Telefunken S600

Subchassis

Die Kabelbinder an den Federn belässt man da, wo sie sind. Sie begrenzen den Federweg des Subchassis. Ohne diese Fixierung haben die Federn zuviel Spiel und das Subchassis wird instabil bzw. „wabbelig». Die Schaumstoff-Dämpfer allein können das nicht ausgleichen!

Diese drei Schaumstoff-Dämpfer befinden oder befanden sich unter dem Plattenteller. Sind die Schaumstoff-Pfropfen noch in Ordnung, dann belässt man sie da, wo sie sind. Auch wenn sie nicht mehr schön aussehen. Zerlegen sich die Pfropfen jedoch in ihre atomaren Bestandteile, ersetzt man sie durch zurechtgeschnittenes Schaumstoffmaterial von Einmal-Putzschwämmchen.

Das „reinporkeln» in die entsprechenden Löcher ist kein Problem und erst dann sitzt das Subchassis „passgenau». Natürlich muss sich das Subchassis in einer Waagerechten Position befinden und sollte sich etwas bewegen lassen, aber nicht „herumwabbeln». Das hat es früher auch nicht getan.

Die Idee, als „Ersatz» die Transport-Sicherungsschrauben einzudrehen, ist nicht so gut, wie es sich zunächst anhört.

„Lightshow»

Eigentlich hat nur ein Glühbirnchen eine „lebenswichtige» Funktion. Alles andere ist (schickes) „Beiwerk».

Die Glühbirnchen unter den Sensortasten darf man durch 5mm LED (grün oder weiss) ersetzen. Achtung: Je LED ein Vorwiderstand! Die eine, gemeinsame, Massebahn verführt da zu „Bequemlichkeit». Ich weiss. Ich bin da auch schon einmal darauf hereingefallen.

Auf die optische Anzeige der Aufsetzhilfe kann man eigentlich verzichten. Wenn nicht, sollte man eine helle LED als Ersatz nehmen. Es muss nicht immer „Weiss» sein. Warum nicht 3mm Superhell-Blau? Vorwiderstand muss, Polarität ist egal.

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Das Birnchen für die Abschaltautomatik muss allerdings leuchten. Ist das Birnchen defekt, befindet sich der Plattenspieler in „Dauer-Stop». Eine weisse, hell leuchtende, LED ist eine gute Alternative. Eine LED hat aber den Nachteil, dass der Lichtstrahl gerichtet ist. Die richtige Positionierung ist etwas tricky. Dieser Bereich ist übrigens der „Stromfresser» schlechthin. Hier rauschen über 100mA durch die Leitung!

Wenn man hier auf LED umrüstet, sollte man die Versorgungsspannung von der Aufsetzhilfe nehmen! Die Glühlampenanschlüsse sind mit einem 100Ω/2W-Widerstand zu brücken.

Generell: Der Umstieg auf LED lohnt sich! Sowohl der Trafo als auch der Spannungsregler werden merklich entlastet. Dann reicht wirklich ein 500mA-Regler. Nach LED-Umbau nochmals die Gleichspannung auf „echte» Null-Linie prüfen.

Das Glimmlämpchen für das Stroboskoplicht ist allerdings „Aus» und kommt auch nicht wieder „rein». Dann ist Kreativität gefragt und es muss wahrscheinlich auch mit einem anderen Vorwiderstand gearbeitet werden. Aber Achtung: Das Birnchen liegt direkt an der Netzspannung.

Plattenteller

Und da ist der Plattenteller. Er schmeisst das Kampfgewicht von etwa 2,5Kg Zink-Druckguss in die HiFi-Arena. Das ist durchaus eine beachtliche Masse – zudem elektrisch leitend. Über den Mittelstift (Dorn) sollte dieser auch geerdet sein (wenn der Vorverstärker geerdet ist) bzw. auf Massepotential liegen.

Im Original befindet sich eine sehr dünne Drahtfeder am Mittelstift, der den Masse-Erde-Kontakt sicherstellt. Der fehlt in vielen Fällen. So auch bei meinem Ersatz-S600.

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Fehlt dieser Masse-Erd-Kontakt, kommt es beim Abspielen von Schallplatten garantiert zu einer beachtlichen statischen Aufladung, die sich schlimmstenfalls über den Tonarm entlädt. Wenn es anfängt nach ionisierter Luft zu riechen, sollte der Lautstärkeregler schnell auf „leise» gedreht werden… Und man darf dann hoffen, dass das SAS560-IC „überlebt».

Anstatt mit einer zurecht geschnittenen Drahtfeder zu experimentieren, habe ich eine sehr dünne Metall-Unterlegscheibe verwendet, die ich über den Mittelstift auf das Antriebsrad gelegt habe. Damit bekommt der der Plattenteller sicheres Massepotential. Ein Stückchen Blattmetall (Kupferfolie) in der Stärke von 0,1mm tut es natürlich auch. Der Plattenteller muss hinterher plan auf das Antriebsrad aufliegen. Damit hat sich das Thema „statische Elektrizität» erledigt.

Und nicht nur das! Bei meinem Ersatz-S600’er war dann auch der „Klang-Schleier» plötzlich weg. Spurlos verschwunden. Es klingt nun so, wie mein „Erbstück».

Der Rest

Die Lifteinstellung ist im Original etwas tricky. Da geht es um Millimeter. Meine Lösung: Der Lift-Zylinder sollte komplett abgesenkt sein, wenn der Lifthebel „nach unten» betätigt wird. Dazu noch den Plastikpropfen vom Tonarm entfernen. So hat man wesentlich mehr Spielraum.

Macht der Tonarm Luftsprünge, wenn der Lift nach oben fährt, ist entweder das falsche Fett im Spiel oder der Bowdenzug muss nachgestellt werden.

Zur Plattentellerauflage: Die Original-Gummiunterlage hat zwar die richtige Dicke für Shure, kann aber für andere Tonabnehmer zu dick sein. Wenn das AT95E zum Einsatz kommt, nutze ich eine Carbon-Filz Matte.

Trotz Erdung (durch den Vorverstärker) des Plattentellers kann eine geerdete Carbon-Bürste, gerade bei den neuen 180g-Platten (Platte, nicht dieses Hipster-Vinyl!), ganz nützlich sein. Ich weiss, dass es da unterschiedliche Auffassungen zu gibt…

Spendieren Sie dem Telefunken S600 (S500) zudem Unterstellfüsse. Auch in diesem Bereich ist vieles eine Religionsfrage. „Atheisten» schauen in die „Wunderkiste», was sich verwenden lässt oder gehen im Baumarkt oder bei IKEA auf Ideensuche.

Meinem „Erbstück» habe ich „frecherweise» alte Thorens-Gummifüsse und Gummi-Flaschendichtringe (!) als „Unterlegscheibe» verpasst. Trittschall? Was ist das?

Natürlich kann man eine Basis nutzen. Sollten Sie die Preise für HiFi-Plattenspielerbasen doch etwas „überspitzt» finden, gehen Sie in den Supermarkt und steuern die „Hausfrauen-Abteilung» an. Zielobjekt ist ein 3 – 5cm dickes Holzschneidebrett aus Bambus. Wenn „Bambus natur» sich mit der Inneneinrichtung beisst, spricht nichts gegen Farbe.

Der S600 ist, Aufstellungstechnisch, eigentlich gutmütig. Es reicht, ihn „einigermaßen gerade» aufzustellen. Weil hier ein Subchassis verwendet wird, muss man evtl. auf dem Plattenteller auswaagen. Wenn sich die Dämpfer und die Kabelbinder im Gerät befinden, wird das leicht.

Mit der Antiskating- und Gewichtseinstellung betreibe ich ebenfalls keine Religion. Die Antiskating-Einstellung ist dann (fast) richtig, wenn sich der Tonarm beim Absenken nicht nach aussen bewegt. Stimmt zudem die Stereo-Balance, sollte man es so lassen, wie es ist. Bezüglich Gewicht: Ausprobieren.

Zum Schluss

Mit der Elektronik lässt man sich Zeit. Selten geht das an einem Wochenende. Man kann sich viel Zeit und Ärger sparen, wenn man auf saubere Gleichspannung achtet.

Zu den Fehlerquellen: Das sind keine „Muss-Fehler», sondern „Kann-durchaus-sein-Fehler». Diese Fehlerbilder alle einzeln aufzuführen, ist fast unmöglich.

frihu

…hört gerne Musik. Über Röhrenverstärker. Musikrichtung egal. Ausser Jazz, Hip-Hop, House, Metal, Trash, Schlager, Volksmusik, Gangsta-Rap (noch schlimmer, wenn in Deutsch gebrüllt). Da krieg' ich ein Hörnchen. Autor der Bücher: Hören mit Röhren, Röhrenschaltungen und High-End Röhrenschaltungen. Artikel in hifi-tunes (Röhrenbuch 2): Bauteileauswahl für Röhrenverstärker und EL509 Single-Ended Röhrenverstärker im Selbstbau

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