Alarm! Weihnachten!

Nanu? Schon wieder? Weihnachten steht vor der Türe. Einfach so. In weiten Teilen Deutschlands mangelt es an entsprechender jahreszeitlicher Witterung, die sich für den Menschen nach Weihnachten anfühlt. Bei frühlingshaften Temperaturen ist das so ungewöhnlich nicht. Auch ich kam etwas ins Schleudern, obwohl ich jeden Tag das jeweilige Datum vor Augen hatte. Ups!
Da kann man jetzt ja schnell einmal das Jahr Revue passieren lassen.

2015 war schon irgendwie aufregend und man sollte froh sein, dass es sich dem Ende neigt. Das meine ich aus Sicht der Weltpolitik. Trotzdem ich mir eine Art Selbstzensur auferlegt habe, gewisse Dinge nicht zu kommentieren, ist mir mehrmals der Hut hochgegangen und ich konnte einfach nicht anders. Da lasse ich mir gerne „Unprofessionalität» vorwerfen. Es steht zu befürchten, dass ich auch in 2016 „Unprofessionell» werden muss. Aber, ich gebe die Hoffnung nicht auf. Hoffen wird man ja noch dürfen, oder?

Ich kann mich nicht erinnern, dass jemals ein Jahr zuvor so verrückt war, wie eben 2015. Ich neige mittlerweile dazu, El Niño dafür verantwortlich zu machen. Aber kommen wir mal auf Röhrenverstärker zu sprechen. Was ist denn da passiert?

Da gab es Verstärker, da fragte man sich, wie so etwas überhaupt funktionieren konnte und es gab Röhrengeräte, bei denen ich mich geweigert habe, mich noch näher mit dem Ding zu beschäftigen. Wirklich, man hat um die Jahrtausenwende Verstärker auf den Markt geschmissen, die eine Neuerfindung des Rades waren. Die lässt man am besten so, wie sie sind und doktert nicht daran herum. Zweimal stand ich ratlos vor Kisten, schüttelte den Kopf und hatte keinen Plan, was ich mit den Verstärkern machen sollte. Verdammt, die waren einfach gut. Customizen (oder tunen) geht eben nicht immer.

In 2015 habe ich keinen Dynavox VR80 oder TAC-834 in die Finger bekommen, was ich ein bisschen bedauere. Das waren Kisten, da konnte man sich richtig austoben. Als Ausgleich konnte ich andere Verstärkermodelle in Empfang nehmen. Hierbei stellte ich fest, dass die neueren Modelle besser geworden sind. Besser heisst: Stinknormale, standfeste Röhrentechnik. Warum man aber manchmal nicht das verbaut, was im Schaltplan oder auf der Platine steht, weiss ich nicht.

Auch diverse „Glanzleistungen» habe ich 2015 fabriziert, wobei das Ergebnis alles andere als glänzend war. Einmal ist mir ein Meisterstück gelungen, für das ich berechtigter Weise auch ausgelacht wurde. Weil der Verstärker nämlich nicht wie gewünscht funktionierte (das ist völlig untertrieben, aus dem Ding kam schlichtweg kein Ton), bat ich einen Kollegen, doch einmal darüber zu schauen. Der fand den Bock sofort. Eine Gegenkopplung mit geschirmter Leitung sollte man schon richtig anschliessen und nicht mit der Masseleitung den Eingang kurzschliessen. Schwamm drüber.

Aber auch so mancher Besitzer von Röhrenverstärker kann meine falsch angeschlossene Gegenkopplung toppen. Wenn zB. eine Röhre milchig aussieht, dann hat sie Luft gezogen. Jetzt einfach den Verstärker einzuschalten, um zu „gucken», was passiert, ist keine gute Idee. Warum man dann trotzdem unbedingt einen beträchtlichen Kolletaralschaden erzielen will, erschliesst sich mir nicht. Jugend forscht? Mit alledem kann man leben und sieht mit einem schmunzeln darüber hinweg. Manchmal bekommt man es aber auch mit Leuten zu tun, deren Verhalten man justiziabel ausdikutieren könnte. Da vergeht einem das Schmunzeln und wundert sich nur noch, wieviel Energie da reingesteckt wird.

Als Besitzer eines Röhrenverstärker braucht man nicht zu wissen, wie der Verstärker funktioniert und man sollte mich schon darauf verlassen können, dass mir der Händler, bei dem ich eine Ersatzröhre kaufe, wirklich eine Ersatzröhre liefert. Einem L’Audiophile-300B Besitzer wurde als Ersatz für die WE310-Vorstufenröhre eine Röhre vertickert, die sich erst nach längerer Recherche als „Behördenröhre» und sich als „irgendwas zwischen» EF36 und EF39 entpuppte. Mit der Unkenntnis des Kunden zu spielen, könnte man auch justiziabel ausdikutieren. Da ist das seidig goldene Anpreisen von umgelabelten billigen Chinakrachern harmlos.

Überhaupt Customize: Man kann Röhrenverstärker nur customizen (oder tunen, wenn Ihnen der Begriff lieber ist), wenn der Unterbau stimmig ist. Man kann es nicht oft genug betonen. Wenn es aber an allen Ecken und Enden hapert, dann fasse ich die Geräte nicht an und bereite grosszügig den Mantel des Schweigens darüber aus. Einige folgten meiner Empfehlung, dass Gerät als Bastlergerät wieder zu verkaufen, um sich dann einen anderen Verstärker zuzuwenden.

Auch mit Lob oder Kritik wurde nicht gespart. Danke. Auch wenn ich nicht immer auf eine Mail geantwortet habe, ist die Mail registriert worden. Ein paar Kritiken nehme ich mir zu Herzen. Versprochen.

Mit diesem kurzen Rückblick „bin ich dann mal weg». Um diese Zeit ist hier immer gut was los. Ich habe mir das nicht ausgesucht, aber das Wort „Christkind» hat bei uns noch eine reale Bedeutung. 😉

Ich wünsche allen Lesern ein friedvolles Weihnachtsfest.
Auch wenn ich eher der ungläubige Thomas bin, lege ich einigen Menschen mal das jeweilige Glaubensbuch ans Herz. Der Begriff Nächstenliebe kommt in jeder Religion vor. Auch für 2016 wünsche ich mir ein friedvolleres Verhalten. Same procedure as last year.

Und da das hier eine Röhrenverstärker-Seite ist, nehme ich mir für 2016 vor, wieder ein bisschen mehr für den Selbstbau zu tun. Ich habe da ein paar interessante Projekte in der Pipeline. Ach ja, und der Shop natürlich.

Jetzt bleibt mir nur noch, Ihnen einen unfallfreien Rutsch ins neue Jahr zu wünschen.

-Friedrich Hunold-

frihu

…hört gerne Musik. Über Röhrenverstärker. Musikrichtung egal. Ausser Jazz, Hip-Hop, House, Metal, Trash, Schlager, Volksmusik, Gangsta-Rap (noch schlimmer, wenn in Deutsch gebrüllt). Da krieg' ich ein Hörnchen. Autor der Bücher: Hören mit Röhren, Röhrenschaltungen und High-End Röhrenschaltungen. Artikel in hifi-tunes (Röhrenbuch 2): Bauteileauswahl für Röhrenverstärker und EL509 Single-Ended Röhrenverstärker im Selbstbau

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