Dezember 2014
Um bei Band Aid zu bleiben: Was haben Sir Bob Geldorf’s Band Aid Projekt und der SP9-Vertriebler gemeinsam? Antwort: Ein und die gleiche Melodie wird hemmungslos vermarktet. Einziger Unterschied: Der Eine will damit irgendwie helfen…
SP9 zum Zweiten?
Ein klares Jein. Obwohl dieser umgelabelte Yaqin MC5881 Verstärker vom gleichen Vertrieb stammt und prinzipiell schlichtweg ein MC5881 drin steckt, ist dieser Röhrenverstärker natürlich kein SP9-Modell, sondern ein SP6 (Version 2007 MK4, um ganz genau zu sein). Und das ist zum SP6 bekanntermaßen ein „himmelweiter grosser Unterschied“. Nun also SP6-Version Wasweissich MK-Hassenichgesehen. Und das heisst…
SP6 Rückbau
Fast ein Jahr nach dem SP9 folgte ein Hilferuf aus dem Pott: „Der Trafodeckel wird nach einer Stunde so heiss, dass man das nicht mehr anfassen kann!“ Oha! Das hört sich nicht gut an. Kenne ich aber so nicht. Nein, auch nicht vom Yaqin MC5881 oder vom SP9. Class-A Verstärker werden mehr als warm, aber knallheiss? Auf Nachfrage, ob Defekte zu erkennen sind, wurde dies verneint. Na gut, Kumpel, mach hinne und das Ding zackig hierhin gebracht. Not-OP, quasi. Der letzte Verstärker für dieses Jahr (2014).
Kurz einen Probelauf gestartet und tatsächlich: Innerhalb weniger Minuten wird es wirklich sehr, seeehr, warm. So etwas geht glatt als „Röhrenkochen“ durch. Sollte da etwas unerlaubt schwingen? Bei Tetroden gut möglich…
Aufgeschraubt und sofort ein Deja Vu gehabt: Aaargh! Der Junge kann das Kleistern einfach nicht lassen. Heissklebekleister und diese Scheisskleberige „Bitumenmasse“ (Ich weiss nicht, obs Bitumen ist, sieht aber fast so aus, dieses Scheisszeuchs). Wozu die rechts und links, am Poti und über den Siebelko gepappt wurden – ich habe nicht den Hauch einer Ahnung (Kunde erzählte was von „Resonanzdämpfung“… Aha!).
Das Entfernen ging nur mit brutaler Gewalt. Das mistige Klebezeuchs, vorne am Poti, habe ich aber sitzen lassen. Ich schätze, beim heraussprengen kann da zuviel kaputt gehen. Danach erst einmal Werkzeug reinigen und die kleine Reste von diesem Zeuchs vom Boden aufsammeln. Wirklich, das klebt wie Hulle.
Alter Chemikanten-Merksatz: Alles was gut klebt, brennt auch gut. Alles was gut klebt und gut brennt setzt ungesundes frei. Da ist verbleites Lot ein Dreck dagegen.
Einer Ahnung folgend, den dicken Siebelko hinten (in roter Schrumpfschlauchverpackung) herausgenommen und siehe da: Er litt an leichten Blähungen. Noch nicht gravierend, aber immerhin. Übermäßige Wärme und Elkos heisst auf Dauer: „Spiel mir das Lied vom Tod“. Zur Ehrenrettung sag ich’s sofort: Eingesetzt waren Tung Sol 6L6WGC STR mit kurzem Glaskolben. Das ist prinzipiell eine 5881 – eine LL-Version der 6L6GC. Soweit Ok. Nachteil: Die Dinger werden hübsch heiss. Und sie werden noch heisser, wenn diese in einem Class-A Push-Pull Verstärker sitzen und mit einem Ruhestrom „Hart am Limit“ gefahren werden. Die Trafoabdeckung nimmt die Strahlungswärme deshalb dankbar auf – natürlich mit dem Effekt, dass die Wärme sich auch aufs Chassis „verteilt“ und damit alles aufheizt, was direkt am Chassis liegt. Und der Siebelko liegt nun wo? Richtig: Direkt am Chassis.
Koppelkondensatoren sind wie „üblich“ mit Kupferfolie ummantelt. Das „entweihen“ dieser „aufgewerteten“ MKP’s zaubert tatsächlich die offerierten Mundorf-Kondensatoren hervor (die Weissen) – allerdings mit der unüblichen Kapazität von 0,27µF. Ursprünglich waren es 0,22µF die im Zusammenspiel mit dem Gitterwiderstand der 6L6GC eine untere Grenzfrequenz von etwas mehr wie 7Hz „fabrizierten“. Mit 0,27µF werden knapp 6Hz erreicht. Satte, unschlagbare, 1 Hertz Gewinn bei der unteren Grenzfrequenz.
Der Kondensator der Phasenumkehrstufe setzt sich aus 0,36µF MKP und 0,22µF Zinnfolie zusammen. Das ergibt eine Gesamtkapazität von 0,58µF. Im grossen und ganzen ist dieser Wert ganz OK. Es stellt sich allerdings die Frage, ob die Brandlöcher in den Zinnfolienkondensatoren ein Feature sind? Abgesehen davon: Was Zinnfolie hier und an dieser Stelle am Klang ausrichten soll, weiss ich nicht. Dafür sind alle Folienkondensatoren aber nun Spannungsfest. Klasse.
Auch ein Fortschritt: Diesmal wurden zusätzlich zwei parallel geschaltete Elkos (und das auch noch Spannungsfest) eingelötet. Auch hier bleibt mir der Sinn dahinter verborgen und weiss nicht, was die zusätzlichen (geschätzten) 30µF bei bereits vorhandenen 470µF bringen sollen. Ich muss deshalb schätzen, weil ein Elko mit Alufolie UND diesem @#$?§&-Klebedreckszeuchs umwickelt war.
Dafür (Achtung, jetzt kommt noch ein Fortschritt!) war ein Entladewiderstand eingesetzt.
Wie auch beim SP9 wird beim SP6 auf Rückbau gesetzt.
Und auch hier – und das ist extrem wichtig: Wir geben den 6L6WGC-Röhren (oder 5881) etwas (etwas ist gut…) weniger „Zunder“ und beseitigen damit auch das Temperaturproblem bei den Röhren UND bei den neuen Kathodenwiderständen. Weniger „Zunder“ heisst auch: etwas weniger Leistung, viel weniger Klirr aber mehr Klang.
Ende vom Lied: Ein schicker Class-A Push Pull von Yaqin der auch ganz ohne „Magic-Eyes“ (auf Wunsch des Kunden gezogen), Voodoo-behandelte MKP’s und diese verdammte Bitumenmasse „Tuningmasse“ mehr wie gut funktioniert.
Update Februar 2016
Auch wenn das in einigen Foren so „empfohlen“ wird: Die ECC85 passt zwar in der Novalfassung und wird von den Anschlüssen der ECC85 auch richtig „bedient“, sie ist allerdings nicht geeignet. Allein schon wegen der Heizleistung von 6,3V / 435mA. In allen vier Novalfassungen müssen Röhren eingesteckt werden, die mit 6,3V / 300mA beheizt werden. Eine Differenz von 135mA pro Röhre ist beachtlich. Das kann der Netztrafo nicht mehr aufbringen. Punkt. Aus.
Tun Sie sich selber einen Gefallen und setzen Sie russische Röhren (6N1P) ein. Man kann die Röhrenproblematik mit Hilfe eines Lötkolbens natürlich umgehen. Aber das ist eine ganz andere Geschichte.