Die 6C33C (auch „Warzenschwein“ genannt) ist eine Doppeltriode und war in den späten 1990’er bis in die 2000’er Jahre hinein in Bastlerkreisen eine angesagte Endröhre. So etwas kannte man, besonders im Selbstbaubereich, bis dahin nicht! Noch nie schien es so einfach zu sein, aus einer Triode bis zu 15W in Single Ended herauszukitzeln.
Für einen derartigen Leistungsbereich benötigte man zuvor zB. eine 845 oder 6336A (um bei Trioden zu bleiben). Diese Röhren benötigen aber eine wesentlich höhere Betriebsspannung als die 6C33C. Und so ein Spannungsbereich ist alles andere als „einfach“. Rein von den technischen Anforderungen war die 6C33C also wirklich die Versuchung schlechthin. Und dann noch die „sagenumworbene“ Klangeigenschaft…
Hinweis: Dieser Artikel beschreibt nix Neues für die „alten Hasen“. Er richtet sich vor allem an Benutzer von 6C33-Verstärker oder solche, die mit einem solchen Verstärker liebäugeln, weil das „Blaue vom Himmel“ versprochen wird bzw. wurde. Er ist auch das Ergebnis eines billigen 6C33-Verstärkers, der hier zum „pimpen“ zu Gast war und bei dem viel falsch gemacht wurde und deshalb nicht zu retten war…
6C33C: Damit fing’s an…
Diese (damalige) sowjetische Röhre war im Westen bis etwa 1976 völlig unbekannt. Bis sich ein MIG-25 Pilot nach Japan „verflog“, um dann dort „Urlaub zu machen“.
Die westlichen Militärs (besonders die Amerikaner) stürzten sich begeistert auf die MIG und sezierten sie. Wann bekam man schon die Gelegenheit, eine MIG auseinander zu nehmen? Das Erstaunen war gross, als man eben die 6C33C fand.
Soweit ist diese Geschichte authentisch. Was aus dem Piloten wurde, ist nicht bekannt.
Es stellte sich heraus, dass die 6C33C eigentlich eine Doppeltriode mit bereits parallel geschalteten Elektroden, aber mit getrennten Heizfäden, war. Mechanisch äusserst robust und EMP-fest.
Elektrisch wies sie eine Steilheit von rund 40mA/V und einen Röhreninnenwiderstand von noch nicht eimal 100Ω auf.Für eine Triode höchst ungewöhnlich. Ähnliche Röhren gab es im Westen nicht. Gibt es bis heute nicht.
Bereits 1977 tauchten in Japan die ersten OTL-Verstärker mit 6C33C auf. Für OTL-Anwendung (Output Transformer Less, Röhrenverstärker ohne Ausgangsübertrager) erwies sich die 6C33C als Glücksfall. Musste man sonst vier bis sechs Endröhren benutzen, um eine niedrige Lautsprecherimpedanz (zB. 8Ω) antreiben zu können, brauchte man mit der 6C33C nur zwei.
Zeitsprung
Irgendwann in den 1990’er Jahrenn tauchten dann, wie aus dem Nichts, 6C33C-B Röhren auf. Und damit nahm das „Fiasko“ seinen Lauf. Es kristallisierte sich langsam heraus, dass diese 6C33C-B (bzw. 6S33S-V) „irgendwie“ keine „richtige“ 6C33C war! Trotz, oder gerade, wegen ähnlicher Daten kam und kommt es oft zu unerklärlichen „Ungereimtheiten“.
Eine richtige 6C33C gehört übrigens aus einer MIG geklaut. Und, wenn man schon gerade beim „fringsen“ ist, dann bitteschön nicht die Septar-Fassung vergessen. Etwas Besseres gibt es nämlich nicht mehr. Und was eine richtige 6C33C ist, die kommt aus den Ulyanovsk-Röhrenwerken.
Hinweis: Das alte Emblem wurde etwa Mitte der 1970’er Jahre „gewechselt“. Ganz zu Anfang trugen die 6C33C noch das Winged-C Emblem. De facto also „echt“ Svetlana. Das Ulyanovsk-Werk waren ursprünglich „auch nur“ eine Svetlana-„Zweigstelle“, in die die Röhrenproduktion im zweiten Weltkrieg verlagert wurde (die Deutschen… Sie wissen schon…).
6C33C – Un-Echtes
Dann gibt es noch „Perestroika-Röhren“ von Sovtek bzw. Svetlana (S-Logo). Zu diesen Röhren haben viele Bastler ein sehr „ambivalentes Verhältnis“ – sie mögen zwar NOS sein, dürften aber noch nicht einmal in die Nähe einer MIG gekommen sein… Auf gut Deutsch: Das sind lediglich „Consumer-Röhren“ und haben mit „Militär“ wohl eher nichts am Hut gehabt.
Bleiben wir bei der Ur-Version aus dem Ulyanovsk-Röhrenwerk. Nur „echt“ mit den oben gezeigten Emblemen!
Von 6C33C OTL zu Single Ended
Etwas später wurde die 6C33C von der Single Ended-Fraktion entdeckt und man machte dann prompt genau den gleichen Fehler wie auch schon mit der 300B. Man verschaltete sie nämlich „irgendwie“ mit „irgendwelchen“ anderen Triodenschaltungen.
Meist mit, weil es gerade modern war, mindestens einer SRPP-Vorstufe. Betrachtet man sich heute die veröffentlichten Schaltungen, sind sie alle recht ähnlich: pures Vorstufenbombast.
Derartiges war jedoch gar nicht nötig. Bereits in den späten 1990’er Jahren veröffentlichte das Lautsprecherselbstbau-Magazin „Klang und Ton“ eine „schlanke“ 6C33C-Schaltung bei der die 6C33C nur von einer halben ECC85 angesteuert wurde (prinzipiell reicht das auch vollkommen aus).
Die andere Hälfte der ECC85 diente nur als Impedanzwandler, um das „Warzenschwein“ niederohmig anzusteuern. Bis auf die üblichen Bastler-Hinweise fanden sich keine weiteren Hinweise zur 6C33C. Nicht selten wurden in Nachbauten anstatt der „Sowjet-6C33C“ die „Perestroika-6C33C“ eingesetzt mit der Folge, dass diese Röhre in dieser Schaltung ein kurzes Leben beschieden war. Es dauerte dann auch nicht lange und die Röhre bekam ihren „speziellen“ Ruf…