Röhren-Vorverstärker

Netzteilzüge

Wegen den ominösen 20V-Relais musste ein entsprechender Netztrafo her. In meinem Fundus findet sich ein entsprechender Netztrafo (M85-Kern). War ursprünglich mal für einen Vorverstärker mit röhrenstabilisiertem Netzteil und allem „Zick und Zack» gedacht gewesen. Daraus ist nie etwas geworden.

M85 ist eigentlich völlig übertrieben. Einen passenden Trafo wickeln zu lassen, hätte gedauert… Das verflixte Covid tangiert auch den normalen Betrieb „meines» Trafowicklers. Der Trafo war also nun einmal da. Also, warum nicht? Dem Original-Trafo traue ich nicht über den Weg. Nicht nur, weil der ja auch ordentlich mit Epoxid „behandelt» wurde…

Statt Elkobatterie, wie vorgefunden, wird die Versorgungsspannung elektronisch, aber typisch Röhrentechnisch, „aufbereitet». Heisst: Mit einem Gyrator – eine Drossel-Gaukelei.

Verwende ich im PasAk auch. Also Wechselspannung gleichrichten, ordentlich Siebkapazität dahinter, Gyrator (etwa 20H) und dann geht’s mit „kleinen» Kapazitäten (ganz wichtig) weiter.

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Weil da nun über 20V wegen der Relaisgeschichte zur Verfügung standen, sollte diese Spannung auch noch zur Beheizung der Röhren dienen. Da kommen praktischerweise nur die „bösen» P-Röhren in’s Spiel. Da die Heizfäden dieser Röhren in Serie geschaltet und Strommäßig (300mA bei X-Spannung) beheizt werden, muss auch noch eine Stromquelle her.

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Nebeneffekt: Sowohl Heiz- als auch die Versorgungsspannung fahren relativ langsam hoch und es dauert seine Zeit, bis die Spannungen stabil anliegen. Mal eben, zack-zack, Musik hören, ist also nicht.

Selbstredend befinden sich nunmehr am Netztrafo sowohl Primär- als auch Sekundärseitig, Schmelzsicherungen. Das Chassis ist nun auch „Schutz geerdet»! Der Netzschalter wurde auf Wunsch an der Rückseite angebracht.

Bis hierhin „normal». Jetzt bitte einen „Abgeraucht»-Abstecher nehmen…

Vorverstärkerzug

Mein Konzept nun nach dem „Brumm-Abenteuer»: Statt zwei verstärkende Schaltungsstufen nur noch Eine. Die Pentode kann, auch wenn triodisiert, einiges…

Vorne also die Pentode für die Verstärkung, dann ein „Inverter» eine stark abgewandelte (!) Paraphase die hier in erster Linie nur die Aufgabe hat, am Ausgang exakt die gleiche Phasenlage hinzustellen, wie das NF-Signal eingespeist wurde.

Paraphase-Prinzip

Eine Paraphase findet man (nicht mehr ganz so oft) in Gegentaktverstärker als Phase-Splitter (also eine Schaltung, die die Signal-Phasen aufteilt). Die Funktion ist aber genau die gleiche: Dieser Schaltungsteil soll
a) die „Phase drehen» und
b) in etwa auf den gleichen Pegel bringen, wie die andere Phase.
Hier soll diese Schalte vordergründig aber nur invertieren.

„Unsensible» HiFi-Bastler würden diesen Schaltungsteil hier als simplen Anodenfolger – eine von den drei Röhren-Grundschaltungen – bezeichnen, dessen „Verstärkung» bei etwa Eins liegt. Völlig richtig. Der Begriff „Paraphase» beschreibt die „Gesamtsituation» aber zutreffender. Natürlich hätte man auch eine „halbe» Kathodyn Phase-Splitter verwenden können…

Optimal wäre es natürlich gewesen, wenn man für diesen Schaltungsteil ein Röhrensystem mit einem Verstärkungsfaktor von 1 zur Verfügung gehabt hätte. So etwas scheint es aber nicht zu geben. Also muss dieser Kniff herhalten.

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Wenn man mit einer „gedrehten» Phase leben kann, dann braucht’s diesen Schaltungsteil natürlich nicht. Wer aber die Marotte „Phasengleichheit» pflegt, für den ist so ein „Inverter» unabdingbar. Oder man lässt die Finger von so etwas und baut mit ECC83 oder ECC88 einen 08/15-Vorverstärker.

Ein nachgeschaltete Kathodenfolger (Impedanzwandler) dreht nicht die Phase und verstärkt auch nicht. Diese Schaltung deshalb, um die Ausgangskondensatoren nicht mit der hohen Anodenspannung vorzuspannen. Sollten nämlich diese Kondensatoren durchschlagen (kann ja alles passieren), kommt am HiFi-Altar aber so richtig Stimmung auf.

Erst in zweiter Linie wegen der sich ergebenden niedrigeren Ausgangsimpedanz. Für die Verbindung zur Endstufe würde – latürnich nur hypothetisch – Klingeldraht reichen.

Wichtig: Sowohl der „Inverter», als auch der „Impedanzwandler» sind so zu dimensionieren, dass sie für das Netzteil keine allzu grosse Belastung darstellen. Die Pentode „rennt» mit maximal 2,5mA.

Tipp: Wem die Vorverstärkung zu gering erscheint, dimensioniert die Paraphase auf etwa 1 bis 2dB Verstärkung und brückt den Kathodenwiderstand mit einem Kondensator.

Die Verstärkerschaltung hätte man, aus purer Bequemlichkeit, auch mit einer „Luxman-Variante» realisieren können: Vorne eine halbe ECC83 (für den „Röhrensound»), dann eine ECC82-SRPP (für die Verstärkung). Klar. SRPP oder „Derivat-Schaltungen» davon (das betrifft auch Broskies Aikido)?

Na, so gross ist die Not ja auch wieder nicht…

frihu

…hört gerne Musik. Über Röhrenverstärker. Musikrichtung egal. Ausser Jazz, Hip-Hop, House, Metal, Trash, Schlager, Volksmusik, Gangsta-Rap (noch schlimmer, wenn in Deutsch gebrüllt). Da krieg' ich ein Hörnchen.Autor der Bücher: Hören mit Röhren, Röhrenschaltungen und High-End Röhrenschaltungen. Artikel in hifi-tunes (Röhrenbuch 2): Bauteileauswahl für Röhrenverstärker und EL509 Single-Ended Röhrenverstärker im Selbstbau

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