PasAk Phono-Selbstbau

Bauteile und Abgleich

Irgendwann hatte ich die fixe Idee, Bauteile zu verwenden, die es zu Zeiten der Fernseher-Röhren auch schon gab. Beim Abgleich sollte nur der Status „Funktioniert» erreicht werden.

Widerstände, Kondensatoren & Co

Besonders im Pentodenbereich arbeite ich mit Kohleschichtwiderstände (nicht Kohlepress bzw. Carbon Composit). Natürlich habe ich diese Widerstände ausgemessen. So im groben. Das Spielchen mit 0,5% Toleranz mache ich nicht mit. Die Röhren führen diesen Genauigkeitsfimmel ganz schnell „ad absurdum».

Die Kohleschichtwiderstände dürfen (sollen) im Betrieb auch etwas warm werden. Das kommt wirklich dem Klang zugute. Die Metallschicht-Version liess etwas vermissen. Auch der Anodenwiderstand der Triode ist Kohleschicht. Alles andere Metallschicht.

Kondensatoren sind 400V MKT. Richtig gelesen! Bis auf den Ausgangskondensator sind alle Koppel- und Entzerrerkapazitäten MKT. Polystrol (Styroflex) oder Glimmer waren mir suspekt. Nach einem Test habe ich gehört, warum mir das suspekt war. Also gutes MKT. Das passt auch besser ins Konzept. Mit „gutes MKT» meine ich nicht die alten „Senfkondensatoren».

Siebkapazitäten sind, wie erwähnt, durchweg Elkos. Der Abblockkondensator und die Kathoden-Kondensatoren an den Röhren sind hingegen für den Audio-Bereich spezialisierte Elkos. Der Abblockkondensator für das Schirmgitter ist hier mit 2µ zu dimensionieren.

Die Versorgungsspannung wird übrigens mittels zwei Metallschichtwiderstände kanalgetrennt separiert. Neben der kanalgetrennten Masseführung ergibt das schlussendlich eine ein-druck-svolle Stereobühne.

Viel wichtiger, als ein 0,5%-genaues Entzerrernetzwerk, ist die richtige Eingangsimpedanz zu finden. Meine Shure-Tonabnehmer fühlen sich bei etwa 47.400 Ohm schon sehr wohl. Hier muss ich aber noch ’ran.

Abgleich

Über das Schirmgitter habe ich mich bereits ausgelassen. Nächster Punkt.

Den Ruhestrom hält man im untersten Bereich! Das Ziel ist nicht die Pentode „schuften» zu lassen. Der Weg ist die moderate Arbeitsweise (Pentode und moderat… Nunja…). Mit einem Ruhestrom von etwa 2mA liegt man gut im Rennen. Je nach Pentode kann selbst das (in diesem Bereich) schon etwas zuviel sein!

Es empfiehlt sich wirklich, der Pentode ganz viel Liebe und Aufmerksamkeit zu schenken. Bitte nicht nur auf den Ruhestrom achten, sondern auch auf die Schirmgitterspannung (bzw. Schirmgitterstrom) und auf den Anodenstrom. Das alles wird häufig arg vernachlässigt und ist wohl die Folge von übermäßigem „Triodenkonsum».

Wichtig: Der Ruhestrom ist das Ergebnis von Anoden- und Schirmgitterstrom! Das Schirmgitter ist zudem keine Anode!

Nochmals: Man kann, ohne Klimmzüge und ohne Tricksereien, mit nur einer Pentode „mal eben so» eine über 100-fache Verstärkung erzielen (500-fach ist theoretisch auch kein Problem). Versuchen Sie das mal mit einer ECC83 oder ECC88. Solche Phono-Schaltungen sind was für „Anfänger». 😉 Trotz hoffentlich erkennbarer Ironie: Es ist Fakt, dass es mit diesen 08/15-Trioden wesentlich einfacher ist. Und so klingt es dann auch. Isso.

Das eigentliche Entzerrernetzwerk scheint ist übrigens hinreichend genau zu sein. Das kann man so nehmen. Man kann natürlich noch etwas „spielen»… Ich hab’s nach dreimaligem Spielen aufgegeben…

Invers-RIAA

Bevor man an den Verstärker geht, muss ein sog. Invers-RIAA vorhanden sein. So etwas braucht man nicht nur, um das Entzerrernetzwerk optimieren zu können.

So etwas kann man sich übrigens ganz leicht selber „zusammenstricken». Ich habe hierzu die Elektor-Variante genommen, da sie mit handelsüblichen Bauteilen auskommt. Sicher, es geht immer besser, immer weiter, immer höher und immer schneller. Da ich aber keine Religion will, reicht mir das.

Wenn der Signalgenerator, ohne diese Zusatzschaltung angeschlossen ist, dann misst man nämlich nur noch Mist. Man interpretiert, gezwungenermaßen, die Messergebnisse des Oszilloskops falsch und sucht evtl. nach Fehler, die gar nicht da sind. Man muss sich immer vor Augen halten, dass ein Phono-Vorverstärker kein linearer Verstärker ist.

Der Invers-RIAA sorgt nun dafür, dass das Generatorsignal, „wie von Schallplatte» wird. Ohne „Verzerrer» wird man vielleicht noch ein einigermaßen sauberen Sinus am Oszilloskop sehen, aber nie ein Rechteck, was im entferntesten noch nach Rechteck aussieht. Oder man nimmt entsprechende Testsignale von CD (nicht Computer). Ohne diese Hilfsmittel bleibt einem nur der blinde Nachbau und damit das Hoffen und Bangen, ob auch alles richtig ist, was der Verfasser angegeben hat.

Das Ende vom Lied

Was heisst eigentlich „Ende vom Lied»? Ich fange gerade an mein Platten neu zu er-hören. Und ich habe eine Menge Platten. Was war nochmal eine Compact Disc?

Da mir die blumigen und rosaroten Worthülsen zur Klangbeschreibung nicht liegen, versuche ich es anders. Das folgende Lokalkolorit ist dem Hennes Bender sein Asterix „Tour de Ruhr» geschuldet. Aus „soziokultureller» Sicht passt das auch besser zu diesem PasAk: Ehrlich, direkt, manchmal etwas rauh aber verdammt herzlich und vor allem ohne Weichspüler: „Getz is Schluss mit Schönschreim!»

Hatta Auflösung? Hatta.
Hatta Stereobühne? Hatta.
Hatta Klang? Hatta.
Hatta Schmackes? Hatta.
Hatta allet.
Kannze Helene Fischer mit hörn.
Keine Bange. DAS passiert nicht.

Alle Vorgaben sind realisiert worden. Ach, die Sache mit dem „Schmackes»: Knapp am Normpegel vorbei. Bei „vorne» 5mV/1kHz, stehen „hinten» 760mV an.

Wenn die PasAk-Schaltung in ein Metallchassis transplantiert wird, muss ich allerdings noch einen Pegelsteller einplanen.

Eugen Kamissarov ist übrigens nicht Irgendwer. Im russischen Sprachraum ist er das, was Thorsten Loesch im angelsächsischen Sprachraum ist. Eugen war mit seinem Phono-Pre (eine Weiterentwicklung) 2016 übrigens auf der High-End in München. Hat wohl nur keiner mitbekommen.


Update 12.03.2017

Natürlich sieht der Entwurf reichlich „eigenwillig», sprich dahingerotzt, aus. Nochmals, das ist erst einmal nur als Testschaltung anzusehen. Vor allem kann man so noch herrlich herumbasteln und experiementieren, bevor das dann „in Schön» gemacht wird.

Update 04.12.2017
„Mein» PasAk hat nun sein neues, schönes Gehäuse bezogen:

pasak2

frihu

…hört gerne Musik. Über Röhrenverstärker. Musikrichtung egal. Ausser Jazz, Hip-Hop, House, Metal, Trash, Schlager, Volksmusik, Gangsta-Rap (noch schlimmer, wenn in Deutsch gebrüllt). Da krieg' ich ein Hörnchen.Autor der Bücher: Hören mit Röhren, Röhrenschaltungen und High-End Röhrenschaltungen. Artikel in hifi-tunes (Röhrenbuch 2): Bauteileauswahl für Röhrenverstärker und EL509 Single-Ended Röhrenverstärker im Selbstbau

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