Etwas Schaltungstechnisches
Dieser TP106 ist ein Gegentakter mit 6550. Moment, das ist prinzipiell auch richtig, nur eben nicht einfach so… Die 6550 hängen sowohl mit den Anoden als auch mit den Kathoden am Ausgangsübertrager. Prinzipiell wäre man da bei dem bekannten Quad 2 Verstärker.
Quad ist scheinbar nicht genug. Im TP106 ist man einen Schritt weitergegangen und bezieht die Lautsprecher direkt in das Geschehen ein. Heisst salopp: Das, was am Verstärker hängt, beeinflusst auch die Arbeitsweise der Endröhren. Das Eingangs erwähnte „CFB» – Cathode Feedback. Das Schaltungsprinzip ist von Audio Research bekannt. Also ein alter Hut… Nur zusätzlich aufgehübscht mit der Ultralineartechnik von Hafler & Keroes.
Vorstufenröhren sind ECC81 (12AT7). Richtig gelesen. Mit einer ECC81 kann man wirklich schicke Verstärkerchen konstruieren. Trifft man wirklich sehr selten. Genauso selten ist die 6550, die auch eher zu einer Randerscheinung mutiert ist. Es muss ja unbedingt alles „Kinkless-Tetrodes» sein, also KT-Röhren. Auch wenn diese Röhren in vielen Verstärkern eher unterfordert sind…
Das Teamwork 6550 und ECC81 lässt einiges erahnen. Wie die „CFB»-Sache funktioniert, muss man sehen…
Vorstufe
Es stellte sich heraus, dass sich auch die Vorstufenschaltung prinzipiell am Quad 2 Verstärker orientiert.
Nur das man im TP106 statt EF86-Pentoden ECC81-Trioden genommen hat. Weil eine Triode aber etwas zu schwach für die 6550 ist, muss halt eine Zweite her, die als Treiber arbeitet und damit auch die 6550 richtig bedient wird.
Man hat also die Schaltungsprinzipien von Quad, Audio Research und die Ultralineartechnik von Hafler & Keroes kombiniert. Ob das gut geht?
Netzteil
Der Lebenssaft für die Verstärkerröhren kommt übrigens von zwei GZ34-Gleichrichterröhren, die nicht kanalgetrennt arbeiten, sondern parallel geschaltet wurden. Warum? Keine Ahnung. Pro Kanal eine GZ34 hätte Sinn gemacht.
Anstatt eines Ladekondensators gaukelt man den beiden GZ34 ein „Choke-Loaded» vor. Die Gauckelei besteht aus vier 47Ω / 5W-Widerständen, die parallel und seriell beschaltet wurden. In der Summe ergibt das ein 47Ω 20W-Widerstand als „Pseudo-Drossel».
Danach kommt Kapazitätsbombast: Satte 1500µF dienen als Energiereservoir (und für’s Marketing – wohl von Manley abgeschaut). Für eine Maximalleistung von etwa 55W (lt. Manual) ist das happig. Sehr happig. Für diese Maximalleistung reicht ein Drittel locker aus. Für Stereo dann halt ein paar µF mehr, um selbst bei hinterfotzigen Bassimpulsen den Verstärker noch (einigermaßen) auf Kurs zu halten.
Zu Röhrenhochzeit hat man allerdings noch weniger Mü-eff eingesetzt, dafür aber eine Drossel. Gebrummt hat’s nicht. Und die Versorgungsspannung wurde auch nicht in Folge der abzugebenden NF-Leistung „moduliert». In Röhrenverstärkern fliessen selten Ströme die an 1A heranreichen. In Halbleiterverstärker ist das anders. Muss man immer wieder erwähnen.
Hey, nicht so schnell. Zwischen der „Pseudo-Drossel» und den Siebkapazitäten liegt noch eine Wald-und-Wiesen Diode, die maximal 1A „verkraften» kann. Ihr einziger Lebensinn besteht darin, zu sterben, wenn im Stromkreis mehr wie 1A fliessen sollten.
Üblicherweise befindet sich diese Schutzdiode im 0V bzw. Masse-Zweig der Stromversorgung. Das findet man vor allem noch bei älteren Gitarrenverstärkern (!) – nach dem Netzteil. Danach deshalb, weil die Siebkapazitäten auch schon mal höhere Ladeströme als 1A verursachen. Besonders im Einschaltmoment. Diese Art des Schutzes war und ist nicht unumstritten. Die Diode kann nämlich auch mal ihrer Herkunft alle Ehre machen und „halb leiten» (Ja, der Gag ist mittlerweile ausgelutscht).
Ausserdem: Halbleiter neigen dazu, wegen nichts und wieder nichts, durchzubrennen. Das, was die GZ34 leisten könnten, wird durch die Diode zunichte gemacht. Hier und an dieser Stelle gehört sie sowieso nicht hin. Man kann sie weglassen oder durch eine „dickere» Diode ersetzen… Wegen dem Ding will ich später die ganze Kiste nicht noch einmal auseinander nehmen müssen. Also…?