Die Vorstufe zum EL504-Verstärker

EF50 Vorstufe

Die EF50 in einer NF-Schaltung arbeiten zu lassen, ist mindestens „verrückt“. Erstens ist das eine Weltkriegs-Röhre für Radartechnik (später auch für allgemeines HF- und ZF-Allerlei). Also nicht einfach nur irgendeine Hochfrequenz-Röhre, sondern „die“ HF-Röhre.

Zweitens ist das auch noch eine „Remote CutOff“-Pentode. Ersteres mag für NF-Anwendung ja noch angehen, letzteres geht angeblich ja gar nicht. Wenn schon Pentode, dann bitteschön eine „Sharp CutOff“-Röhre.

Ein elektronischer Flirt mit dieser rote Lady gestaltet sich wegen „Remote CuteOff“ preislich sehr übersichtlich. Mein „Spielzeug“ kommt von Valvo und ist wehrtauglich gemustert. Also eine lupenreine NOS Military – Hrm – Bundeswehr-Röhre. Nachteil: Sie benötigt eine neunpolige Loctal-Röhrenfassung. Das hat nicht unbedingt jeder Händler auf Lager.

Sharp vs. Remote CutOff

Auch wenn ich mich schon einmal darüber ausgelassen haben: Eine Sharp CutOff Pentode hat eine – mehr oder weniger – gerade Kennlinie. Ihre Arbeitsweise ist weitgehenst berechenbar. Auffälligstes Merkmal: Sie macht bei Übersteuerung am Steuergitter schlagartig dicht. Die Remote CutOff dagegen „regelt sich selber“, je nachdem, wie hoch das Gitter angesteuert wird. Im Umkehrschluss heisst das auch, dass sie wesentlich höher angesteuert werden kann.

Wie fast jede „Remote Cutoff“ Röhre lässt sich die Regeleigenschaft in einem gewissen Bereich aber auch „abschalten“ bzw. sie – unter normalen Bedingungen – nicht wirksam werden zu lassen. Das kann man wirklich am besten (und schnellsten) am lebenden Objekt herausfinden.

Oszilloskop und Signalgenerator gehören daher zum Pflichtprogramm, wenn die Beschaltung „durchgeorgelt“ wird. Und dabei gilt: Nicht nur auf den Sinus schauen – das Rechteck ist wesentlich interessanter. Im gesamten NF-Frequenzbereich (20Hz bis 20kHz) muss das Rechteck mit echten Waage- und Senkrechten darzustellen sein.

Feinheiten für den NF-Einsatz

Wer sich auf die EF50 als Vorstufenröhre einlässt, muss damit rechnen, dass sie sich nicht nur im Hochfrequenzbereich divenhaft benimmt. Lange Verdrahtungswege sind Garant dafür, dass diese rote Lady dann nicht das macht, was man von ihr erwartet. Die paar Bauteile sollten wirklich direkt an der Röhrenfassung gelötet werden.

aufbauphase-1

Diese Pentode besitzt eine äussere und eine innere Schirmung, wobei Letztere an zwei Anschlüssen liegen. Bei „neueren“ EF50 ist die innere Schirmung intern verbunden. Dann sollte man die innere Schirmung auch nur an einem Pin anschliessen. Weil wegen Masseschleife der zu einem veritablen Brumm führt. Die äussere Schirmung (die rote Farbe) liegt am mittleren Röhrenstift (den „Schlüssel“).

Wichtig: An der Schirmung, die auf kürzestem Wege zur Schaltungsmasse führt, wird nichts anderes angeschlossen. Auch wenn es verführerisch ist, hier den Kathodenwiderstand anzulöten.

EF50 Beschaltung

Die EF50 kann sehr hoch verstärken. Eine hochverstärkende Vorstufe ist für die EL504 aber gar nicht nötig, zumal man sich damit auch Dinge einhandelt, die man im NF-Bereich so gar nicht gebrauchen kann. Nicht zuletzt trägt der neue Phase-Splitter (Phasenumkehr) ja auch noch etwas zur Verstärkung bei.

Kurz und gut: Die EF50 wird (diesmal) als Pseudo-Triode beschaltet. Das, was sie in dieser Betriebsart leistet, ist immer noch beachtlich.

Mit der Spannungsversorgung machen wir kein Gedöns: Zunächst gleichrichten und ausreichend sieben. Über einen Serienwiderstand mit nachgeschaltetem Siebelko geht es dann zur EF50-Vorstufe. Eine klassische CRC-Siebung. Der Widerstand sorgt auch dafür, dass sich der Elko „langsam“ auflädt.

Auch wenn wir hier bei weitem nicht die zulässige Anodenkaltspannung erreichen, ist die EF50 „dankbar“ für eine relativ „langsam“ hochlaufende Anodenspannung. Wenn die ersten hundert Volt anliegen, hat diese Pentode bereits leicht erhöhte Temperatur.

Grenzwerte sind keine Betriebswerte!
Die Lady will richtig behandelt werden. Glacéhandschuhe und in Watte packen braucht man nicht, aber geht man zu robust mit ihr um, fällt sie durch unflätiges Verhalten auf oder verweigert eine Zusammenarbeit vollständig.

Vorstufe zweiter Teil

Der Phase-Splitter. Mit der Wald-und-Wiesen-Röhre ECC82 bzw. 12AU7.

Aus dem gleichen Spannungszug wird auch die Phasenumkehr (Phase-Splitter) versorgt. Die – als Long Tail Pair – beschaltete ECC82 (12AU7), zieht die Betriebsspannung auch noch etwas herunter. Gegebenenfalls muss der Siebwiderstand im Netzteilbereich der EF50 angepasst werden.

Diese beiden Vorstufen werden direkt angekoppelt, also ohne Kondensator im Signalweg. Aber mit Trick-17.

Dazu – und wie es weitergeht – demnächst in diesem Theater…

Update 08.02.2019 Zwei „Oskarbilder“ in die Photostrecke hinzugefügt. Sage noch einer was gegen „Remote CuteOff“ oder (typisch Deutsch) „Regelröhren“. Dieser Begriff (also „Regelröhren“) ist genauso dämlich wie „Phasenumkehr“ (engl. Phase-Splitter).

frihu

…hört gerne Musik. Über Röhrenverstärker. Musikrichtung egal. Ausser Jazz, Hip-Hop, House, Metal, Trash, Schlager, Volksmusik, Gangsta-Rap (noch schlimmer, wenn in Deutsch gebrüllt). Da krieg' ich ein Hörnchen.Autor der Bücher: Hören mit Röhren, Röhrenschaltungen und High-End Röhrenschaltungen. Artikel in hifi-tunes (Röhrenbuch 2): Bauteileauswahl für Röhrenverstärker und EL509 Single-Ended Röhrenverstärker im Selbstbau

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