A Kind of „magisches Auge“

Der „magische“ Chip

Selbst ein Hardcore-Röhrenjunkie wird sich für einen Wandler keinen mechanischen Zerhacker in’s Wohnzimmer stellen. Das leise „Rrrrrr“ dürfte für den Musikgenuss nicht gerade förderlich sein. Also doch modernes Elektronikzeugs.

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Ein in Frage kommender Chip – ein 7660 – findet sich relativ schnell. So manche Recherche zu einem Röhrenverstärker dauert ungleich länger. Also, Datenblatt studiert – ja, das könnte funktionieren. Die Versorgungsspannung ist (ganz wichtig) gleichzeitig die Wandlerspannung. Bereits ab etwa 1,5V fängt der Wandler an zu arbeiten. Netterweise liefert das Datenblatt eine Applikationsschaltung gleich mit. Das gibt’s doch bestimmt auch als „Ready-to-use“…

Ja, so etwas gibt es. In Briefmarkengrösse aus dem Ali-Discount für ’nen läppischen Euro. Bei zwei Stück eben läppische zwei Euro. Leider in Europa nicht erhältlich. Auf irgendwelchen Übersee-Importe verzichte ich. Bin meinem Geld ja nicht böse… (An dieser Stelle der Hinweis, dass es in diesem Bereich wohl viele Fake-Shops gibt!)

Es sollte klar sein, dass – ähnlich wie beim Zerhacker – das Teil „taktet“. Standardmäßig mit 10kHz, was etwas niedrig erscheint – liegt es doch innerhalb des Audio-Frequenzbandes. Von dem 7660-Chip gibt’s noch die „S-Variante“: Den 7660-S. Der verfügt über einen „Turbo-Modus“ mit 45kHz, wenn Pin 1 (sonst NC) mit Pin 8 verbunden wird. Genau den brauchen wir.

Was wir noch brauchen ist ein Röhrenverstärker, dem man den ganzen Kram „unterjubeln“ kann. Hier war es ein umzubauender 300B-Verstärker, bei dem eine Treiberstufe „überflüssig“ wurde. Wäre da nicht der Wunsch gewesen, sich den BIAS-Stand „irgendwie“ anzeigen zu lassen, wäre die Fassung unbestückt geblieben (oder mit einem Dummy besetzt worden). Dieser Umbau war die Initialzündung für die (Schnaps)-Idee, sich den Stand des Ruhestroms mit „magischem Auge“ anzeigen zu lassen.

Man nehme…

Ein Stückchen Lochrasterplatine, den acht-poligen 7660-S Chip nebst Fassung in der Grobmotoriker-Variante (DIP) und zwei kleine 10µF-Elkos. Das Ganze – weil Stereo – zweimal. Dazu ein paar Bauteile zur Anpassung, etwas Zeit, einen Lötkolben mit feiner Spitze, eine ruhige Hand und ein gutes Auge.

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Als „magisches Auge“ – genauer „Bandanzeige“ wird eine EM83 verwendet, weil sie eine „brauchbare“ Stereoanzeige besitzt. Die EM83 benötigt zur „Vollaussteuerung“ etwa -8V am Steuergitter, wenn der Hilfssteg (Stift 6) auf +Ub (250V) gelegt wird. Liegt der Hilfssteg auf Massepotential, dann sind -16V zur Vollaussteuerung nötig (das Datenblatt ist da nicht unbedingt eindeutig). Da lässt sich also etwas „spielen“.

Da der Röhrenverstärker auf Class-A1 (Ruhestromregelung) umgerüstet werden sollte, musste der Kathodenwiderstand so dimensioniert werden (prima Gelegenheit sich wieder mit dem ohmschen Gesetz zu beschäftigen), dass die „passende“ Wandlerspannung von etwa 3,5V bis 4V entsteht. Wobei zu berücksichtigen ist, dass der Chip bei unter 3V Wandlerspannung nicht mehr zuverlässig arbeitet…

Wenn möglich sollte der „neue“ Kathodenwiderstand unter 100Ω bleiben und ist zusätzlich mit einem Elko zu brücken. Diesen Elko bitte aus der Low-ESR Abteilung (wegen der besseren „HF-Eigenschaften“). 08/15-Ware tut’s auch, man sollte dem Elko dann aber eine Folie (100nF) parallel schalten. Es kann dabei zu einer leichten Klangänderung kommen. Aber durchaus nicht zum Nachteil. In diesem Fall brachten 54Ω das beste Ergebnis.

Mit grosser Wahrscheinlichkeit ist auch der Regelbereich der Ruhestromregelung zu ändern, um die Endröhre – wie in diesem Fall – dazuzubewegen, einen geeigneten Spannungsabfall von etwa 3,5V bis 4V am Kathodenwiderstand zu „produzieren“.

frihu

…hört gerne Musik. Über Röhrenverstärker. Musikrichtung egal. Ausser Jazz, Hip-Hop, House, Metal, Trash, Schlager, Volksmusik, Gangsta-Rap (noch schlimmer, wenn in Deutsch gebrüllt). Da krieg' ich ein Hörnchen. Autor der Bücher: Hören mit Röhren, Röhrenschaltungen und High-End Röhrenschaltungen. Artikel in hifi-tunes (Röhrenbuch 2): Bauteileauswahl für Röhrenverstärker und EL509 Single-Ended Röhrenverstärker im Selbstbau

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