Dieses Blendwerk mit 211-Triode ist frech. Sehr frech. Und äusserst plump. War auch garantiert nicht teuer. So als Ganzes gesehen. Ich möchte ja nur mal wissen, woher man so etwas bekommt. Ich habe nichts gefunden.
Denn mit dem, was da auf der Frontplatte aufgedruckt war, hat oder hatte dieser 211-Röhrenverstärker nichts zu tun. Gar nichts. Im Gegenteil.
Angeblich soll’s ein Bausatz gewesen sein. Nun ja. Das bezweifel ich mal stark. Die Brüder und Schwestern aus dem Land des Coronavirus (Haha, Flachwitz der übelsten Sorte, 10 Euro in die Bashing-Kasse) sind ganz vernarrt in Heisskleber und kleistern damit ganz gerne herum. So gut bekommt man das hierzulande nicht hin.
Es spricht allerdings viel dafür, dass sich daran schon mal jemand versucht hatte. Und ich schätze, dass sich der Erfolg sehr übersichtlich gestaltete. Was man zB. auch der Kopfhörerbuchse ansieht, deren Beschaltung ist… Nunja… Denkwürdig.
Blendwerk Nr. 1
Das Logo „Western Electric Sound System“ auf der Frontplatte, zum Beispiel. Füttert man eine Suchmaschine mit diesem Begriff, dann bekommt man eine Ahnung, was hinter dieser Bezeichnung stand: Also Lautsprecher plus Verstärker!
Okay, beim jetzigen Besitzer könnte das duchaus schon passen. Die Lautsprecher nämlich dürfen sich wirklich so nennen. Trotzdem: Mit Western Electric hat dieser 211’er SE nichts zu tun.
Blendwerk Nr. 2
Hierfür muss man die Schaltung begutachten. Besonders, was sich da an der Gleichrichterröhre abspielt. Hier ist ein Halbleiter-Gleichrichter parallel zum Röhrengleichrichter geschaltet. Und damit wird diese Röhre nutzlos und zum Blendwerk degradiert.
Das machen „die“ übrigens auch ganz gerne. Anstatt Dioden wird ein Brückengleichrichter genommen, den man nur „halb“ beschaltet. Im Teamwork mit einem Röhrengleichrichter (Zweiwege) erhält man dann einen Brückengleichrichter (Vierwege). Seltsam zwar, aber okay.
Und normalerweise werden „überflüssige“ Anschlussdrähte abgekniffen. Ich vermute mal, dass da einer dieses (seltsame) „Getrickse“ nicht so recht verstanden hat und einfach einen neuen Gleichrichter einbaute. Wenn man sich mal die Beschaltung des Kopfhöreranschluss anschaut, dann ahne ich, wer dieser „einer“ war…
Schaltung
Wo wir schon dabei sind, schauen wir genauer hin.
An den Anoden der 211 hängt ein niederohmiger Schutzwiderstand. Dieser hat die Aufgabe, die 211 am hochfrequenten Schwingen zu hindern. Kann man machen.
Dieser Widerstand hat aber noch eine weitere Aufgabe: Er soll durchbrennen, wenn die Röhre Amok läuft. Da dieser Widerstand nun aber vom Typ Metall ist, wird das mit dem Durchbrennen aber etwas schwierig. Es wird irgendwann brennen, ja – die Frage ist nur: Was?
Die 211 sind zudem in Class-A1 beschaltet. Also mit Ruhestromregelung. Hier allerdings in einer „Kostefastgarnix“-Version. Das, was der Regler da regeln soll, ist lediglich die „Balance“. Die dicken Flaschen bekommen immer eine definierte negative Vorspannung. Immer!
Vorstufe
Vorne angeblich eine 6SN7 und als Treiber eine 6V6. Also eine Triode-Pentode Kombi. An sich ja in Ordnung. Nur passt irgendwie die Beschaltung nicht dazu. Dafür spricht auch, dass da ein Widerstand (pro Kanal) schon hübsch Farbe bekommen hat.
Da läuft also von Start weg etwas aus dem Ruder. Überhaupt die 6SN7… Ist – von wem auch immer – vermutlich gesteckt worden, weil sie in den Oktalsockel passte.