Eintakter mit Coolness-Faktor (Teil 1)

Diese Mono-Eintakter mit – ganz klar – 300B wurden Anfang der 1990’er Jahre in Deutschland hergestellt. Von einem kleinen Unternehmen, welches sich ganz dem elitären hifidelen Klang verschrieben hatte. Röhrenverstärker (alles Eintakter), wirkungsgradstarke Lautsprecher und auch „Rillenkratzer» nebst Zubehör waren im Programm.

Die Preise? Genauso elitär. Zugegebenermaßen nicht ganz unberechtigt – zumindest was diese Eintakter betrifft. Immerhin wurde für dieses Mono-Paar ein unterer fünfstelliger Betrag aufgerufen. Ende der 1990’er Jahre, da drängten die ersten China-Verstärker auf den Markt, war die audiophile Goldgräber-Stimmung, die sich schon Ende der 1980’er abzeichnete, endgültig vorbei…

Hören wir mal kurz ’rein, bevor es an’s Eingemachte geht. Aaalso… Diese Eintakter versprühen eine merkwürdig frigide Erotik. Und sie klingen „kurzatmig». Denn, sobald das Musikmaterial vom Hurz-ähnlichem Kulturgut zu etwas „rustikalerem» mit der entsprechenden Lautstärke wechselt, wird’s anstrengend.

„Bad to the bone» von George Thorogood, beispielsweise. Das geht ab, wie bei einem Debütantenball mit einer etwas zu schrillen Gitarre. Anette Askviks „Liberty» dagegen noch einigermaßen akzeptabel. Bei Yellos „The Race» stehe ich aber nicht an der Rennstrecke, sondern bin als Zuschauer bei einer Rollator-Polonaise im Seniorenstift. Seltsam die oberen Mitten und Höhen, die nicht brillierten und so wirkten, wie achtlos in den Raum geworfen. Und die Bässe? Da mühten sich die Monos redlich.

Wetten, dass da eine bis zum Anschlag angezogene Gegenkopplung verbaut wurde?

So Leute, ich warne vor: Das wird eine längere Geschichte jetzt. Und die bezieht sich erst einmal nur auf dieses dritte verkaufte Paar (diese Eintakter wurden durchnummeriert).

300B-Eintakter: Erster Eindruck

Anhand der Röhrenbestückung (WE-310A, WE-300B, 5R4WGA) ahnt man es schon: Sieht aus wie ein L’Audiophile-Imitat. Äusserlich „aufgewertet» mit den typischen 1990’er-Insignien: Ein „It’s cool man»-Chassis, ein Applikationsmotiv die wohl eine Hommage an frühere Science-fiction Filme darstellen soll und ein Ringkern-Netztrafo. So ein Design wird natürlich nicht verschandelt mit Lüftungslöcher. Nein, wo kämen wir denn dahin…?

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Oben nix. Unten nix. Geschlossene Kiste. Für mich persönlich eine Fehlkonstruktion. Okay, aussen also „hui». Innen „pfui»? Also schauen wir mal hinter die Fassade dieses Eintakters.

So ähnlich war es zu erwarten: Kabelgedöns mit einer chaotischen Masseführung, aufgeklebte Folien- und fette Waschmaschinen-Kondensatoren. Alles zusammen luftig zusammengedröselt. Die geklebten Kondensatoren brauchte man nur scharf anschauen, da baumeltem sie herum… Im anderen Monoblock ging es noch chaotischer zu. Ein Zeichen, dass wohl zwei verschiedene „studentische Hiwis» am frickeln waren.

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Die „Beschaltung» der Treiberröhre machte stutzig. Da schienen ein paar Bauteile zu fehlen… Nein, die finden sich später in Form eines elektronischen Netzteils auf der Platine wieder. Typisch für die 1990’er-Jahre, als man den Röhren mit Halbleiter an den Kragen ging…

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frihu

…hört gerne Musik. Über Röhrenverstärker. Musikrichtung egal. Ausser Jazz, Hip-Hop, House, Metal, Trash, Schlager, Volksmusik, Gangsta-Rap (noch schlimmer, wenn in Deutsch gebrüllt). Da krieg' ich ein Hörnchen. Autor der Bücher: Hören mit Röhren, Röhrenschaltungen und High-End Röhrenschaltungen. Artikel in hifi-tunes (Röhrenbuch 2): Bauteileauswahl für Röhrenverstärker und EL509 Single-Ended Röhrenverstärker im Selbstbau

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