die mündliche oder schriftliche Form eines Dialogs. In diesem ganz speziellen Fall ist die Schriftform gemeint. Und davon gibt es ja drei Hauptarten mit „Was-weiss-ich»-vielen Untergruppen: Die amtliche (bzw. offizielle) Art. Das Private. Und dann etwas, was oft nur mündlich funktioniert: „Schön-Wetter-Gespräche» (vulgo Smalltalk) – oft auch als Laberei bezeichnet.
Smalltalk mit fachlichen Aspekten nennen sich „Benzingespräche» – ein aus der Mopped-Szene stammender Begriff. Kennzeichnend ist hierbei, dass die Grenze zwischen Wahrheit und Dichtung sehr fliessend ist und es nicht immer leicht ist, das „Jägerlatein» zu erkennen.
Gemeinsam ist aber allen drei Arten, dass es Regeln gibt, die man einhalten sollte. Sonst nämlich ist es schnell Essig, mit Konversation. Bei einem „Benzingespräch» über persönliche Befindlichkeiten zu sprechen ist, beispielsweise, tabu. Dafür interessiert sich keine Sau.
Bleiben wir mal bei der privaten (schriftlichen) Konversation. Ist der Gesprächspartner bekannt bzw. näher vertraut, dann wird die „Du-Form» verwendet – weniger oder kaum bekannte Partner bleiben beim „Sie». Das Internet (speziell Diskussionsforen) bildet da eine Ausnahme: Da gehört es zum höflichen Ton, dass man „duzt» – man bleibt aber allgemein höflich. „Verbale» Entgleisungen sind nicht gerne gesehen – auch wenn der fachliche Aspekt richtig sein mag.
Zu den Grundpfeilern der Höflichkeit gehört ein Gruss. Ein simples „Hallo» reicht bei einem namentlich Unbekannten oder wenn es sich um ein „Grüppchen» handelt. Selbst bei einem „Bezingespräch» steht an erster Stelle ein Gruss: „Hey alter Wemser, lange nichts voneinander gehört. Wie is?» Um dann schnell zum eigentlichen Gesprächsthema überzuleiten, bis es irgendwann zum „Abgruss» kommt. Ein „Tschüssikowski – bis die Tage», „Tschö mit Ö» oder „Man liest sich» gilt als offizielle Formsache.
Eine besondere Form der privaten Konversation ist der
schriftliche Verkaufsdialog
Das Prinzip ist einfach: Ich mache (höflich) ein Angebot, was ein Interessent nicht ablehnen kann. Das Ganze natürlich ohne Lug und Betrug. Seriös also.
Das mit der Seriosität zieht man aber schnell in Zweifel, wenn es an ein Mindestmaß an höfliche Umgangsformen fehlt. Hierbei hat sich mittlerweile der bekannte Running-Gag entwickelt: „Was letzte Preis?». Diesbezüglich ist ein Kleinanzeigen-Portal besonders auffällig. Da trifft man auf Verkäufer und Interessenten, die Eines gemeinsam haben: Die konsequente Vermeidung von Subjekt und Prädikat in einem Satz.
Auch die Anzeigentexte geben da so manchen aufschlussreichen Hinweis. Nimmt die „juristische Belehrung», dass es sich um einen Privatverkauf handelt, die Hälfte des Anzeigentexttes in Anspruch, dann darf man ruhig vorsichtig werden.
Ist mir letztens passiert
Röhrengerät (natürlich) gefunden, preislich interessant, aber noch etwas Luft für eine moderate Preis-Verhandlungen. Da der Verkäufer mehrere Anzeigen geschaltet hatte, mal die anderen Anzeigen überflogen. Auffällig dabei, dass sich der Verkäufer bei zwei Anzeigen anders nannte. Ein Grossteil davon mit dem Zusatz „Barzahlung bei Abholung». Selbst bei Dingen, bei der ein Versand wohl ohne grössere Probleme hätte bewerkstelligt werden können.
„Bar bei Abholung» heisst dabei eigentlich oft, „Lindners Geldeintreiber» sollen davon nichts mitbekommen. Nun gut. Relativ schnell einigen wir uns auf einen Preis. Jetzt ging es nur noch darum, einen Termin zu vereinbaren, um das Gerät abzuholen.
Zwischenzeitlich sollte das Angebot auf Reserviert gestellt werden, was jedoch nicht geschah. Statt Terminvereinbarung wurde der Angebotspreis „über Nacht» auf genau den Preis geändert, auf den wir uns zuvor geeinigt hatten. Weiterhin wurde der Anzeigentext dahingehend geändert, dass nun explizit erwähnt wurde, dass es keine Reservierung geben wird und solange diese Anzeige erscheint, der Verstärker „zu haben ist».
Bis hierhin: Keine Namen, keine Adresse. Nur dieses ominöse Pseudonym. Ja ne, is klar. Ich möchte wetten, dass die Ortsangabe ebenfalls irreführend ist.
Bei so etwas verliere ich jede Lust und das Vertrauen. Das teilte ich dem Verkäufer mit, beobachtete aber das Angebot weiterhin. Irgendwann wurde das Angebot gelöscht und neu – mit einem verminderten Preis – eingestellt. Irgendwann nach 14 Tagen, kam die Frage (ich zitiere): „Hey, kein Interesse mehr? mfg».
Nun keimte da ein Verdacht auf: Entweder ein „im Oberstübchen spärlich möblierter» Betrüger oder ein Spassvogel mit oder ohne „versteckter Kamera». Letzter Versuch meinerseits: Preisvorstellung deutlich unter Angebot. Hälfte vorab per Banküberweisung, Hälfte bei Übergabe. Vorausgesetzt natürlich Name, Anschrift und die Bankverbindung. Es zog sich dann etwas, bis er den Preis akzeptierte. Worauf ich aber bis heute warte, ist der Übergabepunkt bzw. Name und Adresse. Letzteres wäre nämlich für einen Kaufbeleg unabdingbar. Man weiss ja nie…
Ich rekapituliere
Also, ich fahre gut und gerne „auf’m Buff» anderhalb Stunden hin, um dann eine der folgende Überraschungen zu erleben: 1) Der Übergabepunkt ist ein Waldstück in der Pampa, bestenfalls ein einsamer „Park and Ride»-Parkplatz mit der latent vorhandenen Möglichkeit einer gesundheitlichen Beeinträchtigung oder 2) ich dort einsam und verlassen Stundenlang warte, im besten Fall noch mit der sehr unwahrscheinlichen Möglichkeit, dass 3) nach einer humoristischen Einlage sich die „versteckte Kamera» zu erkennen gibt. Last but not least der Klassiker und damit zu 4): „Das Gerät wurde just vor 5 Minuten von einem anderen Interessenten abgeholt.»
Meine ganz persönliche Schwurbel-These: Irgendwer hat da eine dubiose Substanz in’s Trinkwasser gekippt. Eine andere Erklärung habe ich nicht. Sie etwa?
In diesem Sinne
– Friedrich Hunold –
PS: Mit Erscheinen dieses Artikel ist die Anzeige wieder einmal neu eingestellt. Mit – raten Sie mal – reduziertem Preis.
Hinweis
Der Artikel wurde am 24.4. dahingehend geändert, um (falsche) Rückschlüsse zu Unbeteiligten zu unterbinden.
Vielen Dank für den Hinweis.