Preamp mit EL84

Die Schaltung

Ob die Schaltung für diesen Preamp genauso entspannend aufzubauen wird, muss sich noch zeigen. Denn ich habe mich nach langem hin und her für eine Variante vom (verstorbenen) Gerhard Haas (Experience Electronic) entschieden. Also den Vorverstärker mit der Kombiröhre ECL86 (Triode plus Leistungs-Pentode in einem Glas).

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Da gibt’s nur leider zwei klitzekleine Probleme. Als da wären:

1. Die Originalschaltung benötigt nur zwei Röhrenfassungen. Ein Impedanzwandler ist bei einer solchen Schaltung nämlich überflüssig. Die Ausgangsimpedanz wird »automatisch« niedrig genug. Dann ist da der Restbestand dieser Röhre und… nunja… der Preis.

2. Die Messdaten zu dem ECL86-Preamp lesen sich gut, ja. Da gibt es aber andere Dinge, die »Wünsche offen« lassen…

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Was spricht aber dagegen, das ganze quasi »diskret« aufzubauen, also mit getrennten Trioden und Pentoden? Was den Triodenteil der ECL86 betrifft, da käme eine halbe ECC83 (pro Kanal) in Frage. Für den Pentodenteil gibt’s aber kaum (bezahlbaren) Ersatz, als da wären EL41 oder EL80. Was bleibt?

Warum soll es nicht mit der EL84-Pentode gehen? Beziehungsweise mit dem Derivat 6P14P – und zwar die einfache Version. Die sollte hier völlig reichen.

Kurz zur O-Schaltung

Am Original-Schaltungsentwurf liesse sich einiges bekritteln: Da wäre erst einmal die ECL86 an sich. Eine nicht ganz unproblematische Geschichte, denn sie neigt(e) zu (scheinbar) völlig »unbegründeten« Zickereien.

Dann die Elkos im Signalweg (ein »Haas’sches« Faible). Zudem auch noch kapazitätsmäßig äusserst »grosszügig« dimensioniert. Das ist einmal dem Zeitgeist und der Verfügbarkeit (bzw. Kosten) von Folienkondensatoren (MKP, nicht MKT) geschuldet (das Konzept stammt ursprünglich von ca. 1990 und wurde in der Zeitschrift ELRAD veröffentlicht, etwa 10 Jahre später dann nochmals, mit marginalen Änderungen, in der Elektor und in der tschechischen Zeitschrift »Praktická Elektronika« tauchte 2001 dann eine modernisiertere Version auf).

In welcher »Mutation« auch immer: Es wurde immer mehr Wert auf ein überbordetes Netzteil mit allerlei Schnickschnack gelegt, als auf die Verstärkerschaltung an sich. Kurz zu den Elkos im Signalweg: Dazu kann man stehen, wie man will, aber Elkos sind Verschleissteile. Irgendwann manchen die Dinger schlapp, was sich in diesem Fall besonders fatal bei den Ausgangskondensatoren auswirken dürfte. Bei einer Adaption soll daher MKP mit stark verringerter Kapazität zum Einsatz kommen.

Und dann wäre da die Gegenkopplung: Ganz besonders dies ein immer wieder kritisch gesehener Punkt. Und, so wie in der Original-Schalte ausgeführt, bin ich auch kein Freund davon. Die Funktion ist übrigens keine Frequenzgang-Korrektur, sondern lediglich eine »Regulierung« der Verstärkung. Das sollte, muss, »mit ohne« gehen…

frihu

…hört gerne Musik. Über Röhrenverstärker. Musikrichtung egal. Ausser Jazz, Hip-Hop, House, Metal, Trash, Schlager, Volksmusik, Gangsta-Rap (noch schlimmer, wenn in Deutsch gebrüllt). Da krieg' ich ein Hörnchen. Autor der Bücher: Hören mit Röhren, Röhrenschaltungen und High-End Röhrenschaltungen. Artikel in hifi-tunes (Röhrenbuch 2): Bauteileauswahl für Röhrenverstärker und EL509 Single-Ended Röhrenverstärker im Selbstbau

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