Da mokiert man sich über die „neue» Art der Ruhestrommessung und dann passiert einem, genau ein Tag später, ein ähnlicher Bock. Und weil man den Bock nicht sofort als Bock erkennt, jagt man dem Kunden einen gehörigen Schrecken ein: „Ruheströme lassen sich nicht einstellen! Röhren bekommen bei noch nicht einmal 10mA schon rote Backen. Verstärker ist Schrott».
Es handelt sich hier um einen alten Gegentaktverstärker, der nur zur Überprüfung hier sein Gastspiel gibt. Die Ruheströme ermittelt man üblicherweise damit, dass man den Spannungsabfall über den Kathodenwiderständen misst und diesen Wert dann durch den Wert des Kathodenwiderstandes (Ω) dividiert (ohmsches Gesetz).
Macht der Gewohnheit
Es ist nunmal so, dass der Kathodenwiderstand sich mit 10Ω bei Class-AB Gegentaktverstärker „eingebürgert» hat. Und genau das wurde mir jetzt zum Verhängnis.
Was ist, wenn der Kathodenwiderstand nur 1Ω beträgt? Dann messe ich für 30mA einen Spannungsabfall von 0,03V. Der Spannungsabfall ist gleichzeitig 1:1 Ruhestrom. Soweit klar?
Möge die Macht mit mir sein
Irgendwie – die Macht der Gewohnheit – musste ich nun unbedingt das Trimmpoti zur Ruhestromeinstellung auf 0,3 Volt einstellen, um 30mA Ruhestrom (bei 10Ω) zu erzielen. Ich wunderte mich allerdings, warum die Röhren schon bei 0,08 Volt (Spannungsabfall) so schöne rotglühende Anodenbleche bekamen…
Ja, ich habe den Kathodenwiderstand gesehen.
Beziehungsweise den Wert.
Der betrug nämlich 1Ω.
Für eine EL34 sind 80mA Ruhestrom doch ein „büschen» heftig…
Warum ich nun partout die 10Ω im Kopf haben musste, weiss ich nicht.
Ja, lachen Sie nur. Tun Sie sich keinen Zwang an.
Geschieht mir Recht.
Wie man (statisch) Ruheströme einstellt, steht hier.