Geht doch!
„Audreal V30? Was’n dat für’n Ding?» Es folgte eine kurze Erklärung. „Dat Ding» entpuppte sich als ein KT88-Röhrenverstärker „Made in China» dem, laut Besitzer, eigentlich nichts fehlt. Ausser einer Kopfhörerbuchse. Das galt nachzurüsten. Und wo der Audreal V30 schon mal da ist – „vielleicht kann man da doch etwas besser machen.»
Und jetzt komme ich in Bedroullie. Ich beschäftige mich mit Röhrenverstärker und nicht mit den Unternehmen, die so etwas herstellen oder vertreiben. Ich mache mal eine Ausnahme. Aber nur kurz!
Also, Machete schreibt keine SMS und die Jungs von Audreal machen kein „Gedöns» und keine „Sperenzkes» (das übernehmen andere). Audreal (Vertrieb) ist von den Xindak-Produkten (Hersteller) einfach überzeugt und brauchen kein „Geschwätz». Durchaus bekannte Namen in der Händlerliste… Insgesamt sehr angenehm, wohltuend, das alles – mittlerweile eine Seltenheit. Hut ab! Weitermachen!
So, nun aber wieder zurück zum Thema. Es geht um den Audreal (Xindak) V30. Nun, ich muss zugeben, dass ich doch etwas länger gebraucht habe, um das „Tuning-Potential» zu erkennen…
Was mich sehr skeptisch werden liess, waren die fast schon überschwenglichen Lobeshymnen, die sich über den Audreal V30 ergiessen. Aus Erfahrung klug geworden, keimte dann auch eine gehörige Portion Skepsis auf. Bei soviel Licht gibts auch Schatten! Mal sehen…
1. Der Aufbau
Durchdacht. Die Netzteilelektronik beim V30 ist separiert und befindet sich auf drei kleinen Platinen. Je Spannungssektion ein Platinchen, was überaus Servicefreundlich ist. Die eigentliche Röhrenschaltung ist freiverdrahtet. Und das nicht irgendwie, sondern stellenweise „wired wrapped» (siehe Fotostrecke) mit dezenter Lötzinnverbindung. Dabei ist das old style „wired wrapped» eine Verbindungstechnik, die auch gut ohne Lötzinn auskommt – mit Lötzinn gehts dann nach dem Motto: „Doppelt genäht hält besser». „Wired wrapped» aber als Klangbeeinflussend darzustellen (lt. einem Testbericht), halte ich dagegen für eine gewagte These…
Auch über die Verkabelung beim Audreal V30 Röhrenverstärker kann man, will man, darf man – nicht meckern. Nur ein Ping – äh – Beispiel: Das grün-gelbe Kabel wird, absolut VDE-konform, nur für den Schutzleiter (Erdungsanschluss) genutzt.
Und als „finale Steigerung des Banalen»: Der V30 verfügt tatsächlich über Lüftungslöcher rund um die KT88. Durch Konvektion wird damit auch der Innenraum „durchgelüftet» (Ergo: Kein Hitzestau). Das ist heute beileibe keine Selbstverständlichkeit, wo ja mehr Wert auf „Zierleisten» und „Bling-Bling» gelegt wird, als auf grundlegende Betriebssicherheit, die zur Röhrentechnik gehört wie das Salz zur Suppe.
Die gerühmte Bauteilqualität stimmt einfach: 10-Gang Trimmpotis (halte ich persönlich für gnadenlos übertrieben – man dreht sich sprichwörtlich ’nen Wolf – dafür verstellen sich die Dinger nicht), richtige MKP’s als Koppelkondensatoren, Elkos, Platinenmaterial, Kabel…
2. Die Röhrenschaltung
Die Röhrenbestückung liess mich zunächst gähnen machen. Vorne eine 12AX7-B (aka 6N2), als Phasendreher eine chinesische 6SN7GT und dann eben zwei chinesische KT88. Wetten, dass die 12AX7-B als SRPP beschaltet wurde? Wetten, dass ich mindestens einen „Klopper» bei der Beschaltung der KT88 finde?
Wetten verloren.
Die Triodensysteme der 12AX7 sind nämlich derart beschaltet, das damit eine hohe Verstärkung bei reduziertem Innenwiderstand erreicht wird. Vorteil: Im Gegensatz zu der doch eher frigiden SRPP erhält man ein Triodentypisches Klangbild welches geprägt von gradzahlige Oberwellen ist. Das fügt sich nun harmonisch in die typische Klangcharakteristik der KT88 (ungradzahlige Oberwellen weil Tetrode bzw. Pentode) ein. Die Dosis macht das Gift und dieses Gift hört sich dann – verflixt noch eins – verdammt gut an.
Signalführung, die Beschaltung der KT88 sowie das Netzteil an sich… Da waren keine Anfänger am Werk. Besonders an der Beschaltung der KT88 erkennt man, dass dieser Röhrenverstärker wirklich für KT88 gedacht ist. Absolut begeistert war ich aber von der Tatsache, dass „mein» V30 über (Attention, please) eine einstellbare Gegenkopplung verfügt. Richtig gelesen! Allerdings… Doch dazu später.
Schaltungstechnisch ähnelt der Audreal V30 anderen KT88-Verstärker mit ähnlicher Röhrenbestückung. Aber (Attention again) – der Mordstrafo liefert für die vier KT88 auch richtige Betriebsbedingungen! Laut Anleitung können/dürfen auch 6550 eingesteckt werden. Ich rate da aber diesmal zur Vorsicht…
Im V30 arbeiten die KT88 im sogenannten Push-Pull „Tetroden-Modus». Das bringt zwar Leistung (Audreal bzw. Xindak annoncieren unisono 50 Watt pro Kanal). Wenn man da aber nicht (richtig) gegensteuert, wird einem der Tetrodensound gnadenlos um die Ohren gehauen. Übrigens: Die zwei „Türme», die auf dem Chassis herausragen, gaukeln etwas vor, was nicht da ist. Naja, etwas „Bling-Bling» muss wohl sein…
„Wie, der frihu hat sonst nix zu ’knöttern‘?»
Nö, nicht wirklich.
Und „unwirklich»?