Schirmgitter-Ansteuerung

E(P)L519 Wiederauferstehung

Anfang der 1980’er Jahre verfiel die HiFi-Gemeinde auf Plasma-Hochtöner (Ionen-Hochtöner). So ein Plasma-Hochtöner ist dabei nichts anders, wie ein angewandtes Tesla-Experiment aus der Schulphysik.

Ulrich Haumann hat da übrigens eine interessante Homepage (wird leider nicht mehr gepflegt), die übrigens fast so alt ist, wie diese Seite.

plasmaspeaker

Schaut man sich Ulrichs Beschaltung genau an, dann landet man augenscheinlich wieder beim Schaltungsprinzip „Zweigitter-Röhre“, weil das an der Anode anliegende HF-Signal über eine Koppel-Spule (halbe Windung) wieder zum Steuergitter zurück-induziert wird.

Da das Signal an der Anode aber gegenphasig gegenüber dem Eingangssignal ist, ist das zurückgeführte Signal hier nichts anderes wie eine frequenzabhängige Gegenkopplung. Die ist hier auch zwingend nötig.

Hinweise

Die Hinweise auf HF-Technik sind zunächst als „Nur-Interessant“ zu betrachten. Mehr nicht. Das ist eine Abteilung, bei der etwaig „randalierende“ Hochfrequenz das kleinere Problem darstellt. Sollten Sie sich bemüßigt fühlen, dahingehend tätig zu werden, gehen die Folgen auf Ihre Kappe.

Dann: Aus Gründen der Einfachheit wird hier die „Tesla-FunkenTechnik“ und die „richtige“ HF-Sendetechnik zusammengefasst. Aus dem gleichen Grund wird auch der Begriff „Schirmgitter-Modulation“ verwendet.

Nicht zuletzt: Es ist (wieder einmal) bewusst „sehr einfach“ gehalten – auch wenn eine gewisse technische Betrachtungsweise unvermeidbar ist.

Enhanced Triode Mode

Mitte der 1990’er Jahre präsentierte Tim de Paravicini den wohl ersten EL519 Single-Ended NF-Verstärker für HiFi-Zwecke (EAR-859). Nur nebenbei: Zuvor wurde die Firma EAR (Esoteric Audio Research) und etwas später die Yoshino Ltd gegründet.

Das muss man sich vorstellen: Just zu der Zeit, als die Triodenmanie am schlimmsten wütete, kommt da einer mit einem Pentodenverstärker daher. Noch dazu mit einer „Fernseher-Röhre“. Schlimm, schlimm… Da halfen auch die wirklich guten technischen Daten nicht viel.

So liess sich also nicht viel reissen. Das wusste Paravicini auch sehr genau und so ersann er für die „Schirmgitter-Modulation“ oder -Ansteuerung den Begriff „Enhanced Triode Mode“ (kurz „ETM“).

Und damit war die damalige HiFi-Welt mit dem „erweiterten Triodenmodus“ wieder in Ordnung. Grob aufgerundet 15W im „Enhanced Triode Mode“ – das ist doch schon was…

ear859

Nur hat das „Enhanced Triode Mode“ eigentlich nichts mit Triode oder dem Triodenmodus – an sich – zu tun. Das „Enhanced Triode Mode“ darf man zunächst als Marketing-Sprech einordnen.

Beim Umettiketieren vom alten Wein ging man seinerzeit ja generell sehr „phantasievoll“ zur Sache… Wie auch immer: Die Funkamateure staunten dagegen nicht schlecht, als sie von dieser Technik erfuhren: „Haben wir doch immer schon so (ähnlich) gemacht…“.

Richtig!
Vergleicht man nämlich einmal die Beschaltung des EAR859, wird man auch mit nur rundimentären Kenntnissen die sehr engen Verwandtschaftsverhältnisse der Schaltung zum Plasma-Tweeter (eben mit Schirmgitter-Ansteuerung) feststellen können. Es fehlen in der NF-Variante nur die Spulen…

Bei genauerer Betrachtung des EAR-Schaltplans wird aber auffallen, dass sich Paravicini noch etwas Besonderes hat einfallen lassen. Damit rückt die Sache mit der Triode etwas weiter weg…

frihu

…hört gerne Musik. Über Röhrenverstärker. Musikrichtung egal. Ausser Jazz, Hip-Hop, House, Metal, Trash, Schlager, Volksmusik, Gangsta-Rap (noch schlimmer, wenn in Deutsch gebrüllt). Da krieg' ich ein Hörnchen.Autor der Bücher: Hören mit Röhren, Röhrenschaltungen und High-End Röhrenschaltungen. Artikel in hifi-tunes (Röhrenbuch 2): Bauteileauswahl für Röhrenverstärker und EL509 Single-Ended Röhrenverstärker im Selbstbau

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