…wird passend gemacht
Um eine Vierwege-Gleichrichtung (Graetzbrücke) kommt man also nicht herum. Mit Röhre geht das Fifty-Fifty. Halbleiter und Röhre Co-Working. Wie das? Hier kommt die Maus:
So bekommt die Gleichrichter-Röhre eine funktionale Daseinsberechtigung. Aber… So ganz ohne einen klitzekleinen Haken geht’s natürlich auch nicht. Dazu später mehr.
Die mitgelieferte Gleichrichter-Röhre ist die russische Version einer 5Z4. Genauer: Altes Zeugs aus Novosibirsk mit einem Pentagon (!) -Signet. Sie zieht sich die 5V-Heizspannung mit zwei Ampere ’rein. Alle Gleichrichterröhren, die 3A benötigen, brauchen erst gar nicht vorzusprechen.
Gehäusefrage
Hätte man nicht ein entsprechendes Metallgehäuse fertigen können? Natürlich hätte man können. Nur… Das liebe Geld.
Ich mache es kurz: So, wie gewünscht, wäre das Ganze auf eine komplette Neuentwicklung hinausgelaufen. Das ist nicht „mal eben so» gemacht und vor allem macht das keiner „für Umme». Ganz im Gegenteil: Das wäre der teuerste Posten.
Ja, ich weiss, dass man das auch selber mit CAD „malen» kann. Dazu fehlt mir a) die Kenne, b) das Wollen und c) das Computer-Betriebssystem. Kurz und gut: Zu dem Kurs, wie die beiden 300B-Towers eingekauft wurden, hätte man zwei individuell gefertigte Leergehäuse – ohne Trafos und den ganzen Rest.
Man muss die Dinge zuweilen aus einer anderen Perspektive sehen: Eine Röhrenschaltung in ein Maßgehäuse zu implantieren, kann jeder. Geringer Reizfaktor. Aber mit den Gegebenheiten zurechtkommen… Das kann deutlich mehr Spass machen.
Erbsenzählerei
Und da sind wir wieder bei dem Preis für die Tower-Verstärker: Den kann man sich nur mit Subventionen, Mischkalkulation und grossen Stückzahlen erklären. Technisch gesehen erfüllt alles eine Minimalanforderung. Korrekt zwar (zB. Netzschalter 250V/3A), aber wo es nur ging, wurde gespart. Ein Cent hier, ein Cent da… Das läppert sich.
Überraschenderweise ist ausgerechnet der Übertrager gut brauchbar (auch wenn an den Anschlüssen gespart wurde). Achtung, Spoiler-Alarm! Zumindest in der „neuen» Röhrenschaltung tut er das, was man erwarten kann. Habe schon schlechteres Material auf dem Tisch gehabt…
Wie auch immer. You get, what you pay for.
New Power Tower
So klassisch wird’s also nicht. Eine gleichspannungsbeheizte 300B, bis in die 1970’er Jahre „undenkbar», ist heute ja so ungewöhnlich auch nicht mehr. Selbst die Ultras vom DHT-Club (Direct Heating Triode) lassen das durchgehen, ohne das man „verhauen» wird.
Die Ruhestromreglung hat übrigens nur einen Grund: In dieser Betriebsart steht die 300B nicht mehr permanent unter Volldampf. Heisst: Weniger Verschleiss und keine Extrarunden des Stromzählers. Ergo: Kostenersparnis.
Und wenn es bei den beiden Towern nur 100 Euro weniger Stromkosten pro Jahr sind. 100 Euro hier, 100 Euro da und schwups – ist man in Kanada.
Bohren, sägen, feilen, tackern
Die 6C6 benötigt eine „Spezialfassung» die zudem „versenkt» montiert werden musste. Für das vorhandene „Oktal-Loch» ist der Röhrensockel der 6C6 aber etwa 2mm zu dick. Da muss ein Schälbohrer (30mm) ’ran.
Beim „Schälen» ist eine (Schutz-) Brille dringend anzuraten. Zur Not eine billige Lesebrille, wie sie in vielen Super- und Drogeriemärkten zu finden sind. Besser so etwas, als wenn man als verunfallter Zyklop in der Notaufnahme landet. Geschält wird mit feinfühliger, aber „strenger Hand» – zügig, aber nicht nach dem Motto „Gib Gummi, Schumi».
Das Werkstück ist dabei flächig einzuspannen! Sollte sich der Schälbohrer auch nur leicht verkanten, kann da was auf einem zukommen. Womit wir wieder beim ärztlichen Dienst – diesmal „bestenfalls» mit einer lehrbuchmäßigen Prellung – wären. Schutzbrille und ein (Black & Decker) Workmate können sich als sehr gesundheitserhaltend erweisen.
Nur bei der „Spezial-Röhrenfassung» für die 6C6 muss man für die Befestigung (genau) bohren. Der Metalldorn oben an der 6C6 (auch 310A) ist übrigens kein Anodenanschluss, sondern führt zum Steuergitter. Eigentlich völlig ungefährlich.
Steht allerdings der Lautstärkeregler auf „5 Uhr», hat 100db-Lautsprecher angeschlossen, berührt den Metalldorn mit dem Finger, dann kann das zu dem bekannten „Marty McFly Effekt» führen.
Die Bearbeitungs-Werkzeuge müssen für Aluminium tauglich sein. Muss man auch mal darauf hinweisen. Und auf das „Schmiermittel» Brennspiritus.
Das war’s aus dieser Abteilung.