Eine Röhrenendstufe mit der Bezeichnung HE-ES50, um genau zu sein. Ein 50W (?) Gegentakter mit EL34. Diese Endstufe steht exemplarisch für alle (alten) Welter-Verstärker: Kein Tamtam, kein Tütü, kein Bling-Bling. Eher kernig. Schroff. Robust. Statt Goldkettchen und zarte Männerhaut, umweht diese Röhrenendstufe eine gewisse Malocher-Attitüde: „Machen statt labern».
Und so wie diese Röhrenendstufe aussieht, so ist auch die Haptik. Richtig stabiles Stahlblech… Bekanntere Röhrenverstärker aus dem Hause Welter sind die mittlerweile legendären ACPP-Monoblöcke (die „Welter’sche» Antwort auf Quad- oder McIntosh-Verstärker) und die Single-Ended WT500-Monos (prinzipiell ein 6C33S-Verstärker).
Mit der Bitte um Reparatur (u.a. Kanalungleichheit, dauerndes Nachregeln des Ruhestroms) sowie Aufbereitung trifft diese Röhrenendstufe (vom Gebrauchtmarkt) hier ein. Auf den ersten Blick aber bereits erkennbar: Da war schon mal jemand dran…
Röhrenendstufe HE-ES50
Ein typisches Produkt aus den späten 1980’er bzw. den frühen 1990’er Jahren. Mit all‘ seinen technischen „Eigenarten», was auch die Bauteile betrifft. Hier taten sich die ursprünglich drei dicken, fetten Kavenzmänner (Siebelkos), die seitlich aus dem Gehäuse ragten, hervor. Durchmesser 55mm, Höhe etwa 90mm. Laut meinen Unterlagen soll es sich um je 500µF / 500V Klötze handeln. Dazu mit einem, damals sehr modernen, Standby-Schalter (dazu gibt’s am Ende ein Statement).
Das Netzteil kurz beschrieben: Gleichrichter, 500µF Ladekapazität, Drossel, 500µF Siebung (Abgriff für die Endröhren), Siebwiderstand und nochmals 500µF für die Treiber. Kanalgetrennt dann Siebwiderstand und 100µF für die Vorstufenröhre. Hm… Büschen viel MüEff für eine Röhrenendstufe. Überhaupt für einen Röhrenverstärker… Zumal die Drossel ja auch noch eine gewisse „Speicherkapazität» bietet.
Einer der drei Kavenzmänner ist bereits ersetzt worden. Natürlich mit einem „modernerem» und deutlich schlankerem Bauteil (Durchmesser 35mm), denn derartige Kavenzmänner gibt es noch nicht einmal mehr für Industriegeräte. Zumindest nicht mit diesen Werten.
Nun gut. Dann werfen wir mal einen Blick in’s innere dieser Endstufe.
Abenteuer Endstufe
Schni… Schna… Schnappatmung. Nur einen kleinen Eindruck vermittelt diese Bildercollage…
„Das wird sicher ein Spass», wie Käpt’n Kirk (Star Trek, „Treffen der Generationen») zu sagen pflegte. Gut möglich, dass das mal ein Bausatz war, der vielleicht mal korrekt aufgebaut wurde… Von den stark versifften Platinen rede ich nicht, aber es sah so aus, als ob da an irgendetwas herumgedoktert wurde.
Der erste grobe Vergleich was meine Unterlagen hergaben und dem, was hier vor mir auf der Werkbank stand, reichte, um zu schlussfolgern: Da sind zwei Elkos zuviel ’reingepfriemelt worden. Und was sollen die fünf parallel geschaltete Uralt-Widerstände, noch dazu mit einer parallelgeschaltetem Folienkondensator…? Und dann erst die umgefrickelte Ruhestromeinstellung…
Dazu Kabelgedöns a la „Huddel un Brassel, Schöppkes und Geragenbau». Klassisches, dazu noch überlanges, kunterbuntes Netzkabeldesign.
Der Netztrafo war bereits auf die Netzspannung von 230V ausgelegt (Umstellung war ja 1987). Einige Angaben zur Stromstärke auf dem Typenschildchen des Netztrafos sollte man allerdings nicht auf die Goldwaage legen… Alle Kontakte, die Netzspannung führten, waren zudem frei zugänglich.
Die Schutzerdung war „etwas» abenteuerlich ausgeführt – mit einem (falsch dimensioniertem) „Anti-Brummschleifentrick». Auch das Chassis lag nur „indirekt» auf Erde. Wahrscheinlich aus dem Grund, weil die Cinchbuchsen (wie sich später herausstellte) nicht isoliert verbaut wurden, also elektrisch leitend mit dem Gehäuse verbunden waren. Der Beginn einer wunderbaren Brummschleife. Klar, da muss man dann den „Anti-Brummschleifentrick» anwenden…