6C33C

Lötzinn
Es sollte logisch sein, dass man an der 6C33-Röhrenfassung nur mit entsprechend temperaturfestem Lötzinn arbeiten sollte. Hier bietet sich eine Lot-Legierung Pb93Sn5Ag2 an, dessen Schmelzpunkt bei etwa 300°C liegt (Trotz Bleianteil absolut RoHS-konform!).

Heizung
Das nächste Problem macht das richtige Beheizen der Röhre. Die zwei Glühfäden, die je eine Triodenhälfte „aufwärmen“, können parallel (etwa 6,3V/7A) oder seriell (etwa 12,6V/3,5A) beschaltet werden. „Richtige“ 6C33-Liebhaber beschalten diese Doppeltriode nur „halb“, d.h. sie lassen aus „klanglichen“ Gründen nur eine Triodenhälfte arbeiten und heizen entsprechend mit etwa 6,3 Volt.

Eine standfeste Gleichspannungsheizung ist bei „ganzer Nutzung“ dieser Doppeltriode nicht mehr ganz so einfach. Einige nutzen daher ein Schaltnetzteil, andere bleiben gleich bei symmetrierter Wechselspannung.

Das Übliche

Die Lebendauer einer 6C33C ist… Nunja… nicht gerade berauschend. Lebensverlängernd ist es, die Röhre nicht „bis zum Anschlag“ auszufahren. Dann geht natürlich zu Lasten der Ausgangsleistung.

Heisst im Klartext: Vielleicht 200mA Ruhestrom. Die echten 6C33 werden selten…

Die Anodenverlustleistung von 60W steht zunächst nur auf dem Papier (Datenblatt). In der Realität sollte man, wenn beide Trioden „aktiv“ sein sollen, mit etwa maximal 45W kalkulieren, bei Nutzung nur einer Triodenhälfte bleiben maximal 35W.

Legt man nun die übliche Faustformel an, um bei Trioden die maximale NF-Leistung (Anodenverlustleistung dividiert durch Vier) zu ermitteln, dann wird deutlich, dass die Leistungsangabe so mancher Single Ended Verstärker recht „ambitioniert“ ist. Aus einer 845 holt man auch keine 20W „heraus“…

Three steps to RIP
1. Spätestens dann, wenn der Getterspiegel (silbrig glänzender Belag) matt wird, dauert es mit dem Exitus nicht mehr lange.

2. Macht sich beim Aufwärmen die Ausdehnung der Mechanik akustisch im Lautsprecher bemerkbar, dann ist das ein akutes Warnsignal.

3. Finale! Machen sich stark driftende Ruheströme bemerkbar, dann ist vorbei mit dieser Röhre. Verstärker, die keine Kontrollmöglichkeit bieten, sind ungeeignet.

Ach ja: Ruheströme. Diese Röhre gehört in Class-A1 „gefahren“, also mit Ruhestromregelung. Reine Class-A Schaltungen (wie zB. bei der 300B) stellen für diese Röhre ein Himmelfahrtskommando dar.

Eine solche Röhre will nicht nur thermisch stabilisiert werden, sie benötigt auch Zeit, um sich richtig „warm zu machen“. Bevor man mit dieser Röhre Musik hört, sind mindestens 30 Minuten „Aufwärmzeit“ nötig. Erst nach etwa einer Stunde darf man an „laute Lautstärke“ denken.

Zeit… Da sind wir beim Thema…

6C33-BIASing

Die Ruhestromeinstellung benötigt Zeit. Bei zwei vorbehandelten (!) Röhren plant man einen ganzen Tag ein. Es empfiehlt sich wirklich „dabei“ zu bleiben. Alles andere kann warten.

Die negative Vorspannung sollte sich im Bereich von etwa -130V bis hinauf zu etwa -40V regeln lassen! Beim Start wird die höchste negative Vorspannung eingestellt (Klar).

Nach dem „vorglühen“ (etwa 10 Minuten) stellt man auf etwa 10mA Ruhestrom ein und lässt die Röhre nun einfach machen. Nach etwa 30 Minuten wird sich der Ruhestrom erhöht haben. Nun auf 100mA einstellen und unter Beobachtung „weiter machen lassen“.

Bleibt der Ruhestrom nach weiteren 30 Minuten stabil stehen, kann auf Wunschwert abgeglichen werden. Aber gemächlich – „Step-by-Step“.

Den Wunschwert nun noch etwa weitere 30 Minuten beobachten. Steht der Wert, ist die nächste Röhre dran.

Das „Nacheinander“ abgleichen hat seinen Grund darin, dass man im Falle von hochschiessenden Strömen hektisch im falschen Kanal etwas zu retten versucht…

Der Röhrenkauf ist absolute Vertrauenssache. Jede 6C33C ist irgendwie etwas anders. Einfach zwei statisch ausgemessene Röhren kaufen und glücklich sein? Kann funktionieren, kann auch aufgrund der noch fehlenden thermischen Stabilisation daneben gehen.

Last but not least…

Und das bringt uns zum Übertrager.

Auch wenn nur bestenfalls 15W erzeugt werden sollen, ist die Gleichstromvorbelastung des Übertragers sehr hoch. Mit „Spielzeug-Übertrager“, wie ich sie beispielsweise vorgefunden habe, ist noch nicht einmal ein Blumentopf zu gewinnen.

Mindestens M102B bzw. das EI-Aquivalent. Ringkern geht auch, der wird allerdings dann noch grösser. Wie auch immer: die obere Grenzfrequenz solcher Übertrager hat bei über 60kHz (-3dB) zu liegen.

Und das bedeutet nun:

Die 6C33C hat sehr hohe Ansprüche. Und das macht sich schnell durch Ebbe im Bastleretat bemerkbar. Ein 6C33C-Verstärker ist in jeder Hinsicht ein Liebhaber-Projekt. Das haben dann damals auch viele Bastler schmerzhaft erkennen müssen. So einfach ist es mit dieser Röhre wirklich nicht. Die 6C33-Euphorie ist heute merklich abgekühlt.

Wenn man sich unbedingt einen 6C33C-Verstärker zulegen will, dann sollte man die enorme Wärme Hitzeentwicklung berücksichtigen. Sehr viele Verstärker sehen zwar ansprechend aus, sind aber garantiert nicht Langzeiterprobt – oder die Röhre darf nicht richtig arbeiten. Ich habe auch schon Verstärker gesehen, bei dem die Septar-Fassung direkt auf einer Platine angebracht wurde.

Nochmals: Die Röhre ist gut. Sie verlangt aber auch einiges. Es gibt keine guten 6C33C-Verstärker für knapp 1.000 Euro.


Update 18.07.2017
Eine (vielleicht) wichtige Leser-Information will ich nicht vorenthalten:


Vielleicht noch eine Info, bei den russischen Röhren bedeutet das Anhängsel B – Военная, also Militärröhre. Diese ist aber nur „echt“, wenn die 6C33 tatsächlich aus der Vor-Perestroika-Zeit stammen. Also mit Ulyanovsk-Logo.


Noch’n Update vom 8.4.2020
Neben kleinen Ergänzungen und Korrekturen ist der Artikel rund um’s BIASing ergänzt worden.

frihu

…hört gerne Musik. Über Röhrenverstärker. Musikrichtung egal. Ausser Jazz, Hip-Hop, House, Metal, Trash, Schlager, Volksmusik, Gangsta-Rap (noch schlimmer, wenn in Deutsch gebrüllt). Da krieg' ich ein Hörnchen. Autor der Bücher: Hören mit Röhren, Röhrenschaltungen und High-End Röhrenschaltungen. Artikel in hifi-tunes (Röhrenbuch 2): Bauteileauswahl für Röhrenverstärker und EL509 Single-Ended Röhrenverstärker im Selbstbau

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