Textus
„Mein» PrimaLuna erweist sich nun als hübsche Mixtur: Die bekannte Röhrenschaltung aus TA30/TA35 plus Netztrafo aus dem MT35. Und die Sache mit dem Netztrafo erweist sich hier als böse Falle. Aus 340V Wechselspannung wird nie und nimmer 430V Gleichspannung (wie beim TA35), sondern knackige 480V. Unter Belastung sackt die Spannung zwar ab, trotzdem…
Automatic-BIAS
Die Vorstufe ist bekannt und wurde als erstes etwas modifiziert, damit sie überhaupt die Endröhren richtig ansteuern kann. Dann war die automatische Ruhestromregelung an der Reihe. Mit Messgeräten „bewaffnet», wurde die Schaltung untersucht mit dem Ergebnis, dass auf eine „altmodische» Ruhestromregelung umgerüstet werden musste.
Die (echte) KT88 ist zwar ein kräftiges System, aber unter bestimmten Bedingungen ein Sensibelchen. Wenn man mit einer solchen Röhre Ultralinear realisieren will, dann müssen bestimmte Bedingungen erfüllt sein. Eine Anodenspannung von rund 450V ist nicht das Problem…
Ultralinear = Triodenmodus
Diese Gleichung ist nicht so falsch, wie es den Anschein hat. Schon in den „heiligen Schriften» zur Röhrentechnik wird das erwähnt. Vorsichtshalber. Warum? Wegen des Schirmgitters. Das Schirmgitter ist gerade in Ultralinear so eine ganz spezielle Geschichte.
Kommt dazu noch die Vorstufe (also Ansteuerung), eine zu niedrige negative Vorspannung und ein „universeller» Übertrager, der wohl besser zur EL34 passt, dann kann man Ultralinear – in dieser Form – knicken. Fast. Beim TA35 funktioniert das, wenn man die Spark-Eigenart „korrigiert»…
Pentodenmodus
Der Pentodenmodus ist besser als sein Ruf. Vor allem ist er leichter handzuhaben. Wie auch schon beim zuvor erwähnten OEM-Modell geht dieser PrimaLuna-Verstärker nun in den Pentoden- bzw. Tetrodenmodus. Dazu anstatt Genalex-KT88 die 6550 von Electro Harmonix. Und damit ändert sich die Situation schlagartig: Die Ruheströme lassen sich nun vernünftig regeln. Mit 35mA pro 6550 sind diese Röhren auch nicht überfordert.
Warum die 6550? Die „echte» KT88 ist, im Pentodenmodus gefahren, hier vollkommen unterfordert. Sie arbeitet in diesem Verstärker in einem Bereich, wo sie gerade einmal gähnend wach wird. Wie es mit den „stärkeren» KT-Röhren aussehen dürfte, darf man sich ausmalen. Woher der „Sound» nun kam, kann man sich jetzt denken.
Die Original-Röhrenbestückung hat zwar „KT88» auf das Glas gestempelt bekommen, aber wie schon vermutet, sind das wohl keine „richtigen» KT88, sondern tendieren eher zu 6550. Bis zum Beweis eines Gegenteils sage ich das weiterhin…
Epilog
Weil die Endröhren jetzt im Pentodenmodus richtig rund und gut angesteuert werden sowie mit stabilem BIAS arbeiten, kommt am Lautsprecher dann das heraus, was man durchaus als „PrimaKlang!» bezeichnen darf.
Und weil sich „Tüttenfell» einstellt, dürften die Mitten nun alles andere als „plörig» sein. „PrimaKlang!» schafft es nun sogar, das Klanggeschehen deutlich feiner aufzulösen.
Leistung? Bleiben wir realistisch. Wenn man mit EL34 gerade einmal 30W produziert, dann wird das mit 6550 (KT88) auch nicht viel mehr. Mehr schaffen die Übertrager und das Netzteil auch wohl nicht.
Lautsprecherempfehlung: Einen hübschen, wirkungsgradstarken, Breitbänder (ab 90dB/1W/m) nutzen. Wenn man die neuen Nachbarn kennen lernen will, beim ersten Vollmond einfach den Lautstärkeregler auf 11 Uhr stellen…