Music Angel Vorverstärker

Dieser Vorverstärker wurde aus dem „Wech-damit» Pool – für kleines Geld – herausgefischt. Music Angel… Ist doch klar, worauf das hinausläuft, oder? Kurz nach Erwerb wurde mir der Vorverstärker mit „Da stimmt was nicht» in die Hand gedrückt. Naja, die „Fehlerbeschreibung» ist so nicht richtig, denn die war schon konkreter. Dazu später.

Dann recherchieren wir mal… Bei diesem Vorverstärker soll es sich um eine Marantz 7-Schaltung handeln. Nur eben mit ohne den Phono-Pre und ohne das ganze Gedöns wie Frequenzgangverbieger (Klangregler, Klangsteller – wie auch immer). Das, was eben in den 1960’er Jahren so „modern» war. Also nur der „nackte Line-Vorverstärker». Kennt man.

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Scheinbar ist dieser Vorverstärker ideal für angehende „Tuning-Spezialisten» gewesen. Da soll der mehr oder weniger blinde Röhrentausch, die russischen Wunderdinger (PIOs), Folienkondensatoren vom „High-End Discounter» zu „grossem» klanglichen „Erfolg» geführt haben. Kennt man auch.

Zu den gefundenen Schaltplänen (Plural ist richtig): Es gibt (wieder einmal) nicht den einen Röhrenverstärker (bzw. Vorverstärker) von Music Angel. War doch klar, oder? Egal in welcher Mutation – mit Marantz hatte das alles kaum etwas zu tun. Das waren, mit ganz viel gutem Willen, nur „Look a likes»… Wie übrigens soviele China-Marantz-Clone.

Dieser Music Angel Vorverstärker kommt, das nur noch nebenbei, mit ohne CE- und RoHS-Kennzeichnungen daher. Auch die Netzspannung passt mit 220V eher zu asiatischen Verhältnissen. Eine Schutzerdung fehlt komplett.

Verkorkster Vorverstärker verkorksen

Das doppelseitige Layout der Platine machte einen guten Eindruck. Nur die Bauteile passten so gar nicht zum Bestückungsaufdruck. Kurz & gut: Dieser Vorverstärker ist im Auslieferungszustand ja schon verkorkst. Kann man da noch mehr verkorksen? Na klar geht das.

Nämlich so: Schutzleiter sehr halbherzig irgendwie anbringen. „Überambiotinierter» Tausch von Kondensatoren, wie beispielsweise Öl-Kondensatoren, die damals selbst die Ruskis nicht mehr haben wollten (PIOs, garantiert mit PCB und nicht spannungsfest) sowie MKT-Ausgangskondensatoren aus der Wundertüte von „Billy Billigs Resterampe». Also nichts gegen die Kondensatoren an sich… Man hätte genausogut die ursprünglichen Dinger drin lassen können…

Und – ganz extrem oberwichtig: Das Überprüfen der Schaltung ist strikt verboten.

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Ich mache mal ’ne Ausnahme und bilde den Original-Text ab, mit dem dieser Vorverstärker – wie bei „Hinnerks Wurstpalast» auf’m Hamburger Fischmarkt – angepriesen wurde. Beachten Sie den inflationären Gebrauch von Rufzeichen (!!1elf!!) und die unsichtbaren hochwertigen MKP- und Styroflex-Kondensatoren. Die geschwärzte Stelle verunsichtbart ein Unternehmen welches wohl nix dafür kann und als Alibi herhalten musste, um zu verschleiern, dass man nur ein Internetz-Akametiker ist.

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frihu

…hört gerne Musik. Über Röhrenverstärker. Musikrichtung egal. Ausser Jazz, Hip-Hop, House, Metal, Trash, Schlager, Volksmusik, Gangsta-Rap (noch schlimmer, wenn in Deutsch gebrüllt). Da krieg' ich ein Hörnchen. Autor der Bücher: Hören mit Röhren, Röhrenschaltungen und High-End Röhrenschaltungen. Artikel in hifi-tunes (Röhrenbuch 2): Bauteileauswahl für Röhrenverstärker und EL509 Single-Ended Röhrenverstärker im Selbstbau

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