Röhrenverstärker Steampunk-Style

War sonst noch was?

Heizung. Besonders bei der 300B. Diese wurde mit rund 5,5V schlichtweg überheizt. Da musste in diesem Stromkreis eine kleine Anpassung vorgenommen werden. Eine weitere Anpassung war wegen des Hum-Pots nötig. Bei Gleichspannungsheizung verliert er seine eigentliche Funktion und kann sich u.U. auch nachteilig auswirken (wenn es irgendetwas zu drehen gibt, wird auch daran herum gedreht). Zwei Festwiderstände ersetzen nun das Hum-Pot und bilden somit die künstliche Kathode.

Er verbleibt allerdings im Gerät, um das unschöne Loch zu verdecken. Der Umschalter der die Polung des Heizfadens der 300B umschaltete, wird ebenfalls ersetzt, um hinterher ein klein wenig mit der Gegenkopplung zu spielen zu können. Überhaupt diese Umpolungs-Geschichte der Gleichspannung für die Glühkathode: Das ist theoretisch ja nett gedacht, um den Heizfaden „gleichmäßig“ altern zu lassen. In der Praxis hat das – wirklich – keine Bedeutung.

Wer so einer Triode (auch 211, 805 oder 845) wirklich „nach Vorschrift“ behandeln will, beheizt sie mit Wechselspannung. Muss dann aber auch mit Restbrumm aus den Lautsprechern leben…

Die Schaltung…

… wird natürlich auf „schlicht und einfach“ geändert. Also mit „vorne“ nur einer Pentode. Ja, andere Schaltungsarten funktionieren, aber ich bin nach wie vor der Meinung, dass nichts so gut klingt, wie eine Pentode-Triode Kombination. Zumal die Phasenlage am Ausgang dem entspricht, wie sie auch eingespeist wurde.

Nur… Welche Pentode soll ich einsetzen? Die Wahl fiel diesmal auf die 6SJ7. Ist ja auch nicht (mehr) so ungewöhnlich. Glauben Sie nicht? Mit einer solchen Pentode gibt’s von L‘ Audiophile ebenfalls einen 300B-Artikel von 1979. Wirklich ein Zufallsfund.

Ach da guck her und schau einer an: Von wem stammt diese Schaltung? Von einem gewissen Anzai. Anzai? Ja, genau der. Also der mit dem SRPP-Gedöns und nebenbei auch ein Hiraga-Spezi.

Daraus kann man nun folgern, dass selbst Anzai eine SRPP für ungeeignet hielt, wenn sie dicke Leistungsröhren (egal ob Triode oder Pentode) „füttern“ soll. Ich glaube, ich wiederhole mich: Eine SRPP ist in einem Leistungsverstärker nur eine Schaltungskrücke.

Doch so einfach abkupfern? Würde ich nicht machen. Vor allem nicht die vorgeschlagenen Bauteile einsetzen, was sich besonders auf den Tantal-Elko an der Kathode der 6SJ7 bezieht. Die genannten 5W-Widerstände sind völlig überdimensioniert. Zwei Watt reichen völlig.

Überdenkenswert ist zudem der Siebkondensator am Schirmgitter. Zehn „MüEff“ reichen dicke aus.

Und weil Kohlewiderstände ja unbändig rauschen sollen, wird die Verstärkerschaltung eben mit Kohlewiderstände aufgebaut. Nichts geht über einen rauschenden Verstärker.

Nur seltsam, dass man davon nichts hört. Man hört eigentlich gar nichts – ausser Musik.

frihu

…hört gerne Musik. Über Röhrenverstärker. Musikrichtung egal. Ausser Jazz, Hip-Hop, House, Metal, Trash, Schlager, Volksmusik, Gangsta-Rap (noch schlimmer, wenn in Deutsch gebrüllt). Da krieg' ich ein Hörnchen. Autor der Bücher: Hören mit Röhren, Röhrenschaltungen und High-End Röhrenschaltungen. Artikel in hifi-tunes (Röhrenbuch 2): Bauteileauswahl für Röhrenverstärker und EL509 Single-Ended Röhrenverstärker im Selbstbau

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