6C33C

Die „echte“ 6C33C ist wirklich gut, äusserst robust, aber eine Diva und damit auch sehr „Verhaltensauffällig“. Erst gegen Ende 2000 hatte man das Know How, wie man mit dieser Röhre umzugehen hat.

Starter-Tipps

Zusammengefasst ein paar grundlegende Hinweise, die man wirklich beherzigen sollte. Ich mache es auf jedenfall so und bin bisher ganz gut damit gefahren.

Diese Tipps beziehen sich auf „neue“ NOS-Röhren – also wenn die 6C33C ersetzt werden oder der Verstärker neu aufgebaut wird.

Der „komische“ Belag

Da ist als erstes der Belag, der sich an den Röhrenstiften einer „echten“ 6C33C „festgesetzt“ hat. Das ist keine Kunst, das muss weg. Nicht mit Gewalt daran herumkratzen, sondern liebevoll an die Sache herangehen. Entweder Glasradierer oder Metallbürstenaufsatz für einen Dremel. Die Stifte haben glatt und blank wie ein Kinderpopo zu sein.

Der haushaltsübliche Branntweinessig (5% Säure) tut’s auch. Einfach über Nacht in ein Gefäss stellen, Essig bis zum Glasrand einfüllen und „wirken“ lassen… Danach kurz „wässern“ (destilliertes Wasser) und evtl. mit Propanol nachbehandeln.

Thermik

Die 6C33C wird heiss! Dementsprechend ändert sich der mechanische Aufbau, welcher wiederum die elektrischen Daten ändert.

Diese Röhre muss vor ihrem ersten Einsatz (egal ob in einem Röhrenverstärker oder im Flugzeug) thermisch stabilisiert werden.

Einige Bastler „annektieren“ für ein paar Stunden den häuslichen Backofen (der auch mal gerne zur Thermokammer wird) und lassen die 6C33C für fünf Stunden bei etwa 120°C „schmoren“ (Ober-Unterhitze, kein Umluft).

Danach schalten sie den Ofen aus und lassen die Röhren – und das ist der Clou – im Backofen abkühlen. Am besten über Nacht.

Nach der thermischen Behandlung lässt man die Röhre am besten noch für ein paar Stunden „gettern“. Erst danach ist sie „reif“ (elektrisch und mechanisch stabil).

Diese „Voralterung“ erspart einem das tagelange „Einbrennen“!

Fassung

In einer „richtigen“ Röhrenschaltung wird die 6C33C auch richtig heiss und damit auch die Septar-Röhrenfassung. Das Glas erreicht locker eine Temperatur von 250°C und mehr.

Viele 6C33C-Probleme sind eigentlich keine, sondern die Röhre hat nur die Fassung verloren. Es ist gar nicht mal so selten, dass eine billige Röhrenfassung nach etwa einem Jahr kaputt ist. Einfach nur kaputt. Eine gute Fassung ist hier das A und O.

Nicht die 6C33C allein gehört luftgekühlt, auch die Septar-Fassung! Die Fassung sollte so verbaut werden, dass sie von allen Seiten Luft „sieht“. Das „hübsche“ Verbauen in oder mit dem Chassis ist daher grundfalsch. Hier gibt es viele Hersteller, die eine geplante Obsoleszenz betreiben.

Don’t do that

„Mal eben“ und „hektisch vom Ecktisch“ kann man vergessen. Nur wer sich Zeit nimmt, der wird belohnt.

Der Einsatz eines geregelten Netzteils oder eine sehr oft vorzufindende CLC-Siebkette mit völlig unterdimensionierter Drossel (meist 100mA).

Die Röhre gehört nicht in einem Gehäuse oder „versenkt“ verbaut. Einen Papstlüfter zu verwenden, der seinen Luftstrom direkt auf das Glas gerichtet hat, ist noch „falscher“. Auf den Glassprung kann man warten – selbst bei dem verwendeten Panzerglas.

Do this

Ein Lüfter ist eigentlich keine schlechte Idee. Aber er muss mit sehr niedriger Drehzahl laufen und hat die Fassung (!) von unten nur leicht Luft „anzuhauchen“. So wie die Mutter bei ihrem Kind auf die „frische“ Schürfwunde haucht.

Ein Simpel-Netzteil pro 6C33 und nur für diese Röhre. „Dicker“ Gleichrichter (min. 3A-Typ) plus rund zweitausend Mü-Eff (2000µF). Zusätzlich „flott“ gemacht mit einem MKP. Das war’s.

Funktioniert besser, als „wie man denkt“. Bitte beachten: Was eine 6C33 ist, die fängt da an, wo eine KT150 schon um Gnade bettelt.

Wenn unbedingt eine Drossel eingesetzt werden soll (warum, weiss ich nicht), dann sollte die auf 500mA dimensioniert sein.

frihu

…hört gerne Musik. Über Röhrenverstärker. Musikrichtung egal. Ausser Jazz, Hip-Hop, House, Metal, Trash, Schlager, Volksmusik, Gangsta-Rap (noch schlimmer, wenn in Deutsch gebrüllt). Da krieg' ich ein Hörnchen. Autor der Bücher: Hören mit Röhren, Röhrenschaltungen und High-End Röhrenschaltungen. Artikel in hifi-tunes (Röhrenbuch 2): Bauteileauswahl für Röhrenverstärker und EL509 Single-Ended Röhrenverstärker im Selbstbau

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