Es wird ernster
Betrachten wir nur einmal die Gleichrichterröhre. Eine chinesische 6Z4, die ihrem Aussehen nach 100 Jahre alt ist. Was ist denn damit passiert? Die ist ganz einfach auf. Okay, da muss eine neue Röhre ’rein, klar. Aber schauen wir uns das Netzteil mal genauer an und organisieren uns vor allem ein Datenblatt zu dieser 6Z4.
Da sind zunächst vier 47µF Kondensatoren verbaut. Einer davon entpuppt als Ladekondensator. Was sagt das Datenblatt? Dass da gut 40µF zuviel im Spiel sind. Die China-6Z4 ist, lt. Datenblatt, mit nur 8µF Ladekapazität zu beschalten. Spielt man etwas mit den Toleranzen, dürfen es auch 2µF mehr werden – solange man sehr deutlich unterhalb der Leistungsgrenze bleibt.
Fun-Fact: Keiner der „Tuning-Spezialisten» hat sich das Netzteil angeschaut. Aber… Es gab wohl auch eine Version dieses Vorverstärkers, wo zwischen Gleichrichter und Ladekondensator ein Widerstand liegt. Ist zwar eine Schaltungskrücke, dann gehen die 47µF aber in Ordnung. Nur eben nicht so, wie in dieser (sehr verbreiteten) Vorverstärker-Version vorgefunden.
„Weltklasse-Tuning»
Jetzt die Sache mit dem Adlerauge. Das Platinenlayout machte stutzig: Fehlte da bei einem Kanal nicht etwas…? Richtig: Da hingen ein paar Bauteile in der Luft… Also Schaltung herauszeichnen. Das Ergebnis
So kann dieser Vorverstärker-Kanal überhaupt nicht (richtig) funktioniert haben. Später herausgefunden, dass da wohl eine Durchkontaktierung oder eine Drahtbrücke fehlte, um die in der Luft hängenden Bauteile mit der Schaltungsmasse zu verbinden. Was nun? Platine herausnehmen ging ja nicht mehr, da die Achsenstangen ja verklebt waren…
Auf den Trichter, dass man „oben» eine Drahtbrücke hätte legen können, ist man auch nicht gekommen… Jetzt sollte klar sein, was mit der Fehlermeldung „Da stimmt was nicht» gemeint war.
In’s Bild passte da auch der bereits ersetzte Lautstärkeregler, der am Vorverstärker-Ausgang angeschlossen war (sowieso nicht optimal): Statt logarithmisch war ein linearer Typ verbaut.