Es kommt die Zeit, da muss Mann tun, was zu tun ist. Zum Beispiel das Radio ausschalten und sich eine eigene Musikauswahl zusammenstellen, die Mann tagsüber im Hintergrund laufen lassen kann. Wirklich einmal queerbeet durch alle Musikrichtungen und -Epochen. Keine Wiederholungen, kein Jammer-Gedudel und bloss kein AC/DC, bloss kein Queen mehr. Ja, was denn?
Ein Radiosender dudelt diese Musikrichtung nämlich genauso oft, wie andere Stationen die Helene Fischer, den Burani oder Silbermond. Was waren das für Zeiten, als im Radio noch abwechslungsreiche Musik gespielt wurde. Da spielte man im WDR2 von Abba bis Zappa wirklich alles. Also USB-Stick ‚raus und mit MP3-Material befüllt. Damit Abwechslung ins Spiel kommt, zappt man lustig durch Youtube.
Ungewöhnlich schnell finde ich tatsächlich Musik (Videos) die nicht nur optisch interessant sind. Also so, wie Musikvideos sein sollten. Auch die Musik ist es und nistet sich verdächtig schnell in den Gehörgängen ein. Auch der „Fusswippmodus“ aktiviert sich. Irgendwie. Was’n das?
Das ist zunächst einmal Gute-Laune-Musik. Und die gehört zum richtigen Zeitpunkt (!) laut gespielt. Und diese Musikrichtung ist nicht für Dauerschleife geeignet. Ein, zwei Stücke kann man sich geben, dann ist es auch gut gewesen für die nächsten Stunden (Plural). Endlich keine „Freundinn-weg, Hund-tot, leichtes-Gepäck, im-Auto-kein-Sprit“ Jammer-Gedudel.
Nehmen wir nur einmal Nathaniel Rateliff. Ein Musiker aus Denver der einen eigenartigen Musikstil pflegt. Eigenartig aus heutiger Sicht… äh… Hörweise. Der stilprägende Gitarrensound klingt nämlich stark nach alter, mechanischer, Hallspirale. Eigenartig ist die Musik auch deswegen, weil es weder Country-Blues, Rock, Rythm’n’Blues noch Soul ist. Es ist ein Mix von allem. Dazu eben der Retro-Klang und eine Ton-Abmischung, die nicht perfekt geschliffen klingen will.
Ähnlichkeiten mit gewissen Verstärker-Bastlern und Lautsprecher-Jongleuren sind wirklich nicht beabsichtigt… Übrigens: Achten Sie mal genau auf die Instrumente und Verstärker…
Nehmen wir ein anderes mal Dead South, eine kanadische Bluesgrass-Band. Eine Band, die man eher in den amerikanischen Süden verorten könnte. Musik? Gewöhnungsbedürftig. Irgendwie Hillbilly-mäßig. Beim Hören taucht vor dem inneren Auge unweigerlich die obligatorische Schwarzbrennerei auf. Ungewöhnlich ist vor allem die Instrumentierung. Und dann finde ich dieses Video…
Nun dachte ich bei meinen Youtube-Funden einen Geheimtipp entdeckt zu haben. Dem war natürlich nicht so. Sowohl Nathaniel Rateliff als auch Dead South sind auch hierzulande bekannt. Wie bunte Hunde. Hört man bloss nicht im Radio. Davon abgesehen, ich habe auch noch nie (tagsüber) Bonamassa oder Beth Hart im (deutschen) Radio gehört. Dafür aber umso häufiger AC/DC… Ich stelle das Radio mittlerweile auf ganz leise, wenn Angus kommt. Was zuviel ist, ist zuviel…
Nun liebe ich es ja, wenn ich meinen örtlichen CD-Dealer in Verlegenheit bringen kann, weil er etwas nicht kennt und deshalb nicht vorrätig hat. Mein Musikgeschmack ist manchmal wirklich etwas abgedreht…
Siegessicher betrete ich also den Laden, frage nach, ob er den Nathaniel Rateliff im Regal stehen hat (Zitat: „Haste watt mit Natalie Rätliff?“). Ich war mir sicher, dass er verneinen musste. Dann dieses Haifischgrinsen, was nur ein Dealer machen kann, ein Griff in der Kiste und – Voila – er hatte den Rateliff.
Versuch Nummer zwei. „Dead South?“, frage ich nur. Jetzt musste er passen. Bestimmt.
Nicht ganz, denn er musste zunächst im Computer seine Bestände abfragen. Dann kam er hinter der Theke hervor (mit diesem Haifischgrinsen), steuerte schnurstracks die hinterste Ladenecke an, wühlte etwas in einer Kiste und – Voila – „Hier haste Dead South. Ist aber ne olle Kamelle.“
Beide CD’s waren natürlich genau die Tonträger, mit den o.g. Liedern. Was das Musikstück von Dead South betrifft: Ja, wirklich eine „olle Kamelle“, fast schon ein „Oldie“. Von wegen Geheimtipp.
Ich weiss ja nicht, wie es Ihnen so geht, aber kann mir jemand mal verraten, wie man zuverlässig „interessante“ Musik entdecken kann? Ohne das Mann / Frau auf Zufallsfunde angewiesen ist? Irgendwie eine Liste mit „Hör mal da rein“…
Apropos Zufallsfund: Vor einigen Jahren auch zufällig gefunden. Klarer Fall von Südstaaten-Schnulze, aber gut. Finde ich (wir).
Nein, ich habe nichts gegen Musik mit deutschen Texten. Aber immer nur Sauflieder oder Musik bei der man Depressionen bekommt, ist auch nicht das Gelbe vom Ei. Und so findet auch dieses Musikstück seinen Weg auf USB.
Louis Berrys „Restless“ habe ich ja schon vorgestellt. Keine Wiederholungen, bitte. Höre ich aber trotzdem noch. Oft. Laut.
Auf weitere Fundstücke
-Friedrich Hunold-
Hinweis: Alle eingebetteten Youtube-Videos sind mit dem „erweiterten“ Datenschutz „versehen“.