Eintakter mit Coolness-Faktor (Teil 2)

Die Gegenkopplung

Eine Gegenkopplung, wie im L’Audiophile-Original vorgeschlagen, schien zunächst nicht nötig, erwies sich sogar auch noch als höchst schädlich. Statt gegen- wurde nämlich mitgekoppelt. Überraschung! Aber trotzdem ungewöhnlich. Aufgefallen ist das zum Schluss beim durchmessen: Das Eingangssignal an der 300B (bzw. Ausgangssignal der 310A) war phasengleich mit dem Signal am Lautsprecherausgang.

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Da stehste dann mit deinem Talent und suchst nach Fehler, die nicht da sind. Also die, die man selber verbrochen hat… Hätte ich aber nicht schon mehrere Male mit derartigen Übertragern zu tun gehabt, wäre ich nicht auf diesen Klops gekommen. Die Drahtbrücken am Lautsprecherausgang des Übertragers (zur Anpassung der Impedanz) waren nämlich total falsch angebracht (Teilwicklungen – je im „Plus- und Minuszweig» – arbeiteten gegenphasig).

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Heisst: Die Lautsprecher werden – ob man nun will, oder nicht – nicht nur verpolt angeschlossen (eigentlich nicht so tragisch, sondern Impedanzmäßig immer „nicht ganz richtig»). Diese falsche Beschaltung war wohl auch mit die Ursache, für den merkwürdigen Klang. Ganz sicher aber, dass sich dadurch diese Eintakter selbst an 93/94dB-Lautsprecher etwas „schwer» taten.

Ein weiterer Aspekt

Da deartige Eintakter ja quasi als Endstufe konzipiert wurden, kann man sich nun den Rest leicht zusammenreimen: Wenn man laut hören wollte, nahm eine Übersteuerung der Treiber-Pentode (310A) in Kauf. Ohne Gegenkopplung reichten vielleicht 200mV bis die 310A übersteuert wurde. Mit Gegenkopplung wären es beispielsweise 700mV. Übersteuerung heisst: Aus Sinus wird Rechteck. Etwa bei 2W fing die Mutation übrigens an.

„Normal» wäre etwa 6W (ca. 70% bei 8W erzielbare Ausgangsleistung)… Und selbst bei maximaler Leistung darf hierbei kein „echtes» Rechteck entstehen. Das ist, bei „gehobener» Aussteuerung, eine tödliche Waffe für eine direkt beheizte Triode. Was übrigens meine „Versuchs-300B» auch bewiesen hat: Exitus.

Generell: Eine Gegenkopplung ist nicht per se „böse», so wie es derzeit immer wieder kolpotiert wird. Eine Gegenkopplung wirkt auch stabilisierend auf den gesamten Verstärker. Generell gilt die Paracelsus-Weisheit: Die Dosis macht das Gift.

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Was bleibt? Korrektur am Übertrager, „moderate» Gegenkopplung, nochmals getestet und siehe da: Alles paletti.

Zwei Eintakter mit Gefühl

Äusserlich sind diese Eintakter fast so geblieben, wie sie mal angeboten wurden. Unter der Haube werkelt aber nun aber ein komplett überholter Motor. Und damit erweisen sich diese Eintakter als Emotionsbeschleuniger. Zumindest die, im ersten Teil, genannten Musikstücke meistern diese Monos nun sehr gut. Und die noch härtere Gangart?

Durch „Zufall» fiel mir die blaue Scheibe „Under Cöver» von Lemmys Motörhead in die Hände (wider Erwarten eine annehmbare Pressung). Manchmal kommt noch der kleine Jäger und Sammler in mir zum Vorschein (bei nur 500 Exemplaren auch kein Wunder)… Okay, ich gebe zu, dass dieser Musikstil nicht unbedingt meins ist, aber die Cover-Version von Mr. Bowies Hereos fetzte an diesem Eintakter-Paar ganz ordentlich.

So. Und nun bin ich gespannt, ob immer noch an’s verstärkertechnische „Fremdgehen» gedacht wird, wenn die Musik des einfachen Mannes und sonstiges ungebildetes Volk abgespielt wird.


Ja, er hat wat mit wat anerem nen Krösken am haben tun. Ker, war’n do nur schlach auf’m Kopp 8 Wochen röhrentechnische Keuschheit. Abba, wat willze machen… Ich tu da ma vielleicht ein paa Sätzkes zu ’raushauen.

Nun zu diesen Eintaktern: Absolut ruhig an den Lautsprechern. Und, verdammte Hölle, es wird auf einmal laut. Sehr laut. An 100dB-Lautsprechern sollte das auch nicht verwundern…
Und, was ganz viel wichtiger ist, der Klang… Es klingt ganz einfach. Rund.

frihu

…hört gerne Musik. Über Röhrenverstärker. Musikrichtung egal. Ausser Jazz, Hip-Hop, House, Metal, Trash, Schlager, Volksmusik, Gangsta-Rap (noch schlimmer, wenn in Deutsch gebrüllt). Da krieg' ich ein Hörnchen. Autor der Bücher: Hören mit Röhren, Röhrenschaltungen und High-End Röhrenschaltungen. Artikel in hifi-tunes (Röhrenbuch 2): Bauteileauswahl für Röhrenverstärker und EL509 Single-Ended Röhrenverstärker im Selbstbau

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