Wetter-Klang

Okay, das hätten wir. Doch das ist nur ein Teil der Wahrheit. Eine anderer physikalischer Bereich ist die Sache mit der

Temperatur

Natürlich reagieren auch alle elektronischen Bauteile auf das Wetter bzw. auf die Temperatur. Ob die Bauteile nun etwa 20°C „Starttemperatur» haben, oder fast 30°C – ein „kleiner» Unterschied!

In den 1970’er bis 1980’er Jahren war es beispielsweise unter den „HiFi-Extremisten» verpönt, den (Halbleiter-) Verstärker nach einer „Hörsession» auszuschalten, um die elektronischen „Innereien» auf Temperatur zu halten.

Abgeschaltet wurde nur bei längerer Abwesenheit, aufziehendem Gewitter oder zwangsweise – bei Stromausfall.

Die heute, modernen, Bauelemente (Metallwiderstände MKP-Kondensatoren) sind unempfindlicher gegenüber Celsius. Wer aber, so wie „damals», mit MKT-Kondensatoren oder Kohlewiderstände (Kohleschicht oder Carbon Composit) arbeitet, der kann eine gewisse Temperaturabhängigkeit nicht verleugnen.

Im gewissen Rahmen ist das auch gewollt, deshalb findet man auch heute noch „temperaturabhängige» Bauteile. Nachteil: Wenn zuviel Celsius in’s Spiel kommt, dann hat man den Salat…

Zu den Bauteilen gehört natürlich auch der Kupferdrahtwickel. Die Temperatur dürfte auf das Verkabelungsgedöns nur eine akademisch geringe Auswirkung haben.

Nicht aber bei Spulen jeder Art. Also Übertrager und Drosseln bei Röhrenverstärkern. Natürlich auch die Kupferwickel auf der Frequenzweiche im Lautsprechergehäuse und am Lautsprecher selber.

Und selbst im teuersten Tonabnehmer findet sich eine „simple» Spule, bestehend aus feinem Kupferdrähtchen (das menschliche Haar ist gegenüber diesem Draht dicker).

Gerade Kupfer ist ja „Wärmesensibel». Bei 30°C ist der Drahtwiderstand, beispielsweise, höher als bei 20°C. Auf ein Meter macht das vielleicht, je nach Drahtquerschnitt, ein paar Mikroohm aus. Bei Spulen kommen jedoch ein paar Meterchen zusammen…

Das ist so und lässt sich auch nicht mit „Esoterik» beheben…

Prima Klima

im HiFi-Zimmer ist eigentlich die Lösung. Und das lässt sich nur mit einer ausgeklügelten Klimatechnik bewerkstelligen, die neben Temperatur auch die Luftfeuchtigkeit auf „Wohlfühlstand» halten.

Statt vier- oder fünftausend Emmchen für Kabelgedöns oder Klangschälchen auszugeben, ist diese Summe in einer Klimaanlage doch wesentlich besser investiert. Die Frage nach dem ökologischen Fussabdruck, muss jeder für sich selber beantworten.

Musik hören und auch zu geniessen war, „unter’m Dach, juchhe», komplett unmöglich. Ein Bekannter hat bei Ankündigung der Hitzewelle die Schallplatten nebst abgeschraubten Tonabnehmer in Sicherheit gebracht…

Das Ganze ist übrigens relativ zu sehen.
Natürlich habe ich überzeichnet (vor allem stark vereinfacht).

Aber einen gewissen Effekt im Wohn- oder HiFi-Zimmer gibt es. Der ist sogar messbar. Wie stark sich das nun auswirkt, lässt sich nicht festmachen bzw. pauschalisieren. Auf jedenfall wesentlich bedeutsamer, als die Kristallpyramide (für bessere Obertöne) auf den Lautsprechern.

Auch scheint sich die Wärmebelastung beim Menschen (besonders bei den älteren Jahrgängen) auf die „akustische Wahrnehmung» auszuwirken. Selbst mit Klima war „Zimmerlautstärke» eher unangenehm. HiFi war in meinem Bekanntenkreis generell weniger ein Thema. Der Nachschub an „kühle» Getränke war viel wichtiger…

Was bleibt?

Bei so einem heisse Wetter bleibt nur, die Anlage ausgeschaltet zu lassen.

Fallen Sie nicht auf die Schamanen herein, die dieser Tage wohl mit dem Versenden von Klang-Devotionalien nicht mehr nachgekommen sind. Sie werden feststellen, dass es nichts bis gar nichts bringt oder gebracht hat.

Ein Besuch des Schwimmbades, wahlweise Baggersee, ist vorzuziehen. Oder man verzieht sich in den Katakomben – Trafos „anmalen».

frihu

…hört gerne Musik. Über Röhrenverstärker. Musikrichtung egal. Ausser Jazz, Hip-Hop, House, Metal, Trash, Schlager, Volksmusik, Gangsta-Rap (noch schlimmer, wenn in Deutsch gebrüllt). Da krieg' ich ein Hörnchen.Autor der Bücher: Hören mit Röhren, Röhrenschaltungen und High-End Röhrenschaltungen. Artikel in hifi-tunes (Röhrenbuch 2): Bauteileauswahl für Röhrenverstärker und EL509 Single-Ended Röhrenverstärker im Selbstbau

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