Für das Schirmgitter gilt zunächst „Pi-mal-Daumen“ halbe Anodenspannung (Ua). „Durchorgeln“. Gegebenenfalls Spannung (vorsichtig) erhöhen oder vermindern. „Durchorgeln“ sowie den verdammten Grenzwert (Belastbarkeit des Schirmgitters in Watt) aus dem Datenblatt berücksichtigen. Dies gilt zunächst für ausgewiesene HF-Röhren, also EF80 und Consorten. Bei Röhren wie zB. EF36, EF39 oder EF37 gilt prinzipiell zwar das Gleiche, man darf sich jedoch bequemerweise an EF86-Schaltungen orientieren (nicht nachbauen, nur orientieren). Diese Schirmgitterspannung sollte zudem, besonders bei der EF36 und EF39 gut gesiebt sein. Perfektionisten stabilisieren die Schirmgitterspannung.
Wichtige Richtigstellung:
Die Schirmgitterspannung habe ich nur der Einfachheithalber genommen. Idealerweise liegt die Schirmgitterspannung nach Abstimmung in der Nähe der Anodenspannung.
Natürlich meine ich Schirmgitterstrom. Bezüglich Ströme gilt grobe folgende Faustformel: Auf 5mA Anodenstrom (!) kommt 1mA Schirmgitterstrom. Also ein Verhältnis von etwa 5 zu 1. Das gilt zumindest für ausgewiesene „Audio-Pentoden“. Daran ändert sich auch bei vielen „Fernseher-Röhren“ nicht viel. Aber… Bei Verbundröhren (Pentode- und Triode) kann durchaus auch das Verhältnis 3 zu 1 vorkommen. So darf man beispielsweise die Pentode der ECF802 richtig arbeiten lassen (Anodenstrom von etwa 4,5 bis vielleicht 6 Milliampere).
Anders als bei Trioden ist der Anodenstrom nicht identisch mit dem Kathodenstrom. Bei Pentoden ist der Kathodenstrom (Ruhestrom) das Ergebnis von Anodenstrom plus Schirmgitterstrom..
Bei der Abstimmung fängt man zunächst mit „konservativen“ Schirmgitterströmen an. Obligatorsch (mal wieder) der Hinweis auf das Datenblatt, Abteilung Grenzwerte. Manchmal findet man hier nur die maximale Spannung die am Schirmgitter anliegen darf zusammen mit der maximalen Verlustleistung in Watt. Auch das ist nur vereinfacht. Das Umrechnen muss man dann selber.
Wie man von Spannungsabfall, den man über den Anodenwiderstand misst, auf den Anodenstrom kommt, sollte bekannt sein. Ansonsten sollte man sich zunächst mit den Lehren des Georg Simon Ohm beschäftigen.
Weiter geht’s…
Was oft nicht beachtet wird (man kann es nicht oft genug wiederholen): Idealerweise hängt die gesamte Vorstufenschaltung an einem separaten Netzteilzweig (gilt besonders für Gegentakter). „Wackelt“ die Betriebsspannung, weil sich die Endröhren einen kräftigen „Schluck aus der Pulle“ genehmigen, dann hilft auch eine Stabilisierung nicht mehr. „Dicke“ Stützkapazitäten sind Notlösungen. Bei Eintakter kommt es auf die Endröhren an!
Über die Blockkapazität am Schirmgitter habe ich mich schon ausgelassen. Was nützt die linearste Röhre, wenn sie nicht bis 20kHz und darüber hinaus linear arbeiten darf und schon bei drei Kilohertz anfängt „dicht“ zu machen? So eine Schaltung habe ich wirklich gefunden. Dreissig, vierzig Kilohertz sind für Breitband-Pentoden wirklich nichts. Man sollte also wirklich immer bis weit über 20kHz „durchorgeln“. Das Rechteck hat sich auch darüber hinaus als Rechteck zu erkennen zu geben.
Die fast perfekte Pentoden-Vorstufe
Zwei kleine Schönheitsfehler gibt es beim Einsatz einer solchen Kleinsignal-Pentode: Arbeitet eine solche Röhre auf eine Leistungspentode oder Beam Power Tetrode, dann kommen leicht zuviele ungradzahlige Oberwellen ins Spiel. Ich persönlich empfinde das Klangbild als „Substanzlos“. Genauso wie ich einen reinen Trioden-Eintakter klanglich als „Aufgedickt“ empfinde (zuviel gradzahlige Oberwellen). Pentode auf Triode, wie bei der klassischen 300B-Schaltung, geht vollkommen in Ordnung. Es geht aber noch besser.
Nachdem nun fast alle „Pentodenprobleme“ beseitigt sind, sollen nun die ungradzahlige Oberwellendominanz (die bei Pentoden-Eintakter entstehen können) und die hohe Ausgangsimpedanz beseitigt werden. Beides zugleich geht das nur mit einem Kathodenfolger. Und genau damit vervollständigen wir die Eingangsseitig „Nicht-Sensationelle“ Vorstufenschaltung.
Ein gleichspannungsgekoppelter Trioden-Kathodenfolger sorgt nach der Pentode zum einen für ausgleichende „Gerechtigkeit“ und mischt gradzahlige Oberwellen dazu, zum anderen wird die Impedanz gesenkt. Bei geschickter Auslegung sogar noch weit unter den einer SRPP. Und damit bin ich beim zweiten Schönheitsfehler: Röhrenschaltungen sind ja generell eine relativ hochohmige Geschichte. Und so eine Pentode macht das auch nicht besser. Mit einem Kathodenfolger aber schlägt man dann die zwei Fliegen mit einer Klappe. Das macht sich sogar in einer klassischen 300B-Schaltung ausgesprochen gut, was man als Hinweis verstehen darf, dass ich das ausprobiert habe. Auch eine 300B darf man niederohmig ansteuern!
Einen Pferdefuss gibt es aber. Kann ja auch nicht anders sein.
Der Einsatz von EF80 (EF183, EF184) hängt ganz entscheidend davon ab, wen oder was diese Pentode antreiben soll. Der Kathodenfolger verstärkt ja kaum und dreht auch nicht die Phase!
Eine 845 will es anders haben als eine 300B oder 2A3! Bei KT88 oder EL509 sieht es noch wieder anders aus. Heisst: Die Beschaltung der Kleinsignal-Pentode ist individuell vorzunehmen, vor allem ist die meist notwendige Gegenkopplung mit einzukalkulieren. Die isolierte Betrachtung einer Verstärkerstufe habe ich schon immer für falsch gehalten. Ein Patentrezept, sprich Universalschaltung, für diese Röhren kann es deshalb nicht geben. Allein schon deshalb, weil eine EF183 oder EF184 kaum in eine EF80-Schaltung zufriedenstellend arbeitet.
Vor allem muss der Kathodenfolger auf die Endröhren „angepasst“ werden. Für Leistungstrioden kann man die beiden Triodensysteme einer ECC82 bzw. 6SN7GT parallel schalten oder sofort andere „Kandidaten“ nehmen. Für Pentoden-Eintakter reicht je eine halbe ECC82. Ich nenne diese Doppeltriode deshalb, weil sie mit einem hohen Uf/k-Grenzwert „gesegnet“ ist.
Das Ende vom Lied
Der zusätzliche „Aufwand“ lohnt sich und entschädigt mit einem wirklich schönen und abgerundetem Klangbild. Wer so etwas einmal aufgebaut, gut abgeglichen und gehört hat, bekommt bei SRPP Brechreiz. Bei meinem Verstärkerprojekt stellte ich mir am Schluss die Frage, wie ich es nur solange mit dem antispetischen Klangbild der SRPP aushalten konnte. Ich bin übrigens seit nunmehr über 12 Monate vollkommen „clean“. Jeder Röhrenverstärker ist hier von SRPP „befreit“ worden.