Radio

Letztens hat mich der hiesige deutsche Landes-Hörfunk gewaltig überrascht. War wieder mal eine typische Hörer-Wunsch Aktion. Da lief, man glaubt es kaum, doch glatt „The War on Drugs». Am frühen Morgen. Ich meine, es wurde „Ocean of Darkness» gewünscht welches jedoch nicht verfügbar war. Hat man eben etwas älteres gespielt. Ein Wunder, dass man den „Drogenkrieg» überhaupt kannte…

Paolo Nutini hat auch wieder was Neues (bereits Mitte 2022 erschienen). Den hatte ich überhaupt nicht mehr auf dem Zettel. „Last Night in the Bittersweet» heisst das Album von dem er mit zwei Stücken in der „Playlist» auftaucht: „Through the Echoes» und „Shine a light». Natürlich war diese eine „ausländische Macht» verantwortlich dafür, dass die CD nun hier im Regal steht. Ach ja: Wenn man schon Herrn Nutini erwähnt, sollte sich den Sam Fender mal antun…

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Schon etwas älter ist das, was Khruangbin & Leon Bridges heraus gebracht haben. „Texas Sun» (Youtube-Link) heisst das Stück von der gleichnamigen CD bzw. EP. Der Musikstil ist allerdings nicht ganz so einfach einzuordnen… Und einmal dürfen Sie nun raten, was für ein Sender mir diesen Ohrwurm implatiert hatte. Spoiler: Eine deutsche Radiostation war es nicht.

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Spätestens ab 16:00 Uhr wird allerdings das musikalische Hintergrundprogramm geändert. Dann wird auf „Arrow Classic Rock» geschaltet. Wobei man den Sendernamen heute nicht mehr wörtlich nehmen darf. Als „Arrow» noch auf Mittelwelle sendete, war der Name allerdings noch Programm.

Nun verirren sich auch mal die Jackson 5 (mit dem jungen Michsel Jackson) oder Depeche Mode in’s Programm. Und Rammstein hat mit Classic Rock ja auch nicht viel zu tun. BAPs „Kristallnach» wird auch mal gespielt. Scheinbar spontan, wenn – Nachdenkenswerterweise – hier wie dort irgendwelche (rechten) Krawallos unterwegs waren.

Wie auch immer: Wichtig ist den Niederländern die Vielfalt und nicht zum x-ten Mal innerhalb von 4 Stunden AC/DC (wie es bei einem privaten deutschen Rocksender der Fall ist). Wenn das deutsche Radio eins kann, dann ist es das gnadenlose Totreiten einer Musikrichtung. Und zwar solange bis man kotzt. Da tun die sich alle nix.

Bei „Arrow» ist es beispielsweise problemlos möglich, dass man das Epos „Suppers Ready» von Genesis spielt. Ungekürzt die vollen 22 Minuten. Oder vom eisernen Schmetterling „In-A-Gadda-Da-Vida». Die lange Version und nicht das kastrierte „Radio-Edit». Da fällt mir ein, dass ich diese LP gar nicht habe. Muss ich mal organisieren gehen. Als Second-Hand, gewaschen und geföhnt, natürlich…

Merke: Die Niederländer können nicht nur Käse, Matjes und „Patat Joppie» (Pommes mit Joopiesauce), die können auch Radio. Und die schaffen es auch, einen Song nicht zweimal innerhalb 8 Stunden zu spielen. Blöd nur (und das hat sich in all der Zeit kaum geändert), dass man mit den „Eigenarten» des niederländischen Angebots leben lernen muss. Nunja – Irgendwas ist ja immer…

Nun will ich nicht das niederländische Radioprogramm schön reden bzw. das deutsche Programm (ganz) schlecht. Es ist aber bezeichnend, dass hier schon seit längerem für jede gekaufte CD oder Schallplatte ein niederländischer Radiosender „verantwortlich» war. Bezeichnend ist auch, dass seinerzeit „der Holländer» (also Hilversum 3) keine Probleme damit hatte, Falcos „Jeanny» zu spielen…

Bevor bei den ÖR und dem hiesigen Privatfunk heute etwas ausserhalb des Schlagers oder seichtem Plätscher-Pop gesendet wird, muss schon etwas passieren. Zum Beispiel eine Hörer-Wunsch Aktion. Dann wird auch schon mal die Titelmelodie aus der alten Fernsehserie „Flipper» gespielt. Unvergessen bleibt da „uns» Mal Sondock, der seinerzeit am Sonntag auch mal hören liess, was in den britischen bzw. amerikanischen Charts so los war…

Booker T & the M.G.’s wurde mit „Time is Tight» und „Melting Pot» in Deutschland übrigens nur deshalb bekannt, weil Mal Sondock während der Moderation dies als Hintergrundmusik spielte. Wer seine „Sturm- und Drangzeit» in den 1960’er und 1970’er Jahre hatte, dem dürfte „Green Onion» auch nicht ganz unbekannt sein.

Nicht zu vergessen Winfrid Trenklers kleine Nachtmusik „Schwingungen„, die doch erstaunlich lange ausgestrahlt wurde. Allerdings während der „toten Zeit» (22:00 bis 24:00 Uhr) einmal die Woche. Und jetzt dürfen Sie raten, warum sich „zufällig» Michael Garrisons LP-Erstlingswerk „In the Regions of Sun return» hier wiederfindet (Ein doch sehr interessantes Erlebnis in Dolby Sorround und wenn man leicht angetüdelt ist).

Ganz so mies war der deutsche Rundfunk nun doch nicht, war sogar teilweise Vorreiter.

Radio, Rundfunk an sich, ist doch was Feines. Da ist die Welt nicht so klein…

In diesem Sinne
Der alte Knacker
– Friedrich Hunold –

frihu

…hört gerne Musik. Über Röhrenverstärker. Musikrichtung egal. Ausser Jazz, Hip-Hop, House, Metal, Trash, Schlager, Volksmusik, Gangsta-Rap (noch schlimmer, wenn in Deutsch gebrüllt). Da krieg' ich ein Hörnchen.Autor der Bücher: Hören mit Röhren, Röhrenschaltungen und High-End Röhrenschaltungen. Artikel in hifi-tunes (Röhrenbuch 2): Bauteileauswahl für Röhrenverstärker und EL509 Single-Ended Röhrenverstärker im Selbstbau

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