Paradoxon?
Der Grund für die vielen Spannungsverdoppler hat nur finanzielle Gründe. Das hält nämlich den Netztrafo klein – und klein kostet eben weniger. Es ist schon ein Unterschied, ob man eine 400V-Wicklung aufbringt oder einen 200V-Wickel. Aus finanziellen Gründen (ich hab’s kommen sehen) sind auch die erforderlichen „dicken» Kapazitäten gewählt. Das sind – für den Killer-Volt Spannungszug – seriell geschaltete 450V-Elkos. Damit wird die Kapazität halbiert, die Spannungsfestigkeit wird aber verdoppelt. Aus zwei seriell geschalteten 470µF/450V Elkos wird eine wirksame Kapazität von etwa 230µF mit einer Spannungsfestigkeit von 900V.
Im Leerlauf sagt mein Voltmeter aber
Wenn die Netztrafos richtig belastet werden, kalkuliere ich mit rund 900V. Man „spielt» also mit der Toleranz (in der Regel +10%) bei der Spannungsfestigkeit der Elkos.
Reserve? Wozu? Kostet nur Geld.
Natürlich ist es nicht „verboten» die Spannungsfestigkeit derartiger Bauteile „auszureizen». Aber in diesem Spannungsbereich?
Geld kosten auch 105°C Elkos. Die wären hier sinnvoll, weil die beiden 845-Lampen auch ordentlich Wärme abstrahlen. Das Metallchassis nimmt die Wärmeemission natürlich dankbar auf und leitet sie an die aufgeklebten Elkos weiter. Wenn „die Chinesen» eins können (konnten), dann kleben. Natürlich wurden auch Elkos an der Sollbruchstelle ans Metall-Chassis (!) geklebt. Die Sollbruchstellen der Elkos war übrigens nicht isoliert. Also nacktes Metall (!)… Heisst: Bedingt durch den Spannungsverdoppler liegt an einer Elko-Metallfläche die Hälfte der Ausgangsspannung. Ob der Kleber hinreichend isoliert, ist also Glückssache.
Es finden sich auch seriell geschaltete Elkos ohne die notwendigen Spannungsteiler. Da muss man aber schon genau hinsehen, um das zu entdecken. Warum man das überhaupt gemacht hat, kann ich nicht rational nachvollziehen. Rationale Denke habe ich sowieso schon nicht mehr.
Trotz alledem scheinen die Elkos sich noch bester Gesundheit zu erfreuen.
Einen habe ich noch
Der technisch versierte Bastler nimmt den Schaltplan und lässt sein Auge zum Bereich 6N8/6N9-Röhrenheizung wandern… Ich sag da mal besser nix mehr zu. Genau das Gleiche wie beim Ariand. Abgesehen davon: Die „symmetrierte» Heizung der 6N9 ist wohl für die 6N8 gedacht gewesen. Und das, was man bei der 6N8 „verbrochen» hat, sollte wohl für die 6N9 gelten. Anstatt Kondensator denkt man sich besser eine Drahtbrücke. Erst dann und nur so wird die 6N9 ziemlich handzahm.
Ach ja: Symmetrierwiderstände dienen zum symmetrieren der Wechselspannung. Klar. Dass die Widerstände dabei alle gleiche Werte haben müssen, hat man beim kleinen Einmaleins der Röhrentechnik gelernt. Auch klar. Ich finde pro 6N8 zwei unterschiedliche Widerstandswerte. An der zweiten 6N8 noch wieder andere Werte.
No comment.
Trick 17…
Im Netzteil findet sich nach der Spannungsverdopplung nebst Siebung für die 845 eine 2H-Drossel (je Kanal). Üblicherweise hätte sie, angesichts der Spannungshöhe, beträchtliche Ausmaße. Damit auch die Drossel in das Gehäuse passt, legte man sie in die Schaltungsmasse. Da kann man die Drossel wesentlich verkleinern. Von den Ausmaßen her. Klein kostet eben auch kleines Geld. Hört sich etwas komisch an, geht aber trotzdem in Ordnung.
…mit Selbstüberlistung
Wenn man aber die Drossel in der Masseleitung legt, dann zieht das eine etwas geänderte Masseführung nach sich. Die Schaltungsmasse nebst Schutzleiteranschluss befindet sich dann nach der Drossel und nicht, wie üblich, am ersten Elko nach dem Gleichrichter (Ladeelko) bzw. hier am Spannungsverdoppler! Ein Umstand, den man konsequent „würdigen» muss, sonst hängt nämlich irgendwas potentialmäßig „in der Luft».
„Drosselgesäubert» war auf gleicher Weise auch die Spannungsversorgung der 6N8-Röhrenstufen. Nur ohne nachgeschaltete Siebkette. Und da hat man sich dann selber das Beinchen gestellt…
Fazit: Was nützt die beste Röhrenschaltung, die beste Röhre, wenn das Netzteil Mist ist. Schlicht und einfach nur Mist. Gülle.
Wenn man schon mit einem derartigen Spannungsverdoppler arbeiten will / muss, dann ist eine nachgeschaltete Siebkette Pflicht. Aus Platzgründen war das hier aber ein Ding der Unmöglichkeit. Das hätte man – mit der gleichen Verstärkerschaltung – wesentlich eleganter lösen können.
Schliessen wir dieses Kapitel besser mit einer
Anekdote
Beim testen und messen achtet man natürlich auf das verflixte Killer-Volt. Natürlich vergessen wir dabei, wie die Spannungen für die Vorstufenröhren generiert wird. Diese Netzteilsektionen befindet sich nicht auf Platine, sondern im Verstärkerteil. Der 400V-Generator für die 6N8 sogar an strategisch ungüstiger Stelle – nämlich im hinteren Bereich. Dort wo sich die Symmetrierpotis für die 845 befanden.
Beim ersten herumhantieren (die Suche nach dem Kathodenwiderstand) kam es zu einer Berührung der dritten Art. Ich hatte das wirklich nicht mehr auf dem Schirm, dass der Verstärker 24-Stunden vorher eingeschaltet war. Verdammt! Jetzt wird’s persönlich…
Das sollte jetzt mal reichen.
Fortsetzung folgt im Bereich Selbstbau. Was soll man denn da noch „tunen»? Ich mache also erst einmal die Abrissbirne… Gucksdu hier.
Wichtiges update auf der nächsten Seite.