Who are you, 6P42S?

Und nun zu diesem „Aber…»

Mit Erscheinen der 6P45S liess Svetlana die Produktion der 6P42S auslaufen, spätestens um 1975 war endgültig Schluss. „Dank» der Planwirtschaft verlangten aber noch sehr viele Geräte nach dieser 6P42. Um aber ein Gerät (meist eben Fernseher) nicht wegen eines faulen Röhrensystems komplett abzuschreiben, „strickte» man nachträglich die Schaltung auf das Pinout einer 6P45S um und setzte dann das 45’er Glas ein.

Um das umfrickeln einzusparen, ging Svetlana hin und modelte eine 6P45 auf das 42’er-Anschlussschema um und kennzeichnete diese Röhren entsprechend. In Folge wurde vorzugsweise genau diese „Fake-6P42S» genutzt. Die ursprüngliche 6P42S blieb liegen. Die Produktion dieser „Fake-6P42S» wurde dann gegen Ende der 1980’er Jahre eingestellt. Auch, weil der Bedarf an echten „HZA-Röhren» gegen Null tendierte.

Eine „echte» 6P42S erkennt man übrigens schon von weitem: Sie etwas grösser, etwas schlanker und hat einen weit hinab reichenden Getterspiegel. Und für genau diese Röhre gilt (noch heute) die erwähnte Vorsichtsmaßnahme. Nicht aber für das Glas, dass der 6P45 zum verwechseln ähnlich sieht.

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Qualität

Röhren, die mit eingeätztem Typenaufdruck daherkommen, sind meist noch mit „OTK» gekennzeichnet. Die Chance, da ein faules Ei zu erwischen, sind äusserst gering. Um es mal mit Zahlen zu beschreiben: Von 100 Röhren sind vielleicht 4 Ausschuss. Eine verdammt gute Quote.

Bei Röhren entweder ganz ohne Aufdruck, oder fehlendem „OTK» muss man (vorsichtshalber) selber selektieren. Da kann die Ausschuss-Quote – natürlich – schlechter aussehen. Aber immer noch besser, als es derzeit bei anderen Leistungsröhren gang und gäbe zu sein scheint.

Völlig „nacktes Glas» verführte anscheinend auch einige Möchtegern-Fälscher dazu, aus einer 6P45S eine Telefunken-EL519 werden zu lassen.

Das Selektieren kann jeder vornehmen, der ein Multimeter bedienen kann. Läuft der Ruhestrom weg, bzw. schaukelt sich nach oben, dann darf man das Glas ruhigen Gewissen entsorgen. Normalerweise steht nach dem Einbrennen (ganz wichtig) der einmal eingestellte Ruhestrom wie eine Eins. Wobei man mit den Ruhestromwerten nicht pedantisch sein sollte – Differenzen von bis zu 5mA sind „normal».

So robust diese Gläser auch aussehen mögen: Allzu ruppig sollte man mit diesen Gläsern nicht umgehen. Der Systemgeometrie ändert sich doch relativ leicht. Eine Erfahrung, die ich auch machen musste.

Fehlt der Typenaufdruck, lässt sich nur an einem Detail klar festmachen, um was für eine Röhre es sich handelt: Bei der „Fake-6P42» ist der Röhrenpin 9 unbeschaltet. Ansonsten gibt es keine optisch erkennbaren Unterschiede zur 6P45S.

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Die 6P42-Röhren ab etwa 1976, ganz sicher aber aus dem 1980’er-Jahren sind also „echte» 6P45-Röhren. Nur eben mit einem anderen Pinout. Die „echten» 6P42S-Röhren vor dieser Zeit sind hierzulande nie „offiziell» gehandelt worden, oder sie fanden sich höchstens in einer „Wundertüte» wieder. Die „Echten» gab und gibt es nur als Direktimport. Stand heute dürfte ein (legaler) Bezug nahezu unmöglich sein.

Hinweis:
Alle Bilder stammen aus dem Internet und sind ggf. geringfügig bearbeitet worden. Gründe hierfür sind: 1. Ich habe keine „echte» 6P42S-Röhre und 2. kann ich vielleicht knipsen, aber nicht photografieren.

frihu

…hört gerne Musik. Über Röhrenverstärker. Musikrichtung egal. Ausser Jazz, Hip-Hop, House, Metal, Trash, Schlager, Volksmusik, Gangsta-Rap (noch schlimmer, wenn in Deutsch gebrüllt). Da krieg' ich ein Hörnchen. Autor der Bücher: Hören mit Röhren, Röhrenschaltungen und High-End Röhrenschaltungen. Artikel in hifi-tunes (Röhrenbuch 2): Bauteileauswahl für Röhrenverstärker und EL509 Single-Ended Röhrenverstärker im Selbstbau

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