Generell drei Tipps:
1. Da ist zum Einen die verlockende Hochfrequenz. Gerade die PL509 erliegt dieser Verlockung nur allzu gerne. Mit dem HF-Sniffer hat man ein recht zuverlässiges „Krontrollinstrument». Die anfängliche Idee, die Anodenleitung zum Übertrager durchgehend mit einem Draht herzustellen erwies sich in der Praxis als untauglich. Innerhalb des Chassis mussten immerhin über zehn Zentimeter (!) zum Übertrager überbrückt werden. So etwas kann nicht nur – das macht Ärger…
Eine, versuchsweise, eingebaute EL509 (Telefunken und Valvo) erwies sich dagegen als völlig handzahm. Nur die P-Typen (Philips, Siemens, Tesla) sowie die russische 6S42 waren hier (!) auf „Krawall gebürstet». Später zeigte sich noch, dass das Metallchassis nur unzureichend schirmte, so dass auch hier nachgearbeitet werden musste.
Die Sache mit HF-Drosseln an der Anode war nicht praktikabel zu realisieren. Andere Tricks, um ein Schwingen der Röhre zu unterbinden, waren leider nicht „standfest».
2. Auch die angedachte Gleichstrom-Heizung für die beiden PL509 erwies sich hier als wenig praktikabel. Es geht wesentlich einfacher mit symmetrierter Wechselspannung nach „Funker-Art».
3. Zum Pflichtprogramm gehört das „gettern» der Endröhre. Mit der EF39 sollte man das auch so machen. Derartige Röhren „erschrecken» sonst womöglich, wenn sie nach teilweise über 70 Jahren gepflegter Langeweile plötzlich arbeiten müssen…
Bauteile
Man kann an allem sparen, nur nicht an den Bauteilen für derartige Verstärker. Das rächt sich schnell. Allen voran müssen auch hier gute Magnoval-Röhrenfassungen verwendet werden.
Bei den Widerständen setzt man von vorneherein auf induktionsarmes Material. Auf den Kathodenwiderstand der Endröhre ist ein besonderes Augenmerk zu richten. Er ist das einzigste Sicherungselement (hoffentlich), falls die Endröhre „durchdreht». Eine Schmelzsicherung reagiert selten im richtigen Moment.
Erfolgsgarant Übertrager
Der Übertrager sollte über eine möglichst grosse Bandbreite verfügen. „Meine» (neuen) Übertrager haben in dieser Beschaltung eine obere Grenzfrequenz von über 80kHz (-3dB). Ein grosszügig dimensionierter Kern sichert eine verzerrungsfreie Leistung – auch bei „grosser» Leistungsabgabe.
Wichtig ist noch die Impedanz (Ra) sowie die primäre Spuleninduktivität des Übertragers. Hierzu möchte ich nur auf das hervorragende „tech. Bulletin» des Bob Danielak verweisen.
Auch sollte der Übertrager über keine fixe sekundäre Lastimpedanz verfügen. Es kann enorm viel bringen, wenn man aus klanglichen Gründen eine bewusste Fehlanpassung der Lautsprecher vornimmt. Und genau dieser Aspekt ist im Manual zur Urei 813C auch erwähnt. In diesem Fall waren zwei Ureis parallel geschaltet und sorgten so am 8Ω-Lautsprecherausgang des Verstärkers „automatisch» für eine Fehlanpassung.
Die PL509 wird mit lediglich etwa 70mA „gefahren» und liefert damit etwa 10W. In diesem Bereich arbeitet sie schön rund und wird nicht überfordert. Zehn Watt hören sich nicht viel an. Ich darf versichern, dass man dies selbst an 88dB-Lautsprecher nicht ausnutzt. Und an dem Urei-Setup schon einmal gar nicht (was der „Urei-Züchter» später auch bestätigte).
Urei + 509-Verstärker = Klang
„Stromstarke» Röhren wie die 509, 6C33 oder 833 klingen zunächst einmal nicht. Das, was man als Klang wahrnimmt, ist die beachtliche Dynamik und damit auch die „Auflösung», die selbst so manchen mittelprächtigen Halbleiterverstärker in den Schatten stellt. Nicht wenige Lautsprecher bekommen damit Probleme. So etwas sind die heute ja nicht mehr gewohnt…
Am Klang ist das „Gesamtkunstwerk» beteiligt! Also der komplette Verstärker (hier in erster Linie Vorstufenbeschaltung und Übertrager), Lautsprecher und – glauben Sie es ruhig – die Raumakustik.
Bewusst salopp formuliert: Die Membrane der Lautsprecher sollten konstruktionstechnisch mindestens mittelhart aufgehängt sein, um den Impulsen noch gut folgen zu können und um eine Überbetonung des Bass zu vermeiden. Unter Umständen kann es sogar helfen, die Öffnung einer Bassreflexbox zu bedämpfen.
Sowohl „richtige» 6C33- als auch 509- bzw. 519-Verstärker gelten ja als „Bassgewaltig». Zur Ehrenrettung derartiger Verstärker: Es ist nicht der Verstärker, sondern der Lautsprecher, der den Bass aufdickt. An einem „hart» aufgehängtem Breitbänder wird der Bass weniger „gewaltig», aber staubtrocken und punktgenau.
So ein Verstärker ist zudem kein Weichzeichner und kann dazu führen, dass vergleichbare KT88- oder 845-Eintakter zwar als klanglich „rund», aber als „langweilig» eingestuft werden.
Und Watt is‘ mit Urei?
Da muss ich zugeben, dass ich da doch nur verhalten optimistisch war. Was an einem „normalen» 97dB-SPL (!) Breitbänder oder an Nubert-Lautsprecher richtig ist, muss nicht unbedingt mit dem Urei-Setup funktionieren.
Völlig unbegründet. Ich war „baff» und konnte mir ein ein-druck-svolles Bild von den Ureis machen. In vielleicht vier, fünf Meter Abstand pusteten die JBL-Lautsprecher den Staub aus den Ohren. Bei vielleicht 5W-Verstärkerleistung. Trocken, präzise und Bums-genau. Die Höhen und Mitten sind nicht aufdringlich, verwaschen oder mit einem Weichzeichner behandelt. Bei einer Live-CD (Hab’s vergessen wer oder was das war) hatte man den Eindruck, direkt vor der Bühne zu stehen. Wenn man jemals ein Schlagzeug live gehört hat, dann bekommt man mit dem Gespann „vier Ureis und zwei PL509» nun eine recht gute Ahnung, wie das wohl geklungen hätte, wenn man wirklich live vor Ort gewesen wäre. Und dann erst die „Auflösung»…
Was JBL mit 101dB-SPL gemeint hat, weiss ich nun. Die 10W pro Kanal sind an diesen Lautsprechern durchaus in der Lage, disharmonische „Vibrations» (Ehepartner, Nachbarn) zu erzeugen…
Die Urei-Lautsprecher haben den Röhrenverstärker gefunden.
5.6.2017: Neues vom „Urei-Züchter»
Momentan nutze ich möglichst viel Zeit um Musik zu hören, allerdings ist diese viel zu knapp. Wahnsinn, welche Unterschiede der Verstärker zwischen meinen verschiedenen CD-Playern und Kabeln heraus schält. Dabei verhält es sich völlig anders wie vorher gewohnt. […]
Ich glaube den „Frieden» habe ich heute Abend gefunden, ein anders Cinchkabel an dem TDA 1543 Player in Verbindung mit ganz leichter Reduzierung des Hochtonpegels sorgt weiterhin für eine fantastische Auflösung mit kernigem Bass, aber weniger Klingeln in den Lauschern, es sei denn der Tonmeister hatte einen Hörschaden. Ehrlich gesagt bekomme ich das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht:-)