Preamp mit EL84

Einen Preamp (Vorverstärker) mit EL84? Auweia. Jetzt ist er komplett übergeschnappt, der frihu. Irgendeine Kleinsignal-Pentode – ok, das mag ja noch angehen, aber eine Leistungspentode wie EL84? Für einen Preamp? Tut dat Not?

Ja, ich gebe zu, die Idee an sich ist schon etwas »neben der Spur«. Ist die EL84 doch als Eintakter locker für 4 bis 5 Watt gut. Aber… Moment. Fangen wir von vorne an.

Als freiwilliges »Opfer« wurde der TPR1-Preamp von Dynavox zwangsverpflichtet. Der TPR1 bringt, so alles in allem, schon gute Voraussetzungen mit. Diesen Preamp hatte ich zwar schon einmal, da waren aber die Vorgaben, die ein bisschen eingeengt haben. Diesmal jedoch – fast freie Bahn. Nur, wie?

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Vorüberlegungen zum Preamp

Prio Nummer Eins: Die Phasenlage am Ausgang sollte dem des Eingangs entsprechen. Also ein zweistufiges Verstärkerkonzept. Prio Nummero Zwo: Auf Feld-, Wald- und Wiesen-Röhren wie ECC83 und Co hatte ich keinen Bock. Das ist langweilig. Wirklich. Ausserdem läuft so etwas unweigerlich auf einen Kathodenfolger (Impedanzwandler) hinaus, damit’s hinterher nicht zu hochohmig (und damit störanfällig) wird. Nummero Drei schliesslich, dass Röhren verwendet werden sollen, die es voraussichtlich noch in ein paar Jahren geben wird, wobei diese nicht allzu exotisch sein sollten.

Alles andere (Netzteil, Anschlüsse) brachte der TPR1 mit. Ach ja: Ich habe drei Noval-Röhren zu verwenden. Auf die Ursprungsschaltung des TPR1 will ich nicht eingehen.

Das Netzteil

Hier ist vorrangig die Stärke der Heizspannung (6,3V symmetriert, also 2x 3,15V) von Bedeutung. Auf dem Trafoschildchen steht zudem, dass die Heizspannung mit 2A bereitgestellt wird. Was die Spannung betrifft, so entpuppt sich das als Leerlaufspannung. Unter Last sackt die Spannung auf 6V ab. Aber die Stromstärke schien zu stimmen, wie sich später herausstellen sollte.

Wie auch immer: Dadurch wird man auf E-Röhren (also 6,3V-Typen) festgenagelt. Und, bedingt durch den Spannungseinbruch auf 6V, verbieten sich sog. LL-Röhren (zB. EL861). Die 5%-Toleranz wird ja schon sehr gut ausgenutzt, aber LL-Röhren leben quasi davon, dass sie wirklich nahezu exakt mit 6,3V-Heizspannung beheizt werden. Klar könnte man diese Spannung gleichrichten und dann auf Soll hinbiegen. Das Problem ist aber ein alter Bekannter bei solchen Sachen: Platz.

An Versorgungsspannung stehen etwa 330V im Leerlauf zur Verfügung. Die »Stärke« ist mit 200mA mehr wie ausreichend. Das Netzteil an sich ist, bis auf die Gleichrichterdioden, klassische Röhrentechnik.

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Vorbereitungen

Für die Freiverdrahtung mussten drei Röhrenfassungen an’s Chassis montiert werden. Da diese Fassungen vom Durchmesser her etwas kleiner als die üblichen weissen Keramik-Fassungen sind, »entsteht« ringsum ein kleiner Luftspalt.

Das mag dem peniblen Ästhet stören, hat aber den Vorteil, dass der Innenraum wenigstens etwas »durchlüftet« wird, was noch wichtig werden wird… Bis auf das Anbringen von Lötleisten sind sonst keine weiteren mechanischen Vorarbeiten nötig. Geradezu entspannend, diesmal.

Ursprünglich bietet der TPR1 nur drei wählbare NF-Eingänge plus einen Line-Eingang, der direkt auf die Ausgangsstufe (Impedanzwandler, Kathodenfolger) arbeitet. Nachteil: Ein NF-Eingang ist dabei immer noch aktiv… Also nicht unbedingt optimal.

Der neue Preamp macht diesen Line-Eingang nun ganz normal nutzbar, heisst: Aus drei schaltbaren Eingängen werden vier. Auf eine Pegelanpassung (zB zwischen CD-Player und Tuner oder Tonband), um Lautstärkesprünge zwischen den Eingängen einigermaßen zu vermeiden, muss allerdings verzichtet werden.

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frihu

…hört gerne Musik. Über Röhrenverstärker. Musikrichtung egal. Ausser Jazz, Hip-Hop, House, Metal, Trash, Schlager, Volksmusik, Gangsta-Rap (noch schlimmer, wenn in Deutsch gebrüllt). Da krieg' ich ein Hörnchen. Autor der Bücher: Hören mit Röhren, Röhrenschaltungen und High-End Röhrenschaltungen. Artikel in hifi-tunes (Röhrenbuch 2): Bauteileauswahl für Röhrenverstärker und EL509 Single-Ended Röhrenverstärker im Selbstbau

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