Alte Besen…

Neue Besen kehren gut. Ja. Aber die alten Besen kennen die Ecken besser. Dieses bekannte Sprichwort lässt sich auf andere Bereiche ummünzen. Röhrentechnik, zum Beispiel. Klar. Aber auch in der EDV, sprich IT, sind die alten Besen nicht zu unterschätzen.

Es gibt zwei Zeitpunkte, die ich nicht sonderlich mag. Der Eine ist der anstehende Zahnarztbesuch, der Andere die Modernisierung unserer gesamten IT-Technik. Letzteres ist doch ein bisschen gestrunzt, weil sich die IT-Technik auf zwei Notebooks beschränken lässt. Aber eben halt wichtig.

Aus mehreren Gründen wird auf gute Gebrauchtware gesetzt. Ein Grund: Nichts ist so schnell veraltet, wie IT-Technik. Früher konnte man sich mit RAM-Aufrüstung, neue Festplatte und/oder Grafikkarte noch eine Weile über Wasser halten. Bei Notebooks sollte man sich spätestens dann Gedanken machen, wenn der Akku ausgelutscht ist, besonders dann, wenn es sich um Gebraucht gekaufte Technik handelt.

Der nächste Angstpunkt ist die Tatsache, dass hier alles unter Linux läuft. So weiss ich, als alter Besen, wo die Fallstricke sind. Das fängt bei der Auswahl des Notebooks an. Seit Jahren fahre ich mit Fujitsu-Notebooks ganz gut. Fujitsu. Ohne Siemens. Da flutscht die Installation, dass es eine Pracht ist.

Danach noch die obligatorischen Updates und ein paar andere Dinge mehr. Die Nutzer-Daten sind ebenfalls relativ schnell ’rübergezogen. Theoretisch ist das in einem Tag erledigt.

Theoretisch. Denn es kam durchaus schon mal vor, dass entweder die Distribution vermurkst war, oder sich erst später Inkompatibilitäten herausstellten. Das hat sich – Dreimal auf Holz geklopft – aber enorm gebessert.

Was bei dieser Aktion aber immer besonders Interessant ist, ist der Kauf von diesem Gebrauchtmaterial. Mein Händler des Vertrauens scheint von Linux nichts zu halten. Kennt er wohl nur von den teils wirklich grottigen Versionen aus den 1990’er Jahren (Kenne ich bereits im Bereich Röhrenverstärker… Komisches Jahrzehnt…).

Ausserdem ist er eher ein „neuer Besen» und schwer Windows-infiziert. Wenn der wüsste, dass man bei so manchen Linuxe heute dreimal hinschauen muss, um zu erkennen, dass es kein Windows ist…

Also erst einmal die Hardware

Das erste Modell war schon ganz nett. Allerdings haftet der Marke eine gewisse „Serviceunfreundlichkeit» und starke Microsoft-Anhängigkeit an. Ausserdem fehlte dem Modell ein DVD-Laufwerk. Die Begründung des (jungen) Verkäufers dazu machte mich schmunzeln: „Wird doch heute eh alles online erledigt.»

Und ich so: „Bei mir nicht, ich mache das hübsch old-style mit DVD.» Der Jungspund schaute mich an, als ob er ein widerliches Fossil gesehen hatte. Ich verüble es ihm nicht. Waren wir früher, als neue Besen, nicht genauso?

Irgendwann schaffte er den Abgang und ich bekam es mit dem Chef (neuer Besen) zu tun. Nach kurzem hin- und her zauberte er ein Notebook hervor, was sofort den „Haben-wollen-Reflex» auslöste (auch weil es Linux-zertifiziert war). Dass auch dieses Teil kein DVD-Laufwerk aufwies, war nicht weiter tragisch – ich habe nicht ohne Grund so etwas mit USB. Allerdings war die 128MB-SSD doch eher mickrig.

Wollte ich sowieso nicht haben (die SSD), weil ich die handfesten Festplatten mehr Vertrauen entgegen bringe. Die bekam ich dann auch für kleines Geld. Der Preis war in Ordnung – alles Tutti.

Gekauft

Das böse Erwachen kam, als es an’s Installieren ging. Linux wollte die Festplatte nicht kennen. Beziehungsweise Linux kannte sie schon, bloss mit dem Ansprechen haperte es. Als alter Besen weiss man, dass das ein akutes Warnsignal ist.

Auch andere Systeme hatten Probleme, die Festplatte zu erkennen. Nach einer Formatierung (Windows) wurde die Festplatte in anderen Systemen zwar erkannt, Linux in neuen alten Notebook weigerte sich aber beharrlich, die Existenz anzuerkennen.

Nix zu wollen. Nein, das berüchtigte UEFI war es nicht. Das auf der SSD installierte Windows 10 lief im „Legacy»-Modus. Um das herauszufinden, reichten meine alten Windows-Kenntnisse (und ein Anruf beim Fujitsu-Support – mein Modell wurde nicht mit 128MB SSD ausgeliefert! Sieh mal an…).

Mein Verdacht (alter Besen und die Ecken): Die Festplatte ist nicht koscher. Nach einer kurzen Recherche bestätigte sich mein Verdacht. Also ab zum „neuen Windows-Besen» Festplatte tauschen. War kein Problem. Problem war dieser Satz „Unter Windows (10) hätte ich die Festplatte ansprechen können».

Aber sicher doch. Nur nicht mit diesem Notebook und nicht mit diesem Chipsatz.

Die Ersatzplatte war übrigens besser: 7200 Umdrehungen mit einem höheren Datendurchsatz gegenüber dem 5400’er-Krampf… Die Installation flutschte natürlich butterweich durch. Und das Linux sieht jetzt auch nicht mehr aus wie Windows. Zum ersten Mal hat dieses optische Upgrade ohne Probleme geklappt.

Was den zweiten Notebook betrifft: Musste ich (leider) online einkaufen. Auch die mitgelieferte SSD wird natürlich gegen eine richtige Festplatte ausgetauscht. So als alter Besen habe ich kein Bock, mich um eine neue Backup-Strategie zu bemühen.

Schöne Grüsse vom alten Besen 😉
– Friedrich Hunold –

frihu

…hört gerne Musik. Über Röhrenverstärker. Musikrichtung egal. Ausser Jazz, Hip-Hop, House, Metal, Trash, Schlager, Volksmusik, Gangsta-Rap (noch schlimmer, wenn in Deutsch gebrüllt). Da krieg' ich ein Hörnchen. Autor der Bücher: Hören mit Röhren, Röhrenschaltungen und High-End Röhrenschaltungen. Artikel in hifi-tunes (Röhrenbuch 2): Bauteileauswahl für Röhrenverstärker und EL509 Single-Ended Röhrenverstärker im Selbstbau

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