Über das Netzteil eines Röhrenverstärkers müssen wir mal kurz reden. Beziehungsweise über Tricksereien, die man in dieser Schaltungsgruppe anwenden kann. Das Netzteil – sehr oft nachlässig behandelt. Oder mit überborderter „Fürsorge».
Bekanntlich bin ich ein grosser Fan von „Soviel wie nötig – sowenig wie möglich». Das betrifft erst einmal die Siebkapazitäten.
Fürsorge?
Hält man sich nämlich einmal vor Augen, welche Ströme in einem „mormalen» 10W- oder gar 30W-Röhrenverstärker fliessen, dann stellt sich die Frage, warum da 470µF zur Siebung eingesetzt werden müssen.
Das wird sehr oft damit begründet, dass damit dann die Spannung auch bei sehr dynamischen Pegeln steht. Ein Totschlagargument. Ist allerdings ein Trugschluss. Bricht die Spannung bei 220µF etwas ein, dann machen es 470µF auch nicht besser – im Gegenteil…
Was „ausreichende» Siebkapazitäten im Netzteil bewirken können, zeigte sich besonders deutlich bei den 300B-Eintaktern.
Aus technischer Sicht mag meine Beschreibung des Klangbildes bei Zuviel an Kapazität nicht korrekt sein. Praktisch lässt sich das „langweilige oder langsame Klangbild»,machmal auch arg „muffig», tatsächlich erhören.
Thomas Hartwig hat die technischen Zusammenhänge – so denke ich – ganz gut erklärt. Das bezieht sich dort zwar auf Halbleiterverstärker, das Prinzip gilt natürlich auch für Röhrenverstärker.
Schauen Sie einmal, was Marshall oder Fender bei ihren Gitarrenverstärkern an Siebkapazität einsetzten. Kommen Sie mir jetzt nicht damit, dass die Verstärker gebrummt haben. Das hatte ganz andere Ursachen…
Aber das ist hier ja nicht das Thema, sondern das
Getrickse im Netzteil
Es gibt zwei Arten von Getrickse in Netzteilschaltungen: Pfiffiges und… Nunja… Pfusch (obwohl es kein Pfusch im eigentlichen Sinne ist, aber mir fällt nichts anderes ein).
Beispielsweise die Spannungsverdopplung a la „Delon». Streng genommen eine Trickschaltung. Manchmal jedoch unausweichlich. Entgegen jeder Annahme leider nicht preiswert – auch wenn es so aussieht.
Oder das „aufaddieren» von Teilspannungen. Ebenfalls kostenintensiv, hat aber den Vorteil, dass man hier eine Teilspannung, beispielsweise für die Vorstufe, entnehmen darf (Darf!) und man so – ganz legal – einen kompletten Netzteilzug einsparen kann.
Das mit der Entnahme von einer Teilspannung sieht man auch bei Delon-Netzteilen – das sollte allerdings nur eine Notlösung sein. Der Aufwand, gerade diese Teilspannung schön „sauber» zu bekommen, ist nicht zu verachten.
Merkwürdig aber durchaus pfiffig ist die Verwendung einer Gleichrichterröhre zwecks „Sanftanlauf». Hierzu wird eine „passende» Gleichrichterröhre in den bereits gleichgerichteten und gesiebten Spannungszweig eingebaut. Gerade bei Spannungen um die eintausend Volt herum, durchaus eine Sache, über die man nachdenken kann.