Wirklich, ich überlege ernsthaft, mir das zum Patent anmelden zu lassen. Vor allem weil das deutsche Patent- und Markenamt augenscheinlich jeden Mist durchwinkt. Bevorzugt irgendwelche Markennamen die zum Zwecke des Gelddruckens angemeldet wurden und werden. Und auch so manches Elektronikgedöns-Patent hat seinen Ursprung irgendwo in Bastler-Foren oder auch Büchern.
Der Klopper, den ich hier nun präsentiere, ist auf den ersten Blick natürlich ein Fehler. Aber die Auswirkungen haben es in sich und das macht die Geschichte wiederum interessant.
Hintergrund:
Klassischen 300B Platinenverstärker gepimpt und der 300B etwas mehr Siebkapazität (Elko) im Heizkreis verpasst.
Sichtkontrolle o.B. und dann alle Spannungen geprüft.
Röhren gesteckt und mit Oszi durchgecheckt – ebenfalls alles o.B.
Spannungen geprüft – und da zeigten sich erste Auffälligkeiten! Der Ruhestrom der Endröhren: Vierzig Milliampere.
Hä? Da müsste irgendwas zwischen 60mA und 70mA zu messen sein. Ausgeschaltet und nochmals Sichtkontrolle. All‘ das, was in Frage kommen könnte, schied schnell aus. Kurz vor’m „überschnappen». Rat bei Dr Seltsam gesucht… Der schnappte dann auch bald mit über… („Hasse da ne Konstantstromquelle drin?») Die Gesetze der Physik galten bei diesem Verstärker nicht mehr und ich wollte schon an paranormalen Dingen glauben…
Irgendwann war’s mir egal und der Verstärker musste einen akustischen Belastungstest über sich ergehen lassen. Insgesamt unauffällig, lediglich etwas komischer Brumm…
Ok, konzentrieren wir uns auf diesen hinterfotzigen Brumm. Bereits im Vorfeld festgestellt, dass der Verstärker über eine sehr wackelige Schaltungsmasse verfügt (das kommt davon, wenn Masseverbindungen über’s schlecht verschraubte Chassis geleitet werden) und nicht unbedingt eine standfeste Versorgungsspannung für die Vorstufe (!) „produzierte». Als auch hier nichts mehr zu reissen war, landete ich wieder beim Ruhestrom. Es folgten diverse Tests mit unterschiedlichen, ruhestrombestimmenden, Kathodenwiderständen.
Das durchschnittliche (Ø) Ergebnis kurz zusammengefasst: Egal mit welchem Kathodenwiderstand die Triode versorgt wurde, durchschnittlich zogen beide 300B’s 40mA. Viel mehr war einfach nicht drin. Wie festgenagelt: 40 Milliampere.
Bierchen geschnappt und die Sache ordentlich verdünnt. Am anderen Tag wieder, auf eine Eingebung hoffend, die Sichtkontrolle. Nanu? Nochmals genauer hingeschaut.
Da hatten sich die zusätzlichen Elkos hübsch aufgebläht. Materialfehler bei gleich zwei Elkos? An solche Zufälle glaube ich nicht… Und wieso ist mir das nicht aufgefallen? Und warum habe ich nichts gerochen?
Tja. Die Sache mit der Brille…
Es stellte sich heraus, dass die zusätzlichen Siebkapazitäten fehlerhaft angeschlossen waren, weil ich vermutlich mit der Leiterbahn durcheinander gekommen bin.
Die 40V im Plan beziehen sich auf den „richtigen» Kathodenwiderstand von 1kΩ. Der werksmässig eingesetzte Widerstand war (und ist immer noch) viel zu niedrig, was den Ruhestrom der Triode… Egal.
So klein. So fein. So gemein.
Aber ’ne neue Art einer Konstantstromquelle. Qualitativ hochwertige Markenware kann auch schon mal ein Nachteil sein. Billige 25V-Elkos wären mir nämlich hier garantiert schon um die Ohren geflogen. Ob diese Konstantstromquelle nun von der Kapazität oder den Symmetrierwiderständen abhängt, habe ich nicht geprüft.