Ausgangsleistung
Unter diesen Bedingungen ist eine Leistung grösser 15W traumhaft und nur im Schlaflabor zu realisieren. Teure 845 (NOS, Elrog, Kron) können da auch nicht mehr – das Geld kann man sich sparen. Hier müssen die 845 übrigens mit 90mA bis maximal 100mA Ruhestrom gefahren werden.
Okay, Butter bei den Fischen: 13W Sinus @ 1kHz / 500mV Input.
Klang?
Prosadichtung liegt mir nicht. Ausserdem ist das alles im höchsten Maße subjektiv. Und das Lautsprecher-Setup, in dem dieser 845-Verstärker spielen soll, hat auch nicht jeder. Ausserdem bin ich von meinem 509’er arg verwöhnt, was vor allem die Dynamik bzw. Schnelligkeit betrifft. Der oftmals hochgelobte „Weichspüler-Klang» ist generell nicht mein Ding. Und – ganz ehrlich – so haben die Röhrenverstärker früher alle nicht geklungen. Ich möchte fast behaupten, dass da früher mehr HiFi war, als heute, wo es modern ist, alles künstlich aufzudicken bis es suppt…
Wie auch immer: Eine „Schnarchnase», dem man beim Laufen die Schuhe besohlen kann, ist das nicht geworden. Es geht durchaus fix zur Sache. Einhergehend mit dem, was eine 845 ausmacht: Sie bezaubert „irgendwie». Ein Single-Ended 845’er mit „selbstbewussten Auftreten», quasi. Die Auflösung und die Dynamik kommt dem „Live-Charakter» nahe.
Kurz und gut: Es macht Spass, unangestrengt einfach nur zuzuhören. Und das ist die Hauptsache.
Wie auch bei der 300B ist der 845 keine 88dB-Dreiwegebox vorzusetzen. Je weniger Frequenzweiche, desto besser. Mit hart aufgehängten Lautsprechermembranen macht sich das Hochvolt-Kraftwerk dann auch richtig knackig bemerkbar…
Nachtrag 24.12.2018
Auch diese Kundenmeinung kann nicht wortwörtlich zitiert werden (siehe Unison 845). Der Kunde ist erst einmal zufrieden, aber… Aber? Nunja, er hat meinen Single-Ended mit EL509 gehört.
– Bastler-Abteilung –
Ich will diesen Abschnitt kurz aber eindringlich halten.
Wer mit 845 und Consorten (211, GM70) etwas basteln will, sollte immer die Hochspannung und was man damit anrichten kann, im Hinterkopf behalten. Nein, das ist kein Spass mehr.
Erstens: Das ist kein Anfängerprojekt. Auch so ein Umbau nicht.
Zweitens: Safty first.
Und Drittens will ich Ihnen ein Zitat an’s warme Herz legen, was ich mir auch mehrmals anhören durfte:
Do as I say, not as I do!
Auf dass das Herz nicht für immer erkaltet.
Man hält gerade dieses kV-Netzteil „schlank». Eine Delon-Spannungsverdopplung kann man machen. Natürlich mit echter Drossel. Ob sich die Drossel im Plus- oder Minuszweig befindet, ist zunächst schnurz. Mit der Siebkapazität nach der Verdopplung nicht übertreiben. Es reichen dann, je Kanal, gut 120µF. Maximal.
Besser ist ein Netzteil, welches sich aus zwei oder drei gleichgerichteten Teilspannungen zusammensetzt. Die niedrigeren Teilspannungen bekommt man einfach leichter „gesäubert». Eine Teilspannung lässt sich dann auch für die Vorstufe nutzen.
Die Siebkapazität kann man fifty-fifty aufteilen. Je zur Hälfte aus Elkos und Folie (MKP, FKP). Die Spannungsteiler für die seriell geschalteten Siebkondensatoren sind in diesem Fall mindestens 3W Metall. Hier, an dieser Stelle, müssen die Widerstände die Stellung halten.
Optimal: Entsprechende Röhrengleichrichter, Ladekapazität etwa 5µF, 5H-Drossel, maximale Siebkapazität etwa 20 bis max. 40µF. Öl-Kondis. Alternativ: MKP.
Je höher die Spannung, desto geringer kann die wirksame Siebkapazität ausfallen. Und noch etwas: Ein auf 1000V aufgeladener 20µF-Kondensator ist eine letale Waffe. Stichwort: Energiegehalt Kondensator. Je höher das (Milli-) Joule, desto mehr Bums ist dahinter. Zum Vergleich: Ab etwa 100mJ (0,1 Milli-Joule) wird es spürbar „knackig»…
(C in Farad, U = Spannung mit der der Kondensator aufgeladen wurde, E = Energiegehalt in Milli-Joule)
Ich weiss, die „harten Jungs» bringen jetzt den Kondensator im Spiel, der die Energie nur kurzfristig abgeben kann und deshalb wohl kaum eine letale Wirkung haben wird… Diese „harten Jungs» entpuppen sich oft als Maulhelden und/oder Theoretiker, die so etwas noch nie in der Praxis kennengelernt haben. Auch der berühmte Weidenzaun muss oft herhalten, um die Gefahr zu verharmlosen.
Wer noch nie mit etwa 500V in Berührung gekommen ist, ahnt nicht was ihn erwartet, wenn er mit 1000V Bekanntschaft schliesst.
Alle Kabelverbindungen in diesem Bereich hält man kurz. Gerade die Kilo-Volt führenden Verbindungen sind auf diese Spannung ausgelegt. Und – man weiss ja nie – doppelt zu isolieren. Was den „Music Angel» betrifft, ist ein Augenmerk auf den Abstand Platine und Bodenplatte zu richten.
Verläuft der Test dieses Netzteils positiv, wird die Generierung des Killer-Volt für die weitere Bastelei stillgelegt. Für das sichere Entladen lässt man den Siebkapazitäten Zeit. Am besten über Nacht.
Keinesfalls sollte man die Kapazitäten mit einem 100Ω-Widerstand brutal entladen lassen. Das kommt einem Kurzschluss gleich. Das hat wirklich jemand mal allen ernstes empfohlen!
Während der Arbeit an diesem Verstärker hing übrigens immer ein Voltmeter an der Hochspannungsleitung. Manchmal bin ich auch etwas „schusselig»…
Vorstufe
Wie auch das Netzteil, hält man die gesamte Vorstufe „schlank». Alles, was über zwei Verstärkerstufen hinausgeht, sollte man überdenken.
Das Hauptaugenmerk liegt in der Vorstufe. Als Treiberpentode eignen sich auch ganz vorzüglich „steilen Zähne» wie zB. EL86, EL36 oder EL500 bzw. EL504. Die Anforderungen an der Heizung sind natürlich zu beachten. Hier ist es eben die 6V6GT geworden.
Welche Treiber-Pentode man auch immer wählt – man lässt sie nicht brüllen. Je nach Röhre maximal 10mA Ruhestrom. Tipp: Wird der 5W-Anodenwiderstand (in der Regel 10kΩ bis maximal 20kΩ) nach kurzer Zeit sehr heiss, dann ist zuviel Dampf im Kessel.
Optimal: Anstatt Anodenwiderstand eine Anodendrossel. Noch besser, wenn die Anodendrossel auch noch als Zwischenübertrager „fungiert».
Der Treiber muss in der Lage sein, eine Leistung von rund 240Vss an das Gitter der 845 zu liefern.
Was als Eingangs-Röhrensystem eingesetzt wird, hängt davon ab, was man an Spannung zur Verfügung stehen hat und wie die Treiberschaltung aussieht. Eine hochverstärkende Triode in einer „normalen» Standardbeschaltung ist möglich.
In diesem Fall war Pentode aber das einzig Senkrechte.
Worauf man zu achten hat: Das Signal, was am Gitter der 845 anliegt, darf auch bei Vollaussteuerung nicht clippen, d.h. das Sinus darf nicht zum Rechteck mutieren. Die Gefahr, dass das Gitter der 845 dann die Triode zur Diode umfunktioniert, ist nicht zu unterschätzen. Bei rund 1000V – ja, da kommt Stimmung auf…
Deshalb immer ein wachsames Auge auf die negative Vorspannung halten. Eine 845 „mit ohne» Ruhestromregelung (also nacktes Class-A) ist deshalb gewagt.
Zum Schluss: Wenn man sich an so etwas heranwagt, orientiert man sich an alte Schaltungen. Damals wusste man nämlich noch sehr gut, wie man an so etwas herangeht. Auch wenn es eher nach „Steam Punk» aussieht.