Die Ode an den Details
Jetzt kam der spassige Teil. Was man zunächst gar nicht sah, waren die versteckten Dinge. Hier in Gestalt der zwei kleinen Platinen, auf denen sich die Ruhestromregler und die (Zauber-) Koppelkondensatoren befanden.
Diese Zauberbauteile waren durch die Bank übrigens falsch dimensioniert. Man hätte sich doch besser am Schaltplan (!) orientiert und nicht an dem, was verbaut wurde (!)… Nur anhand dessen stellt sich die Frage, wie man damit einen Frequenzgang beginnend bei 10Hz erreichen wollte. Mit -9dB, ja okay… Steht aber auch nicht dabei. Nun gut. Das „auslöten“ der Zauberdinger konnte man sich übrigens sparen: Kabelbinder durchkneifen – das war’s dann…
An diesen kleinen Platinen ist gut herumgefuhrwerkt worden, um’s mal nett zu formulieren. Das Entfernen der Bauteile bzw. des Rest-Lötzinns (Qualität wohl Elektrolot aus dem Baumarkt) ging auch nicht ganz ohne Kollateralschäden zu hinterlassen. Generell mussten stellenweise die Leiterbahnen ausgebessert werden.
Das kommt davon, wenn man mit Gewalt Dinge verbaut, die nicht oder nur sehr schlecht (physikalisch) passen. Dazu kamen Käbelchen, die nur noch mit Mühe den „Kontakt“ zur Platine hielten. Das Krönchen war das (B)Lötzinn…
Überhaupt diese Glimmerdinger: In irgendwelchen HF-Schaltkreisen sind sie sehr viel besser aufgehoben. Ich hätte ja nichts gesagt, wenn kleine Glimmerdinger als Bypass-Kondensatoren eingesetzt worden wären, aber so…?
Ähnliches Kunsthandwerk fand sich auch an der Platine des Motorpotis. Zunächst unbemerkt blieb, dass sich wohl bei Demontage ein NF-Käbelchen gelöst hatte… Da braucht man sich hinterher nicht zu wundern, wenn ein Kanal nicht funktioniert.
Die BIAS-Einstellregler sehen billig, „hausbacken“, aus, ja. Die Dinger verstellen sich aber auch nicht so leicht – deshalb wurden die auch – zunächst – nicht ersetzt. Insgesamt waren die Änderungen wohl dergestalt, dass sich der Einstellbereich des Ruhestroms „vergrösserte“. Warum auch immer…
Trotz der „Etappensiege“ hinderte der Gedanke „Wo war der denn noch mit seinem Eisen dran?“ das sich eine positive Grundstimmung einstellen wollte.
Nix Antituning, Customizing!
Die SRPP wird durch eine Schaltung ersetzt, die man auch in einer anderen Modellvariante findet. Die beiden Triodenhälften sind dort nämlich parallel geschaltet. Nur nebenbei: Bis auf die SRPP entspricht dieser Verstärker zum grossen Teil sowieso dieser einen Variante.
Testen… Vor- bzw. Treiberstufe arbeitet zur vollsten Zufriedenheit. Aber, Memo an mich: Der Oskar will mal gewartet werden…
Grösseres Unbehagen bereitete mir aber das Umschaltgedöns. Also das Umschalten der KT88 von „Ultralinear“ in den Triodenmodus. Ich habe mich dazu schon so oft geäussert…
Ultralinear?
Nach Absprache wird auf „Permanent-Ultralinear“ umgerüstet. Der Wert des Schirmgitterwiderstandes wird deutlich verringert und lässt damit die KT88 quasi von der Leine. Dieser Widerstand erfüllt nun hauptsächlich eine Schutzfunktion.
Ich weiss, eigentlich sollte man das nicht Ultralinear nennen, sondern Schirmgittergegenkopplung. Doch, wo kein Kläger, da kein Richter und Mr Hafler und Mr Keroes können da auch nichts gegen machen, weil die es seinerzeit verpeilt haben, sich den Begriff „Ultralinear“ schützen zu lassen.
Der Rest ist nicht der Rede wert und gehört, mehr oder weniger, zum Standard-Prozedere. Das sollte es mit dem Antituning gewesen sein.
Nur… Es hat nicht sein sollen.