Der Telefunken-Plattenspieler S600 mit modifiziertem AS212-Tonarm wurde etwa Mitte der 1970’er Jahre auf den Markt geworfen. Dem verdammten Ding musste ja in der Vergangenheit ja wirklich oft genug Aufmerksamkeit zuteil werden. Seit der Generalüberholung im Jahr 2017 war allerdings Ruhe.
Bis vor kurzem. Damit habe ich nie und nimmer nicht gerechnet bzw inständig gehofft, dass dieser Kelch an mir vorüber gehen würde. Das ist wirklich einfach so passiert. Also das hier
Der GAU schlechthin. Ist aber auch kein Einzelfall. Scheint eine Erbkrankheit beim diesem modifiziertem Ortofon-Tonarm AS212 zu sein. Die Hoffnung, dass sich dieses Erbe nicht durchschlägt… Aus. Vorbei. Kannze knicken.
Kunststoff aus den 1970’er Jahren eben. Konnte ja auch wirklich keiner mit rechnen, dass der S600 bzw AS212 noch nach über 50 Jahre seinen Dienst verrichten wird. Und nu‘? Fragen wir doch mal Doc Internet.
Das Ergebnis: Erstens ein bekanntes Problem – nicht nur beim Telefunken-S500/S600, zweitens jede Menge Problemlösungen, meist obskurer Art und drittens Hinweise auf passendes Ersatzteil. Also das (schwarze) Lagergehäuse an dem der Tonarm „aufgehängt» wird nebst passendem Bolzen (exakt 7,85mm ∅), damit der „Gewindestummel für das Gegengewicht montiert werden kann.
Auf eine obskure Lösung a la „Huddel und Brassel» hatte ich keine Lust. Da investiert man viel Zeit, um den S600 herzurichten und dann soll beim AS212 mehr oder weniger gepfuscht werden? Also bitte…
Ersatzteil für AS212
Da muss ein Ersatzteil her, klar. Die Hinweise auf entsprechende Anbieter liefen aber alle in’s Leere. Also neuer Plattenspieler? Nö. Die modernen, meist seelenlosen Rillenkratzer, sprachen mich alle nicht an. Einen neuen alten S600’er? Kommt auch nicht in Frage, weil ich dazu weder Zeit noch Lust hatte. Abgesehen davon, dass ich auch keine Weltreise zur Abholung unternehme.
Dann schauen wir mal in meinem Ersatzteil-Lager. Da gibt’s nämlich noch einen Tonarm. Dieser „Ersatz»-AS212 jedoch, das war mir komplett entfallen, kam auch nicht in Frage, denn der war unrettbar von „jungen Wilden» kaputt repariert worden.
Lassen wir das. Lehrgeld. Aber merke: Vertraue keiner Werkstatt, die nicht weiss, mit welchem Schätzchen man da ankommt und die auch nicht bereit ist, 10 Minuten für eine Internet-Recherche zu investieren…
Neuer Tonarm? Hey, ich bin doch nicht mit dem Klammerbeutel gepudert. Wer diese Wucherpreise zahlt, der muss seinem Geld auch fürchterlich böse sein. Zumal der Telefunken-AS212 ja nicht ganz echt ist. Das ist ja lediglich ein, nur für Telefunken und ich glaube Lenco, modifizierter Ortofon-AS212 (im Original längerer Tonarm und andere Liftmechanik). Und einen, wenn auch nur halbwegs, funktionstüchtigen Plattenspieler nur wegen des Tonarms zu schlachten, geht gegen meine Ehre. So etwas gehört sich nicht.
Kurz vor’m aufgeben finde ich jemanden am südlichen Ende dieser Republik. Einer, der nicht nur das passende Ersatzteil für den AS212 hat, sondern auch bereit ist, das Teil ordnungsgemäß auf den Tonarm zu montieren (als gelernter Grobmotoriker sind mir die Arbeiten an diesem Tonarm doch ein bisschen zu diffizil – auch wegen den Mini-Mini-Miniaturkugellagern). Kostet natürlich, wir werden uns aber schnell einig.
Den verhunzten Tonarm soll ich auch noch mitschicken. Vielleicht ist der doch noch zu retten. Was ich aber nicht glaube. Schön wär’s schon, aber da habe ich noch nicht einmal ein Fünkchen Hoffnung.
So, jetzt harren wir der Dinge, die da kommen werden. Ich beschäftige mich derweil mit Röhrenverstärker und lege zum Musikhören ’ne CD ein auf. Ist ja auch ’ne Scheibe.
Stay tunend…
AS212 refurbished
Keine 14 Tage später ist es soweit und darf zwei runderneuerte AS212-Tonarme in meinen Händen halten. Saubere Arbeit. Top. Neue Kügelchen für’s Kugellager inklusive.
Moment. Wieso zwei Tonarme? Ganz einfach, weil der verhunzte Tonarm gerettet wurde und wieder so aussieht, wie’s soll. An diesem Tonarm muss übrigens das Masse-Käbelchen separat angelötet werden. Dem Vernehmen nach, war das wohl aus der ersten Serie dieser AS212-Tonarme.
Für dieses Masse-Käbelchen verfalle ich auf eine absolut pragmatische Lösung: Eine Ader vom Flachbandkabel aus alten Computern. Damit verstosse ich gegen jede Religion, die um Tonarm-Kabel gemacht wird. Aber: Durch dieses Käbelchen rauschten schon verlustfrei ganz andere Signale. Wer sich an die graue Kabelfarbe stört, gibt’s von Edding billige Abhilfe. So what?
Das Montieren des Tonarms gestaltete sich dann doch etwas frickliger als gedacht. Aber mit Geduld und Spucke liess sich auch das meistern. Das Ergebnis
