Die Gender-Klischees sind in der HiFi- und HighEnd-Welt gelebte Realität. Was der Frau ihre Tupper-Party, ist dem Mann seine HiFi-Messe oder sein „HiFi-Zirkel». Doch auch diese letzte Männer-Bastion bröckelt. HiFi emanzipiert sich. Hat Mann denn nirgendwo mehr seine Ruhe?
Vorbei die Zeiten, wo Mann – in trauter Runde – sich dem High-End (ersatzweise HiFi) hingab. Also HiFi an sich, nicht der Musik wegen. Whisky, Rotwein oder Wacholder (Gin) nippend und Cohiba paffend über die Stereobühne, Tiefenstaffelung und Frauen philosophieren… Ja, das waren schöne Zeiten.
Aus und vorbei.
Spätestens seit der Mint-Ausgabe Numero 11. Hier suggerierte das Titelblatt ja genau dieses Schreckensszenario. Frau ist kein Anhängsel mehr und will keins mehr sein. Sie sammelt und sortiert Schallplatten anstatt Schuhe. Da hat Mann sich gefälligst nach zu richten. Wenn Frau nur mal die Platten sortieren würde. Es ist viel schlimmer. Frau hört auch noch mit Röhrenverstärker.
Auch in den „HiFi-Zirkeln» ist immer öfter eine Frau zu finden. Whisky ist da noch okay, eine Cohiba aber tabu. Allenfalls ist noch eine E-Zigarette mit Erdbeer-Dampf erlaubt. Die Gesprächsthemen grenzen sich dadurch auch arg ein. Mann will sich ja nicht unbedingt als Chauvinist zu erkennen geben. Spätestens nach einer halben Stunde ist Mann beim Thema Kochen angelangt.
Vorbei auch die Zeiten, wo Frau das HiFi nur aus dem Küchenradio geniessen durfte, während Mann sich im Wohnzimmer mit dem neuen isoptonischen Quantenheuler dem hifi-delen Climax zu nähern versucht. Das mit dem gelebten Climax kriegt er aber nicht mehr auf die Kette. HiFi ist auch wie golfen. Irgendwie.
Wahrlich, wahrlich ich sage Euch, bald ist Mann auf den HiFi-Messen nur noch Anhängsel und Geldgeber für den Plattenspieler im Shabby-Look, Lautsprecher im Landhaus-Stil und Kabel mit veganer Hanf-Ummantelung aus ultra-biologischem Anbau.
Wenn Sie noch Junggeselle sind, bleiben Sie es. Teilt Mann den Haushalt mit Frau wird es anstregend. Ich merke es selber. An meinem HiFi-Equipment darf ich auch nicht mehr so schalten und walten, wie ich es möchte. Nach dem Umbau meines EL509-Verstärkers, beispielsweise, wurde mir unter „subtiler» Androhung von allerschwersten Konsequenzen verboten, an dem Verstärker noch irgendetwas zu ändern. So kann nur Frau drohen.
Roger Waters „Comfortably Numb» mit Van Morrison (The Wall, Live in Berlin) darf nur mit dem Shure V15-Tonabnehmer abgespielt werden, während Mike Oldfields „Tubular Bells» mit Audio Technica AT120 abgetastet werden muss. Muss! Ich habe mich mal gewehrt. Da war tagelange „stille Messe in Moll».
Ernsthaft: Wenn ein Verstärker, frisch von der Werkbank und durchgemessen, probegehört wird, ist Frau es, die letztendlich das Zeichen für ein „Go» gibt. Ohne „Noppenpelle» kein „Go». Und kommt bei „Silent Lucidity» von Queensryche kein „Pippi inne Augen», ist der Verstärker kaputt.
So einfach macht Frau es sich! Während Mann das Musikstück oder das vermeintlich falsche Klangbild zu analysieren versucht, kommt von Frau nur ein „Klingt nicht». Mann sollte das nicht hinterfragen. Es klingt nicht und damit gut. Kommen Sie Frau bloss nicht mit wundersamen Dingen. Auch wenn sie vorgibt keine Ahnung von Physik zu haben, die hat sie plötzlich und hinterfragt den Sinn einer 50 Euro Schmelzsicherung, die doch nur die Aufgabe hat, möglichst schnell kaputt zu gehen.
Ach, lassen wir mal den Gender-Gequatsche. Frau mischt schon lange mit. Die hängen es bloss nicht so hoch und gehen vor allem sehr pragmatisch an die Sache heran. Der Röhrenverstärker hat sich dem Interieur des Wohnzimmers anzupassen. Nicht umgekehrt. Frauen können auch klipp und klar sagen, ob es klingt oder wie es zu klingen hat. Während Mann über fehlende seidige Mitten schwafelt, sagt Frau klare Kante: „Klingt nicht.»
Es waren auch immer nur Männer, die auf der Suche nach dem heiligen Gral waren. Gefunden hat ihn bis heute bekanntlich keiner. Frauen wussten immer schon um solche unnützen Unternehmungen und waschen lieber schmutzige Wäsche weiss, als Zeit und Energie zu verschwenden. Oder aber sie nutzen das für eigene monetäre Zwecke aus und verdienen an den „auralen Grals-Detektiven».
Protestbriefe sind an die FemministInn A.S. zu richten.
Auf eine neue HiFi-Zeit.
– Friedrich Hunold –