Tuning? Eine Bestandsaufnahme

Tuning ist ein dehnbarer Begriff (geworden). Unter dem Begriff Tuning bei Automobilen fallen heute sogar schon billige, meist verbotene, Blendereffekte. Das echte Tuning dagegen kostet richtig Knete und besitzt sehr oft auch eine Betriebserlaubnis. Ein „echtes“ getuntes Auto, beispielsweise, hat mit dem Serienmodell oft nur noch Äusserlichkeiten gemeinsam.

Urban Legend ist da beispielsweise der VW-Käfer mit Porsche-Motor. Als Jungspund bin ich mit meinem Opel Kadett auch schon dem (Motor-) Tuning verfallen. Das war aber eher unauffällig – sorgte aber trotzdem alle vier Jahre, wenn der TüV fällig war, für nervöses Herzklabaster.

Bei einigen Mitstreitern, die es übertrieben hatten, kam es regelmäßig zu Spontan-Scheidungen. Andere bauten zuvor die unerlaubten Dinge aus und nachdem der TüV-Segen erteilt worden war, wieder ein, kutschierten dann noch ein Jahr lang herum und verkauften die Karren dann.

Natürlich mit Gewinn. Meist auf den berühmt-berüchtigten „Gebrauchtwagenmessen“ auf irgendwelchen Parkplätzen. Da konnte man alles finden. Autos in einem wirklich sehr fragwürdigen Zustand, ein Töff-Töff für den Führerschein-Neuling sowie echte Hot-Rods.

hot-rod

Und natürlich ganz viele Blender. Ein Blendermerkmal war beispielsweise der Motorblock, von dem man essen konnte… Womit wir schon fast beim Thema wären.

Verstärker-Tuning

Das Verstärker-Tuning kann man zunächst ganz grob in drei Bereiche unterteilen: Einmal, wenn Schamanen bzw. Klangexorzisten den Verstärker in die Hände bekommen. Hier habe ich mich schon einmal darüber ausgelassen. Das gibt es heute, bedauerlicherweise, immer noch.

Und dann gibt’s, zum Zweiten, das „Experten“-Tuning wo mit Bauteilen aus der Hogwart’schen Winkelgasse gezaubert wird. Bei einem Röhrenverstärker sind das neben Röhren vor allem Kondensatoren. In ganz wenigen Fällen findet ein Tuning mit mehr oder weniger sinnvollen Zusatzschaltungen statt. Auch wenn ich kein Freund davon bin, fand sich in diesem Verstärker etwas halbwegs „Sinniges“.

Beim dritten und letzten Fall will ich mal vom „echten“ Tuning reden (wie Aaron von den Gas Monkeys es auch getan hat). Da wird ein Röhrenverstärker komplett ausgeweidet und mit einer anderen Schaltung komplett neu wieder aufgebaut. Ja, das mache ich auch hin und wieder. Siehe hier, da oder dort.

Letzteres war übrigens auch anzuraten weil wegen Selbsterhaltungstrieb… Was diesen Verstärker betrifft, da sollte es noch zu einem Deja Vu kommen.

Wie auch seinerzeit auf der „Gebrauchtwagenmesse“, war bzw. ist man gut beraten, einen kundigen Berater mitzunehmen, der eine Sache besser beurteilen kann, als man selbst. Gestandene KFZ-Meister hörten damals meist schon am Motorgeräusch, ob da ein neuer Zahnriemen (das kann richtig teuer werden) fällig wird…

Mit Zitronen gehandelt

Ob man mit Zitronen gehandelt hat, stellt sich natürlich erst nach dem Kauf heraus. Ist ein Naturgesetz. Zu diesem Fall:

Für relativ kleines Geld wurde ein, im Grossen und Ganzen, gut beleumdeter Gegentakt-Röhrenverstärker angeboten. Im Verkaufstext wurde explizit ein fachmännisches Tuning erwähnt. Okay, das kann stimmen – meistens aber nicht. Stutzig hätte man aber werden sollen, weil der Verstärker noch mit einer ominösen „Black-Box“ feilgeboten wurde.

Anhand des Verkaufstextes kann der rudimentär Bewanderte erahnen, dass sich in diesem Kistchen zusätzliche Kapazitäten befinden. Die Erklärung zu dieser „Black-Box“ mag für einen Laien schlüssig klingen, ist aber nur ein Szene-typisches Bullshit-Bingo.

verkaufstext

Wie auch immer. Es kam, wie es kommen musste… Nun steht die Kiste auf meiner Werkbank, um zu retten, was zu retten ist.

frihu

…hört gerne Musik. Über Röhrenverstärker. Musikrichtung egal. Ausser Jazz, Hip-Hop, House, Metal, Trash, Schlager, Volksmusik, Gangsta-Rap (noch schlimmer, wenn in Deutsch gebrüllt). Da krieg' ich ein Hörnchen.Autor der Bücher: Hören mit Röhren, Röhrenschaltungen und High-End Röhrenschaltungen. Artikel in hifi-tunes (Röhrenbuch 2): Bauteileauswahl für Röhrenverstärker und EL509 Single-Ended Röhrenverstärker im Selbstbau

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