An und für sich besitzt der Name Antique Sound Labs (ASL) eine gute Reputation. Trotz der chinesischen Herkunft, denn diese Verstärkerschmiede hat ihren Firmensitz in Hong-Kong, bis vor ein paar Jahren noch britische Kronkolonie und, bedingt durch diesen historischen Umstand, ist man dort immer noch britisch angehaucht. Im Gegensatz zu anderen Produkten aus diesem Land, gibt es beim ASL AV25 keine Blendereffekte. Auch aberwitzige und/oder ausgewürfelte Frequenz- sowie Leistungsangaben sind diesen Röhren-Monos fremd. Die Verstärker machen tatsächlich das, was auch im Datenblatt steht. Zumindest die ASL AV25.
6L6GC Push-Pull Röhrenverstärker.
Dieser Röhrenverstärker gibt sich very british…
Wer diese Endstufen ins Haus geliefert bekommt, braucht nur noch den Ruhestrom einzustellen und könnte dann hinterher völlig problemlos und stressfrei Musik hören. Eigentlich und könnte, wohlgemerkt.
Technisch gesehen machen die Endstufen genau das, wozu sie gebaut sind. Sie verstärken das Musiksignal. Nicht mehr und nicht weniger. Klanglich ist das ganze jedoch sehr kontrolliert, Haltung bewahrend, in Grenzbereichen zurückhaltend. Das hört sich dann so an, wie Charles in Ekstase aussieht. An einem Totenbett ist mehr Stimmung. Es gibt Leute, die mögen das. Indeed!
Irgendwelche Brummeffekte gibt es auch nicht. Weder durch eine dahingerotzte Schaltung noch durch einen klapperigen Netztrafo. Das Eisen in den ASL AV25 ist still. Selbst nach dem einschalten hört man sie nicht – genausowenig wie den Verstärker an sich, wenn man von dem minimalen Rauschen absieht. Wenn da nicht das glimmen der Röhren (12AT7 respektive ECC81 und zwei 6L6GC) wäre, könnte man meinen, man hätte einen Transistor vor sich.
Also, mag man fragen, warum werden die Dinger einem Customize unterworfen? Die Antwort ist einfach: weil den „Kolonial-Briten“ ein paar „Gefühlsausbrüche“ beigebracht werden sollen. Trotz des antiseptischen Klangbildes (wegen der Antisepsis beneidet einem jedes Krankenhaus) spielen die AV25 aber immer noch um Welten besser als das, was man an Blenderwerk sonst so kennt.
Wie angedeutet, muss man Abstriche in den Grenzbereichen machen. Der Übertrager der ASL AV25 ist nicht in der Lage, viel weniger als 20Hz umzusetzen. OK, bei einem halben Watt kommt das Subcontra-C noch irgendwie durch, aber Bachs Toccata (Fuge in D-Moll) bei einem halben Watt hören ist wie Sex ohne Anfassen. Es fehlt einfach an Eisenmaterial und ist leider auch nicht nachzurüsten. (Im Bild der Grössenvergleich von Original-Übertrager und M102B-Übertrager.)
Und auch oben herum könnten diese Röhrenendstufen etwas mehr in den Gehörgängen klingeln. Die Leistung der Monoblöcke erscheint mickrig: aus den beiden 6L6GC zaubern die Antique Sound Labs mit Ach und Krach maximale 25 Watt in Class AB1. Da nützt es auch nichts, wenn andere Röhren eingesetzt werden. Mehr ist nicht drin. Punkt.
Anmerkung: Schaltungstechnisch war es auch nicht das Ziel, mit Watt zu protzen, sondern mit möglichst geringen Verzerrungen. Die Endröhren laufen hier zwar im unteren Leistungsbereich produzieren da aber auch die geringsten Klirr-Anteile.
Technisch gesehen ist die Bauteilqualität in den AV25 im grossen und ganzen als ordentlich zu bezeichnen (gemessen an dem, was damit erzielt wird). Die Elkos zur Siebung der Gleichspannung sind durchweg vernünftig gewählt, in der Spannungsfestigkeit sogar „hoffnungslos“ überdimensioniert. Die Widerstände sind handelsübliche (aber gute) Kohleschichtwiderstände, leider aber etwas unterdimensioniert. Die Gleichrichterdioden sind alte Bekannte aus der Wald-und-Wiesen Fraktion die einfach ihren Job machen. Das die Schaltungsmasse über das Chassis zur Schutzerde verläuft ist dagegen ein kleiner Fauxpas.
Wenn man also will, dass die „ASL AV25 Wave“ tatsächlich die dicke Welle machen sollen, muss man an den Unterbau, sprich der Schaltung, heran. Auf geht’s.
Was aber nicht geht…
Um einen möglichst günstigen S/N (Signal/Noise) -Verhältnis zu bekommen bzw. um ihn nicht zu verschlechtern, bei gleichzeitig zu erreichenden emotionshaften Klang sind, in ihrer Abmessung, überdimensionierte Bauteile ein absolutes No-Way. Jedes überflüssige Zentimeterchen Anschlussdraht ist konsequent zu vermeiden. Induktionsanfällige dicke Widerstände oder Kondensatoren sind ebenfalls I-Bah. Das ist der Tribut, der zu zahlen ist. Den sollte man aber freiwillig zahlen. Yes, Sir.
Voluminöse Kondensatoren können hier aus Platzgründen nicht eingesetzt werden. Etwas anderes als gute, „normale“, MKP’s kommt ebenfalls nicht in Frage. Der Einsatz von Metall- oder Kohlewiderständen in Monokultur ist auch nicht der Bringer. Dann hätte man ja alles so lassen können, wie es ist. Und das wollten wir ja eben nicht. No, Sir.
Doping (Customize)
Der AV25-Monoblock beherbergt lediglich zwei Koppelkondensatoren. Diese werden durch gute MKP’s ersetzt. Bei den Widerständen setze ich auf einen gesunden Materialmix. Die „Malocher“ rekrutieren sich aus der Metallschichtfraktion, Gridstopper sind Carbon-Composit und der Kathodenwiderstand ist ein guter Drahtwiderstand, der im Havariefall zuverlässig abrauchen soll.
Das wars schon.
Wirklich.
Nein, war nur Spass.
Gegenkopplung
Wie üblich wird so ein Röhrenverstärker von der Stange mit der „Über-alles-Gegenkopplung“ ordentlich an die Kandare genommen. Dabei sind die ASL AV25 doch schon einigermassen stabil. Da schwingt nichts, was man mit einer solchen straffen Gegenkopplung stabilisieren müsste. Warum also diese straffe Gegenkopplung? Nach dazu so stark Frequenzabhängig? Anzunehmen ist, dass man damit die Neigung der 6L6GC-Röhren zu den spitzen Höhen nehmen wollte. „Schit wat drup“, wie der Hamburger sagt und schmeissen den ganzen Gegenkopplungs-Plunder heraus, der den Verstärker so klingen lässt, wie ein eingeschlafenes Raucherbein.
Also muss eine komplett neue Gegenkopplung her und ein zusätzliches Boucherot-Glied aus dem „Williamson-Gedächtnisdiscount“, damit es sowohl „oben herum“ als auch „unten herum“ stimmig wird.
Ein linearisierendes Filter (Boucherot) befindet sich nun auch am Lautsprecherausgang und sorgt in dieser Dimensionierung erstens für einen etwas seidigeren Klang und zweitens für einen reellen Abschluss sprich, Leerlauffestigkeit – d.h. es darf nun auch ruhig mal – kurzzeitig – das Lautsprecherkabel „abfallen“…
Das wars nun wirklich.
Deutlich ist nun zu hören, wie Jackson Browne’s Drummer in den ersten 15 Sekunden bei der Live-Version von „Running on Empty“ auf die Snare und Toms draufdrischt. War es vorher nur ein einziger Soundbrei bei dem sich Snare und Tom-Toms nicht unterschieden, sind nun die unterschiedlichen Schlaginstrumente hörbar. Wer das nicht hört, ist blind. Auch der besondere Charme einer akustischen Gitarre ist wahrnehmbar.
[…] Als ich die Monoblöcke wieder angeschlossen habe, kam ich aus dem Staunen nicht mehr heraus. Meine Erwartungen wurden bei Weitem übertroffen. […] Das Gesamtbild war stimmig und rund – Auflösung, Bühne und Dynamik gleich um Klassen besser als im Grundzustand. […] Sie haben meine AV25 zum Leben erweckt. Vielen Dank.
Nachtrag: Wie die eingangsseitig gezeigten Photo zeigen, werden je Pärchen unterschiedliche 6L6GC eingesetzt. Einmal von Sovtek die 6L6GC-WXT und von JJ 6L6GC. Obwohl der Unterbau exakt identisch war, waren klangliche Unterschiede deutlich hörbar: die JJ’s klangen einfach zu spitz. Die Sovteks klangen dagegen wesentlich ausgewogener. Es klingt mit den diesen Röhren (ich zitiere)
[…] einfach runder. Die Höhen sind da, wo sie hingehören – gut getragen von einem stabilen Bassfundament.