Piroschka 300B

In aller Kürze…

Erst einmal in den „Berserker»-Modus geschaltet und… nunja… „aufgeräumt».

Nicht nur die Versorgungsspannung, auch die Ruhestromreglung der 300B wird nach guter, alter, Väter Sitte umgestaltet. Dabei stellte sich heraus, dass ein 1µF Ladekondensator (Öl-Tank aus’m russischen Panzer) nicht die Kapazität aufwies, die er haben sollte. Und überhaupt: Das russisch-amerikanische Tandem (Öl-Tank und Gleichrichterröhre) wird in den Ruhestand geschickt.

oeltank

Die Pentode 6AC7 arbeitete als Pseudo-Triode. Im Kathodenkreis zwang eine LED die Röhre auf etwa 1,5mA Ruhestrom. Kann man machen. Da stellt sich jedoch die Frage, warum man überhaupt eine Pentode einsetzt. Also wird die 6AC7 als Pentode beschaltet. Diese Röhre hatte ich, zugegebenermaßen, noch nicht auf dem Radar. Jetzt schon. Interessantes Teil…

So, wie ursprünglich die 6SN7 beschaltet war, war sie eigentlich überflüssig. Zumindest ein Triodensystem dieser Doppeltriode. Was spricht dagegen, beide Triodensysteme parallel zu schalten und als Kathodenfolger arbeiten zu lassen? Nichts.
Gesagt, getan.

Schlussendlich bekommt Piroschka noch eine Gegenkopplung verpasst. Ursprünglich war davon nämlich nichts da. Die 6AC7 kann nicht nur hoch verstärken, sie neigt aufgrund ihrer Steilheit auch zu „Unflätigkeiten». Die Gegenkopplung sorgt nun dafür, dass das Gas etwas zurück genommen wird und „bügelt» einen „glatteren» Frequenzverlauf.

Bauteile

Ich habe mich mal ein bisschen ausgetobt. In der Hauptsache wurden Carbon Composit und Kiwame-Kohleschicht Widerstände eingesetzt. Im direkten Vergleich (ich hatte ja Monoblöcke) mit Metallschicht-Monokultur ging die „Kohleversion» als deutlicher Punktsieger aus dem Rennen.

vorstufe

Wollte ich mal angemerkt haben.

Der Ruhestrom für die 300B wird nun so eingestellt, dass maximal 8W abgegeben werden können. Es wäre zwar noch etwas mehr drin – aber wozu? Probieren wir es mal aus…

Eingeschaltet

Etwas gewartet und… Es brummt nicht.
Trotzdem beide (!) Monoblöcke am Schutzleiter hängen.

(Hier ist jetzt eine Kunstpause „für zum nachdenklich werden».)

Es rauscht nicht. Es zirpt auch nicht. Da ist an meinen Fostex BK201-Lautsprechern mit mind. 92dB/1W/1m absolute Ruhe im Karton. Zumindest solange, bis die ersten Noten aus den Lautsprecher-Membranen geschleudert werden. Das hört man sofort: Piroschka riskiert nicht nur eine kesse Lippe. Sie hat eine. Und was für eine. Sexy ist sie noch dazu. Von wegen bieder…

Bei Monos von einer Stereobühne zu sprechen hieße, Eulen nach Athen zu schleppen. Sparen wir uns das und konzentrieren uns auf den Klang.

Klangbeschreibungen sind so eine Sache. Liegt mir nicht. Die nicht wegzuleugnenden, aussergewöhnliche Dynamik plus Klang, den man einfach nur als rund bezeichnen kann, ergibt eben die sexy klingende und kesse Piroschka.
Was anderes fällt mir nicht ein.
Es war allerdings Pflicht, den Besitzer vorzuwarnen.

Einen wesentlichen Anteil daran hat auch der Übertrager. Der erwies sich als einfach nur gut. Ein paar zusätzliche Lüftungslöcher sorgen nun dafür, dass wenigstens etwas Abwärme nach draussen gelangt. Das nur nebenbei.

Wer meint, eine 300B kann nur BGLL (Bieder, Gemächlich, Lahm, Leise), der hat einfach nur die falschen Lautsprecher. Und wahrscheinlich auch noch eine „k2-Generatorschaltung». Und die Piroschka hat er auch noch nicht gehört. Das Mädel hat Pfeffer…

Alles in allem: Hat trotzdem Spass gemacht.

frihu

…hört gerne Musik. Über Röhrenverstärker. Musikrichtung egal. Ausser Jazz, Hip-Hop, House, Metal, Trash, Schlager, Volksmusik, Gangsta-Rap (noch schlimmer, wenn in Deutsch gebrüllt). Da krieg' ich ein Hörnchen. Autor der Bücher: Hören mit Röhren, Röhrenschaltungen und High-End Röhrenschaltungen. Artikel in hifi-tunes (Röhrenbuch 2): Bauteileauswahl für Röhrenverstärker und EL509 Single-Ended Röhrenverstärker im Selbstbau

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