Das Urgestein der deutschen Röhrenentwicklung und -Technik ist im April 2024 im Alter von 78 Jahren verstorben. Knall auf Fall. Ich muss gestehen, dass das ein kleiner Schlag in’s Kontor für mich war, als ich diese Neuigkeit erfuhr.
Ach, verdammt. Ich erinnere mich noch sehr gut an die Anfänge unserer „Bekanntschaft». Harmonisch war anders. Zwei Sturköpfe prallten frontal aufeinander.
Und es wäre um ein Haar zu keiner Zusammenarbeit und – in den folgenden Jahren – zu keinem freundschaftlichem Austausch gekommen. Wäre da nicht meine Frau gewesen, die anfangs mit diplomatischem Geschick diesen knorrigen Kerl „zu nehmen» wusste. Mit der Zeit spielte sich unser „Verhältnis» ein – wobei wir natürlich nicht immer einer Meinung waren, aber wir haben uns respektiert.
Wenn wir zusammen sprachen, musste ich schon sehr aufpassen, seine – typisch rheinländische – Dönekes nicht ganz so für bare Münze zu nehmen. Oder anders herum formuliert: Man musste in der Lage sein, die Wahrheit und die Ausschmückungen zu erkennen.
Günter Welter: Sein Wesen spiegelte sich in der Art wieder, wie er Röhrenverstärker entwarf und produzierte. Kein Schickimicki, kein Goldkettchen und keine manikürten Fingernägel. Klar Kante, kernig, schroff und rauh. Aber immer grundehrlich, das Fähnchen im Wind hat er nie gehalten. So war er. So waren seine Verstärker.
Was Lino Ventura, John Wayne oder Götz George (mit der Kunstfigur „Schimanski») für die Flimmerkiste waren, das war Günter Welter für die reale Röhrenverstärker-Szene.
Wenn er „Driss» (die rheinländisch-höfliche Art für „Scheisse») „Kokolores» oder „Quatsch» sagte, dann meinte er es genau so. Wer ihm an’s Bein pinkelte, oder sich nicht fair benahm, der merkte das schon am Echo. Verklang das Echo war eine lebenslange Missachtung die Folge.
Mit seinem Wesen schien er aus der Zeit gefallen zu sein. Ich kann nicht meckern, kam ganz gut klar damit und ich merke mittlerweile, wie ich ihn, nach gut zwanzig Jahren seit unserem ersten Aufprall, ein klein wenig ähnlicher werde.
Was ich vermissen werde, ist, wie er sich am Telefon meldete: Einerseits dieses langgezogene „Ww-äll-ter», was andererseits auch gleichzeitig wie hingeblafft klang.
Wie sagte noch seine Frau: Jetzt sitzt er da mit den ganzen anderen Typen auf Wolke sieben und amüsiert sich.
Machet jot, Günter
– Friedrich Hunold –