Tic-Tac-Toe: TAC-34 Röhrenverstärker mit EL34
Der TAC-34 könnte, so die Wünsche der Kunden, etwas mehr Detailreichtum, straffere Bässe verbunden mit einer besseren Durchzeichnung sowie eine „bessere» Stereobühne vertragen. Meine persönliche Beschreibung des Klangbildes glich seinerzeit einer Edgar Wallace Filmkulisse: Bei Aussenaufnahmen wabern immer ein paar Nebelschwaden herum…
Mit dem update von frihu.com wurde der ursprüngliche Artikel von 2007, bei dem das Customize des TAC-34 und des TAC-88 zusammengefasst wurde, überarbeitet und nach Verstärker getrennt.
Der TAC-34 ist eigentlich gar kein so schlechter Verstärker und prima als Röhrenverstärker-„Einstiegsdroge» geeignet. Wie auch beim TAC-88 kann man über das Platinenlayout nicht meckern. Und auch hier gehts ganz ohne Zierleisten und Bling-Bling. Schaltplan und Realität (also das, was man vorfindet, wenn man das Gerät öffnet) stimmen ziemlich überein und auch die Verdrahtung ist ordentlich: Da ist kein Kabel zu lang (oder zu kurz) und mehrere Kabel werden zu einem Strang zusammengefasst und mit Unmengen Kabelbinder festgezurrt. Zumindest damals.
Die Frequenzangabe ist wohl nicht auf die maximale Leistung bezogen (mein persönliches Killer-Kriterium), sondern realistischerweise wohl auf wenige Watt. Dann ist da noch der obere Frequenzbereich, der zu niedrig liegt. Besser wäre es, wenn dieser Wert „irgendwo» zwischen 70 und 100 Kilohertz angesiedelt wäre, denn das garantiert, dass eine beginnende Phasendrehung bzw. Verschiebung nicht schon im hörbaren Frequenzbereich stattfindet. Das der obere Frequenzbereich allerdings so niedrig angesiedelt ist, liegt aber nicht an der Röhrenschaltung bzw. an der Dimensionierung.
TAC-34 Customize in drei Akten
Also, Lötkolben anheizen und dann auf zum Schlachtfest. Alles, was nicht niet- und nagelfest ist, wird ausgelötet, gesammelt und in der Nordsee verklappt. Wenn schon, denn schon.
1. Akt: Kondensatoren
Kondensatoren sind ja äusserst beliebt in der Tuningszene. Gross müssen sie sein, mit einem klangvollen Namen und mit einem Dielektrikum aus Katzengold-Substrat. Als Berufspragmatiker beschränke mich auf Bewährtes, nämlich auf gute, vor allem handelsübliche MKP-Koppelkondensatoren ohne Schamanenaufschlag und die vor allem ins Rastermaß der Platine passen! Der genaue Blick auf die verbauten µF-Trümmer, ein zweiter Blick auf den Schaltplan mit anschliessender Kontrollmessung einiger Widerstände und unter Zuhilfenahme des Taschenrechners liess die Frage aufkommen: Warum, in aller Welt, sind hier vollkommen überdimensionierte Kapazitäten verbaut worden? Die untere Grenzfrequenz (fu) liegt damit so tief, dass der Übertrager damit hoffnungslos überfordert ist. Sicher, die Stufengrenzfreuenz sollte schon um einiges tiefer als 15 Hz liegen, aber sooo tief nun auch wieder nicht.
Konsequenz: Koppelkondensatoren gegen weitaus geringere Kapazität aber spannungsfestere MKP’s austauschen. Mit diesen „kastrierten» Koppelkapazitäten liegt die untere Grenzfrequenz gut im Rennen. Das muss der Übertrager erst einmal verknusen. Durch die nun geringere Nachladezeit der Koppelkondensatoren geht es nun auch fixer zur Sache.
Die Spannungsversorgung der Vorstufe wird gepimpt. Etwas mehr Kapazität, etwas spannungsfester. Das kommt dem Klangbild sehr zugute, denn ein Röhrenverstärker steht und fällt mit der Vorstufe. Kann diese nämlich nicht stabil arbeiten, hat man hinterher einen akustischen Wellensalat. Wattstarke Impulse dümpeln sonst so umher, dass man vom hören Seekrank wird. Dasselbe gilt auch für die Siebelkos direkt nach dem Gleichrichter, auch wenn diese noch nicht am Vesuv-Syndrom leiden. Dazu noch ein MKP eingeflanschen – dieser bringt die Elkokapazitäten ordentlich auf Trab.
2. Akt: Widerstände
Da, wo Stabilität gefragt ist, wurden Metallfilm bzw. Metalloxyd eingesetzt und da, wo man an der Klangschraube (im positiven Sinne) dreht, Carbon Composit. Der Einsatz von reinsten Metall-Widerständen empfiehlt sich übrigens nicht, da sich sonst die Röhrenverstärker so anhören, wie Suppe ohne Salz schmeckt. Wenn man mit Röhre hört, dann will man schliesslich keinen Transistorklang. Trotzdem wird der Verstärker damit nicht zur Soundmaschine, was viele ja bemängeln, sobald auch nur eine Oktave vom k2-Röhrenklang „verseucht» wird. Wo war ich? Ach ja.
Das gleichlauftolerante Stereo-Poti wird durch das obligatorische blaue Alps-Poti eingesetzt (ein gutes, kleines, Leitplastik-Poti tut’s natürlich auch). Ausserdem sind 100 KiloOhm heute wirklich nicht mehr zeitgemäss – sorgt es doch für eine satte Fehlanpassung aller modernen Signalzulieferer (und damit auch zu einem etwas „merkwürdigem» Klangverhalten). Verwendet man jedoch einen anderen Potiwert, dann zieht das eine geänderte Vorstufenbeschaltung nach sich.
3. Akt: Gegenkopplung (mal wieder)
Nein, ausnahmsweise wird die Gegenkopplung nicht allzusehr geändert. Zumindest vom Widerstandwert her, denn in dieser Schaltungsumgebung war das schon fast ein richtiger Wert. Aber eben nur fast. Nach einigen Hörproben bildet sich der (dezent erhöhte) Gegenkopplungs-Widerstand nun aus Carbon-Composit und Metallfilm. Zum Schluss, quasi kurz vor dem Anrichten, „ganz fein aromatisiert» mit einer kleinen Styroflex-Kapazität. Diese kleine, zusätzliche, Kapazität im Gegenkopplungszweig nimmt die Schärfe aus den Höhen, ohne jedoch den Gesamteindruck des Klanges zu verwaschen.
Da Capo
Der gute Philip Rosenthal hatte schon recht, als er den folgenden, bedeutungsschwangeren, Satz in die Welt setzte: „Die Selbstzufriedenheit ist der Sargdeckel jeden Fortschritts.»
Röhrentausch
Um dem Fortschritt nicht im Wege zu stehen, verpassen wir dem TAC-34 auch noch „ordentliche» Röhren. Erst ein vernünftiger Röhrentausch (als Endröhren bevorzuge ich bei diesem Verstärker JJ’s E34L) entlockt nun dem modifizierten Innenleben das „wahre Wesen» eines TAC-34: Ein klares Stereoabbild, straffe Bässe, ausgewogene Mitten, klare Höhen und saubere 30 Sinus-Watt pro Kanal.
Wow! Das hat sich gelohnt…